Neue Open-Access-Vorgaben ab 2021
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Offener, transparenter und kollektiver forschen – der Wissenschaftsfonds FWF richtet mit Jahresbeginn 2021 seine Open-Access-Vorgaben nach den Prinzipien der internationalen „Plan S“-Initiative aus. Forschungsergebnisse werden künftig frei und kostenlos für alle lesbar sein.
Mit 1. Jänner 2021 treten die neuen Open-Access-Vorgaben des FWF in Kraft, die in Einklang mit der internationalen Initiative Plan S stehen. Plan S wurde von cOAlition S, einem Zusammenschluss von 24 Forschungsfördergebern, entwickelt, um einen freien Zugang zu wissenschaftlichen Erkenntnissen zu erwirken. Demnach werden nur noch Publikationen gefördert, die ab dem Zeitpunkt der Publikation für die Öffentlichkeit frei zugänglich sind – und nicht erst nach einer Sperrdauer von mehreren Monaten, wie heute oft üblich. Die neue Policy ermöglicht den Forschenden eine erhöhte Sichtbarkeit und sichert ihnen die Rechte an ihren Forschungsresultaten. Die Forschungsstätten werden bei der Transparenz der Preis- und Vertragsbedingungen für Publikationskosten unterstützt.
Wissenschaftliche Literatur wird kostenlos und frei zugänglich sein
Open Access steht für transparente Wissenschaft und wird seit mehr als 20 Jahren aktiv von einer Vielzahl an Initiativen (wie beispielsweise Berlin Declaration), Forschungsförderern wie dem FWF, WissenschaftlerInnen und Institutionen gefordert (siehe dazu auch scilog-Interview mit Dr. Ulrich Pöschl). Welche Potenziale Open Access ermöglicht, wurde erst in diesem Jahr durch die COVID-19-Pandemie erneut verdeutlicht, in der das schnelle, friktionslose Zur-Verfügung-Stellen und Zugänglichmachen von wissenschaftlicher Information essenziell ist.
Um den sofortigen Zugang zu wissenschaftlicher Literatur in allen Wissenschaftsdisziplinen sicherzustellen, hat cOAlition S mit Plan S gemeinsame Prinzipien vorgelegt, wie begutachtete Publikationen ab 2021 frei zugänglich gemacht werden sollen. Das gemeinsame Ziel der derzeit 24 Forschungsförderer ist es, alle von ihnen geförderten wissenschaftlichen Forschungsergebnisse vollständig offen und frei zugänglich zu machen. Der FWF hat sich als eines der ersten Mitglieder von cOAlition S verpflichtet, seine Open-Access-Richtlinien an Plan S anzupassen. Die neuen Vorgaben sind der nächste Schritt am Weg zu mehr Open Access in der österreichischen Wissenschaft.
Was ändert sich für FWF-geförderte Forschende?
Die neue, „Plan S“-konforme Open Access Policy gilt für alle Forschungsprojekte des FWF, die ab dem 1. Jänner 2021 bewilligt werden. Wissenschaftliche Artikel mit Peer-Review, die aus diesen Projekten hervorgehen, müssen ohne Zeitverzögerung open access publiziert werden. Das wird für die ersten durch den FWF geförderten Projekte etwa ab Ende 2021 oder Anfang 2022 zutreffen. Für andere Publikationsformate wie v. a. Monographien und Sammelbände wird im Rahmen von cOAlition S in den nächsten Jahren eine verbindliche Richtlinie entwickelt.
Drei Optionen stehen Forschenden für die Open-Access-Veröffentlichung zur Verfügung:
- Publikation in einer Open-Access-Zeitschrift/Plattform (Gold Open Access)
- Archivierung des akzeptierten Manuskripts in einem frei zugänglichen Repositorium ohne Embargofrist mit einer „Creative Commons Attribution CC BY“-Lizenz (Green Open Access). Hier gilt zu beachten, dass bereits bei der Einreichung des Manuskripts beim Verlag im Acknowledgement eine „CC BY“-Lizenz für das akzeptierte Manuskript vergeben werden muss. Siehe dazu die von cOAlition S entwickelte „Rights Retention Strategy“ und die einzufügende Passage laut FWF OA Policy.
- Publikation in einer Subskriptionszeitschrift, sofern zwischen den Forschungsstätten bzw. Förderungsgeber und den Verlagen ein transformatives Open-Access-Abkommen (transformative agreement) besteht oder das Journal ein transformatives Open Access Journal ist (Hybrid Open Access)
Um AutorInnen beim „Plan S“-konformen Publizieren zu unterstützen, hat cOAlition S das Journal Checker Tool (JCT) entwickelt. Durch Eingabe von drei Parametern im JCT – Zeitschrift, Fördergeber und Institution – kann so rasch festgestellt werden, welche Möglichkeiten bestehen, um konform mit Plan S und damit der Open Access Policy des FWF zu publizieren.
Seit 15 Jahren am Weg zu Open Access
Seit über 15 Jahren unterstützt der FWF WissenschaftlerInnen und Forschungsinstitutionen bei der Umsetzung von Open Access und tut dies auch weiterhin:
- Der FWF unterstützt seit 2004 die Finanzierung von Publikationskosten im Rahmen der Programme Referierte Publikationen (Zeitschriftenartikel) und Selbstständige Publikationen (Monographie und andere Formate).
- In enger Zusammenarbeit mit den österreichischen Forschungsstätten wurde bereits eine Reihe von transformativen Open-Access-Publikationsabkommen abgeschlossen, die es AutorInnen ermöglichen, in einer Vielzahl von Zeitschriften open access zu transparenten Kosten zu publizieren.
- Zusätzlich fördern der FWF und viele österreichische Forschungsstätten alternative Publikationsmodelle wie zum Beispiel SciPost oder Open Library of Humanities. Darüber hinaus werden Infrastrukturen wie das Directory of Open Access Journals (Registrierung von Open-Access-Zeitschriften), OAPEN (Repositorium für Open-Access-Monographien) und Europe PubMedCentral (pdf, 202KB) (Repositorium für Artikel in den Lebenswissenschaften) unterstützt.
- Die österreichischen Forschungsstätten verfügen über ein Reihe von international registrierten Repositorien, in denen Publikationen frei zugänglich und nachhaltig archiviert werden können. Dort, wo keine institutionellen Repositorien zur Verfügung stehen, gib es Angebote für alle Wissenschaftsdisziplinen etwa von ZENODO.
Bis 2024 wird cOAlition S eine Zwischenevaluation durchführen, um etwaige Anpassungen vorzunehmen und neuere Entwicklungen berücksichtigen zu können.
Dokumente:
Die neue Open Access Policy des FWF ist unter folgendem Link abrufbar: https://www.fwf.ac.at/de/forschungsfoerderung/open-access-policy/open-access-fuer-referierte-publikationen
scilog-Interview mit Dr. Ulrich Pöschl
Kontakt:
Für Rückfragen stehen Ihnen Falk Reckling und Katharina Rieck aus der „Abteilung Strategie - Policy, Evaluation, Analyse“ zur Verfügung.