Portraitbild Emmanuel Heilmann und Dorothee von Laer.
Dorothee von Laer und Emmanuel Heilmann (Medizinische Universität Innsbruck) sind eines von 14 Teams, deren Coronaforschung vom FWF gefördert wird. Foto: MUI/Bullock

In der jüngsten Kuratoriumssitzung konnten so viele Corona-Forschungsprojekte wie nie zuvor bewilligt werden. Insgesamt starten 14 neue Projekte im Umfang von fünf Millionen Euro an Forschungsstätten in ganz Österreich. Die Bandbreite reicht von klinischen und medizinischen Studien bis hin zu Analysen der gesellschaftlichen Auswirkungen der Pandemie. Erfahren Sie mehr über jene Forschenden, die bei den jüngsten FWF-Akutförderungen reüssieren konnten.

 

Genetische Risiken und Resilienzfaktoren bei bipolarer Störung
Susanne Bengesser, Universitätsklinikum für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin, Medizinische Universität Graz
295.000 Euro Förderungsvolumen

Portraitbild Bengesser Susanne

Susanne Bengesser von der Medizinischen Universität Graz. Foto: Weinwurm Wien

Die Psychiaterin und Molekularbiologin Susanne Bengesser von der Medizinischen Universität Graz (Co-Applicants: Nina Dalkner und Eva Reininghaus) und ihr Team untersuchen die Auswirkungen von polygenen Risikofaktoren auf Stress und Depression in der COVID-19-Pandemie. Das klinische Forschungsprojekt spürt neuro-bio-psychologischen und genetischen Ursachen reaktiver psychiatrischer Symptome nach, versucht genetische Risiken für eine COVID-19-Infektion sowie Resilienzfaktoren gegen COVID-19 zu identifizieren und analysiert die Schutzwirkung von Lithium, welches als antioxidativ und potenziell entzündungshemmend gilt.

Um individuelle, reaktive psychische Veränderungen zu erfassen und zu klären, welche Gene damit ursächlich verknüpft sein könnten, wird das klinische Erscheinungsbild von 400 Probandinnen und Probanden mit bipolarer Erkrankung und Kontrollen umfassend beschrieben ("deep phenotyping & genotyping"). Im Anschluss wird die individuelle psychologische Stressbelastung während der Pandemie durch standardisierte psychologische Tests und physiologische Messungen erhoben. Ziel ist es, genetische und psychologische Prädiktoren für COVID-19-Pandemie-assoziierte Symptome zu finden und Präventionsmechanismen zu identifizieren, um das Wohlbefinden von Menschen in Krisensituationen zu stärken.

 

Vorbeugung und Behandlung viraler Infekte mit Xanthohumol
Ina Bergheim, Department für Ernährungswissenschaften, Universität Wien
398.000 Euro Förderungsvolumen

Ina Bergheim von der Universität Wien.

Ina Bergheim von der Universität Wien. Foto: Jürgen Biniasch

Weltweit werden derzeit Menschen gegen den Corona-Auslöser, das SARS-CoV-2-Virus, geimpft. Wie lange die entwickelten Vakzinen wirksam sind, ob sie auch gegen Mutanten helfen und ob sie sowohl bei milden wie ernsten Verläufen helfen, ist derzeit noch unklar. Einen neuen Behandlungsweg untersucht die Ernährungswissenschaftlerin Ina Bergheim. Pilotstudien mit Xanthohumol haben gezeigt, dass das bislang ausschließlich in Hopfen nachgewiesene Pflanzenpolyphenol die von den CD14+ Zellen ausgelöste Immunantwort dämpft – selbst dann, wenn es „nur“ mit der Nahrung aufgenommen wird.

Das von Bergheim initiierte Projekt soll klären, inwieweit Xanthohumol tatsächlich imstande ist, Immunreaktion und Infektionsschwere bei viralen Infektionen der oberen Atemwege – speziell mit dem SARS-CoV-2-Virus –einzudämmen. Zusätzlich soll die Untersuchung helfen, die Rolle der CD14+ Zellen bei COVID-19-Erkrankungen besser zu verstehen.

 

Der Einfluss von Zucker auf die Interaktion zwischen SARS-CoV-2-Virus und ACE-2-Rezeptor 
Peter Hinterdorfer, Institut für Biophysik, Johannes Kepler Universität Linz
Miriam Klausberger, Institut für Molekulare Biotechnologie, Universität für Bodenkultur, Wien
398.000 Euro Förderungsvolumen

Miriam Klausberger und Peter Hinterdorfer

Am Bild: Miriam Klausberger und Peter Hinterdorfer. Foto: Schickermüller/Jin Oh

Beim Zustandekommen einer SARS-CoV-2-Infektion spielt die Interaktion zwischen dem viralen Spike-Protein und dem ACE-2-Rezeptor unserer Zellen eine entscheidende Rolle. Beide Proteine tragen eine Art Zuckerglasur. Der Biophysiker Peter Hinterdorfer und die Biotechnologin Miriam Klausberger legen in ihrem Projekt besonderes Augenmerk auf die Relevanz unterschiedlich positionierter Zuckermoleküle für die Bindungseigenschaften der beiden Interaktionspartner. Dabei sollen Erkenntnisse über die biologischen Auswirkungen möglicher Virus-Wirt-Kombinationen gewonnen werden, wie etwa für jene Menschen, die genetische Besonderheiten in ihrer ACE-2-Information tragen.

Die zentrale Methode dabei ist das Rasterkraftmikroskop (AFM), mit dem die Konformationsdynamik und Bindungskapazität von isolierten SARS-CoV-2-Spike-Protein-Glykomutanten im Detail untersucht wird. Das dabei gewonnene Verständnis der Wechselwirkungen soll helfen, mehr über die Fähigkeit des SARS-CoV-2-Virus, in eine bestimmte Zelle einzudringen und sich dort zu vermehren, zu erfahren. Die Erkenntnisse über den Einfluss unterschiedlicher Zucker sollen dabei helfen, Therapien zu entwickeln, um neue Varianten des COVID-19-Virus effektiv abzublocken und antivirale Medikamente zu entwickeln.

 

Stadtentwicklung in Pandemiezeiten 
Alois Humer, Institut für Geographie und Regionalforschung, Universität Wien
386.000 Euro Förderungsvolumen

Potraitbild von Alois Humer.

Alois Humer von der Universität Wien. Foto: privat

Wir wissen jetzt, was Reisebeschränkung und Ausgangssperre bedeuten und die meisten von uns haben gespürt, wie sich Arbeit und Schule zuhause anfühlen. Seit dem Ausbruch der Pandemie verbringen wir mehr Zeit daheim. Das ließ viele nachdenken: Wie wohne ich eigentlich? Wie möchte ich wohnen? Und wo? Denn plötzlich wurden gerade die Vorteile des Stadtlebens – also etwa kulturelle Belebtheit, wirtschaftliche Internationalität – ausgehebelt. Alois Humer ist Professor am Institut für Geographie und Regionalforschung der Universität Wien. Er fragt sich mit seiner Arbeitsgruppe: Wie wirkt sich die Ausnahmesituation langfristig auf die Stadtentwicklung aus? Wird das Städtewachstum in unserem „globalen Jahrhundert der Urbanisierung“ eingebremst? Führen die Erfahrungen zu einer gesellschaftlichen „Renaissance des Ländlichen“?

Das Forschungsprojekt blickt gleichzeitig auf Klimakrise und Flächenverbrauch und erforscht nachhaltige Wohn-, Siedlungs- und Mobilitätsformen sowie innovative Praktiken der Stadtplanung.

 

Ausnahmezustand für Nierenkranke
Julia Kerschbaum, Universitätsklinik für Innere Medizin, Universität Innsbruck
272.000 Euro Förderungsvolumen

Julia Kerschbaum von der Universität Innsbruck. Foto: privat

Wer sich einer Dialyse unterziehen muss oder gar eine Nierentransplantation hinter sich hat, zählt zweifellos zur COVID-19-Risikogruppe. Cirka 20 Prozent dieser Gruppe sind durch die Ansteckung mit dem Coronavirus verstorben. Das zeigen große Studien aus ganz Europa. Zusätzlich beeinflusst die Pandemie möglicherweise die Mortalitätsraten nicht infizierter Patientinnen und Patienten mit Nierenerkrankungen, weil das Aufsuchen von Gesundheitseinrichtungen vermieden oder gar limitiert wurde. Bis jetzt gibt es keine Informationen zu einer möglichen Übersterblichkeit bei Patientinnen und Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz mit oder ohne COVID-19-Infektion in Österreich. Julia Kerschbaum, Fachärztin am Universitätsklinikum für Innere Medizin in Innsbruck, wird das mit Hilfe der FWF-Corona-Akutförderung ändern. Ihre Studie soll helfen, Richtlinien für den Umgang mit und die Behandlung von dieser hochvulnerablen Patientengruppe während einer Pandemie zu erstellen.

 

Gesundheit und Umwelt: Luft in der (Post-)COVID-19-Welt
Tatiana Konrad, Institut für Anglistik und Amerikanistik, Universität Wien
273.000 Euro Förderungsvolumen

Tatiana Konrad von der Universität Wien. Foto: Barbara Mair


Das hauptsächlich über die Luft übertragene COVID-19-Virus hat zu einer Redefinition der Vorstellungen von menschlicher Gesundheit, von Luft im Allgemeinen und Luftverschmutzung im Besonderen geführt. Die Kulturwissenschaftlerin Tatiana Konrad beforscht die Pandemie als Umweltphänomen. In ihrem transdisziplinären Projekt untersucht sie neue Bedeutungszuschreibungen für Begriffe wie Luft, Gesundheit und Krankheit, die COVID-19 und andere auf dem Luftweg verbreitete Pandemien hervorgebracht haben – und setzt sie in Beziehung zu Verschlechterungen ökologischer Rahmenbedingungen wie etwa der zunehmenden Luftverschmutzung. Vor dem Hintergrund globaler Krisen erforscht Konrad die aktuelle Bedeutung der menschlichen, nichtmenschlichen und ökologischen Umwelt und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur umfassenden wissenschaftlichen Erforschung der COVID-19-Pandemie.

 


Polizei und Gesetzgebung in der Pandemie
Reinhard Kreissl, Vienna Centre for Societal Security (VICESSE)
320.000 Euro Förderungsvolumen

VICESSE-Direktor Reinhard Kreissl und sein Forschungsteam Roger von Laufenberg, Paul Herbinger und Angelika Adensamer.

VICESSE-Direktor Reinhard Kreissl (rechts) und sein Forschungsteam Roger von Laufenberg, Paul Herbinger und Angelika Adensamer.

Die Gewaltenteilung ist das Merkmal einer jeden Demokratie. Exekutive, Legislative und Judikative kontrollieren sich gegenseitig, um Machtmissbrauch zu verhindern. In der Ausnahmesituation hat sich einiges zwischen diesen Säulen verschoben. Auch das Einsatzgebiet der Polizei hat sich verändert beziehungsweise zur Überwachung und Durchsetzung der öffentlichen Ordnung erweitert. Viel mehr lag plötzlich im Ermessensspielraum der einzelnen Exekutivbeamten. Wurden Maßnahmen für alle klar kommuniziert? Sind die kurzfristigen Verordnungen im Einklang mit der Verfassung? Wie wirkt sich die Situation auf die Gewaltentrennung aus? Wie effizient und verhältnismäßig arbeitet die Polizei? Der Soziologe Reinhard Kreissl ist Direktor des Vienna Centre for Societal Security (VICESSE). Er wird gemeinsam mit seinem Forschungsteam in einer Fallstudie all diesen Fragen nachgehen und den Polizeieinsatz in der Pandemie analysieren.

 

Coronaviren in der Vermehrung hemmen
Dorothee von Laer, Institut für Virologie, Medizinische Universtität Innsbruck
398.000 Euro Förderungsvolumen

Portraitfoto Dorothee von Laer und Emmanuel Heilmann

Emmanuel Heilmann und Dorothee von Laer. Foto: MUI/Bullock

Sie sind Enzyme, die große Eiweiße zu kleineren verarbeiten, und sie spielen in der Vermehrung einiger Viren eine Rolle: Proteasen. Medikamente zur Behandlung beispielsweise von HIV und Hepatitis C hemmen die entsprechenden Proteasen. Auch bei Coronaviren sind zwei dieser Enzyme essenziell. Derzeit gibt es einige wenige Substanzen, die diese hemmen können. Eine davon ist zur Behandlung der Hepatitis-C-Infektion zugelassen. Eine neue Messmethode, die von Emmanuel Heilmann aus der Forschungsgruppe der Virologin Dorothee von Laer an der Medizinischen Universität Innsbruck entwickelt wurde, kann die früheste Aktivität der SARS-CoV-2-Proteasen erkennen. So lassen sich besonders effektive Substanzen finden, um die Vermehrung von Coronaviren zu stoppen. Das Projekt soll das tatsächliche Hemmpotenzial, die Zelldurchlässigkeit und sogar die Toxizität der Wirkstoffe gleichzeitig erkunden. Das spart auf dem Weg zur Medikamentenentwicklung wertvolle Zeit.

 

Jobs, mentale Gesundheit und Sozialpolitik in Zeiten von COVID-19
Michael A. Landesmann, Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche
398.000 Euro Förderungsvolumen

Potrait Michael A. Landesmann

Michael A. Landesmann vom Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche. Foto: privat

Der Ökonom Michael A. Landesmann untersucht mit einem Team am Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) in diesem Projekt wichtige strukturelle und die Verteilung betreffende gesellschaftliche Auswirkungen der COVID-19-Pandemie. Dabei berücksichtigt er neben den Auswirkungen der Krise auf unterschiedliche wirtschaftliche Sektoren und deren Organisation auch die Themen Beschäftigung und Wiederbeschäftigung sowie die Perspektiven verschiedener sozialer Gruppen. Dafür wurde eigens ein Modell entwickelt, das die Grundzüge der sozialen und strukturellen Auswirkungen mittel- und langfristig erfasst ("agent-based stock-flow consistent model"). Neben Faktoren der Arbeitsmarktökonomie sind darin auch Veränderungen in den Bereichen Technologie, Produktivität und Organisation sowie wirtschaftspolitische Entscheidungen enthalten. Vier zusätzliche empirische Studien beleuchten wichtige Komponenten des theoretischen Modells. Dazu zählen etwa strukturelle Änderungen der wirtschaftlichen Aktivitäten, staatliche Maßnahmen zur Stabilisierung, aber auch unterschiedliche Beschäftigungsmodelle, Homeworking oder die individuelle mentale Gesundheit.

 


Monitoring zur Detektion infektiöser Lungenkrankheiten durch neue Methodik im Maschinellen Lernen
Georg Langs, Computational Imaging Research Lab, Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin, Medizinische Universität Wien
391.000 Euro Förderungsvolumen

Potraitbild Georg Langs

Georg Langs von der Medizinischen Universität Wien. Foto: Adrian Dalca

Wie sich in der aktuellen COVID-19-Pandemie gezeigt hat, unterliegt der aktuelle Stand der Technik von Machine Learning bei der medizinischen Bildanalyse gewissen Einschränkungen. Um pandemische Krankheiten auf Basis laufend erhobener klinischer Daten in Zukunft frühzeitig zu erkennen und rasch Modelle für individuelle Behandlungssteuerung zu etablieren, entwickelt Georg Langs neue Methoden. Der Experte für Machine Learning in Medical Imaging erarbeitet in diesem Projekt Ansätze für die beschleunigte Entwicklung von Machine-Learning-Modellen für eine optimale und zeitgerechte Behandlungsunterstützung auf Basis einer während der frühen Phase im klinischen Alltag beobachteten sukzessive wachsenden Datenmenge. Neben der Überwachung phänotypischer Anzeichen über eine große Anzahl von Datenzentren hinweg berücksichtigt die neue Methodik auch die Heterogenität der Daten, Verzerrungen und Bias sowie den Einfluss unterschiedlicher technologischer Faktoren auf Bilddaten. Das Projekt ist im Rahmen internationaler Kooperationen, wie der ZODIAC Initiative der IAEA und WHO, sowie der AIX-COVNET-Kooperation, unter anderem mit der Universität Cambridge vernetzt.

 


Zwischen Autoritarismus und Utopie
Nadja Meisterhans, Institut für Politikwissenschaft, Universität Wien 
378.000 Euro Förderungsvolumen

Nadja Meisterhans

Nadja Meisterhans von der Universität Wien. Foto: privat

Wie geht die Gesellschaft mit einer Pandemie um? Hält mit Corona ein autoritärer oder paternalistischer Krisenlösungsmodus Einzug? Spielt die globale Gesundheitskrise Populisten in die Hände? Wächst das autoritäre Begehren jetzt noch mehr? Die Politologin Nadja Meisterhans von der Karlshochschule nimmt in ihrer Studie zur „Dialektik der Pandemie“ Bezug auf die Kritische Theorie der frühen Frankfurter Schule. Sie bewegt sich dabei zwischen Autoritarismus und Utopie, denn die Situation könnte auch eine Chance für politische und gesellschaftliche Lernprozesse bieten und in einer Strategie der solidarischen Selbstermächtigung münden. Ihr Projekt ist an der Schnittstelle von Psychoanalyse, Kulturtheorie und politischer Philosophie angesiedelt. Es zielt darauf ab, eine Theorie zu entwickeln, welche die Ursprünge und Auswirkungen des autoritären Populismus im Horizont der globalen Gesundheitskrise reflektiert.

 

Epidemien in Netzwerken verhindern
Markus Sinnl, Institut für Produktions- und Logistikmanagement, Johannes Kepler Universität Linz
154.000 Euro Förderungsvolumen

Markus Sinnl von der Universität Linz. Foto: privat

Begriffe wie Infektionsketten, Kontaktverfolgung und Superspreader sind durch COVID-19 allgegenwärtig. Der Linzer Prozessexperte und KI-Forscher Markus Sinnl versucht, die Verbreitung von Viren in Netzwerken durch geeignete mathematische Modelle zu verhindern. Sein Projekt zielt darauf ab, bekannte Netzwerkeffekte zu berücksichtigen und mit Hilfe ganzzahliger (linearer) Programmierung konkrete und effiziente Lösungsvorschläge zu entwickeln. Vorangegangene Studien berücksichtigen die soziale Organisation in Netzwerken nicht. Da die Struktur dieser Netze aber signifikanten Einfluss auf die Ausbreitung von Epidemien hat, untersucht Sinnl konkrete Probleme bei der Optimierung. Die entwickelten Lösungscodes stehen danach anderen Forschenden zur Verfügung. Das konzeptionelle Design soll darüber hinaus helfen, Akzeptanz und Vertrauen in derartige KI-Lösungen („explainable AI“) zu fördern.

 

Coronaviren, Kinasen und Kidnapping
Eduard Stefan, Institut für Biochemie, Universität Innsbruck
399.000 Euro Förderungsvolumen

Potraitbild Eduard Stefan

Eduard Stefan von der Universität Innsbruck.

Normalerweise arbeiten Eduard Stefan und sein sechsköpfiges Team am Institut für Biochemie der Universität Innsbruck an Kinasen und deren Rolle bei der Entstehung von Krebserkrankungen. Diese Enzyme fungieren als zentrale molekulare Schalter, die in der Zelle je nach Mutation oder Proteininteraktion ein- oder ausgeschaltet sein können. Ihre Erfahrung damit bringen die Biochemiker jetzt in die Erforschung von SARS-CoV-2 ein. Denn Viren kidnappen in den menschlichen Zellen Enzymkomplexe und verwandeln sie in Virusproduktionsstätten. Kommt man ihnen auf den Grund, kann man die Virusvervielfältigung abschwächen. Mit Biosensoren messen die Forscher die Kinase-Aktivitäten direkt in einem Zellkulturmodell. Aktiviert ein Coronaprotein eine bestimmte Kinase, dann kann es zu Entzündungen kommen. Und genau das gilt es dann mit Kinase-Hemmern zu verhindern.

 

SARS-CoV-2 Varianten-Identifikation mittels elektronischen Bio-Sensors
Robert Strassl, Klinisches Institut für Labormedizin, Medizinische Universität Wien
600.000 Euro Förderungsvolumen

COSENZA Projektteam (v.l.n.r.): Jakob Andersson (AIT), Miriam Klausberger (BOKU), Robert Strassl (MedUni Wien), Anna Nele Herdina (MedUni Wien), Patrik Aspermair (AIT).

COSENZA-Projektteam (v.l.n.r.): Jakob Andersson (AIT), Miriam Klausberger (BOKU), Robert Strassl (MedUni Wien), Anna Nele Herdina (MedUni Wien), Patrik Aspermair (AIT). Foto: Georg Lojka

Um welche Virusvariante handelt es sich? Ist der Patient noch ansteckend? Dies in einem Testschritt und möglichst rasch zu wissen, wäre ein großer Fortschritt im Kampf zur Eindämmung des Coronavirus. Das Projekt von der Abteilung für Klinische Virologie an der Medizinischen Universität Wien unter der Leitung von Robert Strassl möchte einen schnellen Test entwickeln, der genau all das erkennt, und zwar mittels eines elektronischen Biosensors. Der Test soll sowohl bereits bekannte SARS-CoV-2-Varianten unterscheiden als auch ein Frühwarnsystem für neue sein. Außerdem wird im gleichen Testschritt die Infektiosität gemessen. Das System kann auch für andere Viren adaptiert werden. Beteiligt am multidisziplinären Projekt sind die Universität für Bodenkultur und das Austrian Institute of Technology: Miriam Klausberger (BOKU) produziert Virusbestandteile, die von Patrik Aspermair (AIT) zum Testen des Biosensors dienen, bevor Anna Nele Herdina (MedUni Wien) diesen mit klinischen Patientenproben einsetzt.
 

 


SARS-CoV-2-Akutförderung des Wissenschaftsfonds FWF
Als Reaktion auf die Coronapandemie setzt der Wissenschaftsfonds FWF ein Schnellverfahren zur Förderung der Coronaforschung auf. Insgesamt reichten 268 Forschende aus ganz Österreich Projekte und Studien ein, 40 davon konnten im Umfang von 13 Millionen Euro bis jetzt realisiert werden. Alle bisher geförderten Projekte finden Sie hier im Überblick.

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