In der Galaxie gibt es mehrere 100 Milliarden Planeten. Auf welchen davon Leben möglich wäre, wird intensiv erforscht. Dabei lernen wir immer mehr über den Ursprung des Planetensystems und es zeigt sich immer deutlicher: Die Erde ist etwas ganz Besonderes. Das erklärten die beiden Astronomen Manuel Güdel und Helmut Lammer bei der Veranstaltungsreihe AM PULS des Wissenschaftsfonds FWF in Wien.

Prof. Manuel Güdel und Doz. Dr. Helmut Lammer - Für redaktionelle Zwecke bei Nennung der Quelle kostenfrei / Use of these photos for editorial purposes is free of charge, subject to attribution. © FWF / Michèle Pauty

Gibt es Leben auf anderen Planeten oder gar außerhalb unseres Sonnensystems? – Es ist eine der zentralen Fragen der Astronomie, ob es irgendwo im All Formen von Leben gibt. Bereits vor mehr als 2.000 Jahren beschäftigten sich berühmte Philosophen mit dieser Frage und vertraten die These, dass es eine unendliche Anzahl anderer Welten gebe, von denen einige ähnlich der Erde seien, mit menschlichen oder nichtmenschlichen Lebewesen. Als der italienische Philosoph und Astronom Giordano Bruno im 16. Jahrhundert schließlich die Unendlichkeit des Weltraums bestätigte, brachte er die damals herrschende Vorstellung einer geozentrischen Welt ins Wanken. Bruno erkannte, dass die Sterne Sonnen sind, und es folglich eine unendliche Anzahl von Welten gebe.

Exoplaneten, Wasser und Planetenkonstellationen

Seitdem sind die Forscherinnen und Forscher mit immer neuen Strategien und Instrumenten, große Schritte weitergekommen, wie Manuel Güdel von der Universität Wien bei der Veranstaltungsreihe AM PULS am 15. November 2016 anschaulich schilderte. Der Astrophysiker beschäftigt sich mit Exoplaneten. So werden Planeten außerhalb unseres Sonnensystems genannt. 1995 gelang der Durchbruch mit den Bildern des ersten extrasolaren Planeten. Seitdem weiß die Weltraumforschung von 3.500 Planeten in 600 anderen Sonnensystemen.  „Wir haben nun das Material, um zu spekulieren, wo wir suchen sollen“, erklärte Güdel im ausgebuchten Theater Akzent in Wien. Was gesucht wird ist klar: Wasser –, denn es hat die richtigen Eigenschaften, um Leben entstehen zu lassen. „Unsere zentralen Fragen sind nun, wo es Wasser um einen Stern herum geben kann und ob dort die Planetenbahnen stabil sind“, erklärt Güdel. Denn bereits die kleinste Verschiebung des Saturn Richtung Sonne hätte extreme Auswirkungen auf das Klima der Erde, nennt Güdel ein Beispiel. Es gebe also eine Abfolge von Bedingungen, die stimmen müsse, um Leben zu ermöglichen, betonte der Astrophysiker. „Die Erde ist genau richtig.“

Vielfältige Wechselwirkungen mit den Sternen

„Wir können die Planeten nicht isoliert betrachten“, bestätigt Helmut Lammer vom Institut für Weltraumforschung (IWF) an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Graz. „Für höheres Leben braucht es sehr spezielle Bedingungen.“ Der Astronom untersucht Ähnlichkeiten und Unterschiede planetarer Objekte, um die chemische und physikalische Entwicklung des Sonnensystems zu verstehen. „Vielleicht gab es Leben auf dem Mars oder der Venus, das dann aufgrund von physikalischen Gegebenheiten endete“, so Lammer. Die Forscherinnen und Forscher beschäftigt in diesem Zusammenhang auch, wie die junge Sonne vor Urzeiten aussah und wie sich entwickelt hat. Denn die Sonne steht auf vielfältige Art und Weise in Wechselwirkung mit den Planeten: Strahlung, Winde, Magnetfelder und hochenergetische Teilchen sind wichtige Faktoren.

Leben auf dem Mars möglich

Die Untersuchung eines Mars-Meteoriten aus den 1990er-Jahren habe weiters „wurmartige“ Strukturen offenbart, so Lammer. Diese könnten von fossilen Mikroorganismen stammen. Doch in der Wissenschaft sei es umstritten, ob es ein Hinweis für Leben ist. Einfache Lebensformen kann sich Helmut Lammer aber auch auf Monden großer Planeten vorstellen, wie etwa dem Jupitermond Europa. Dieser beherbergt unter einer dicken Eisschicht einen riesigen Ozean mit Meeresboden. Schmelzsonden und Tauchroboter sollen künftig mehr Informationen von den Bedingungen auf Eismonden wie Europa liefern. Auf der Suche nach extraterrestrischem Leben sieht Lammer die Zukunft unter anderem in der Weiterentwicklung intelligenter Roboter. Es werde weitere Missionen zum Mars geben, mit Robotern, die wesentlich günstiger und flexibler seien, als bemannte Expeditionen ins All, ist er überzeugt.

Im Dialog mit der Öffentlichkeit

Die Veranstaltungsreihe AM PULS ist eine Initiative des Wissenschaftsfonds FWF in Kooperation mit der Wiener Agentur für Wissenschaftskommunikation, PR&D – Public Relations für Forschung & Bildung. Das Wissenschaftsformat lädt seit 2007 die Bevölkerung zum Dialog mit der Wissenschaft. Renommierte Forscherinnen und Forscher berichten bei AM PULS aus ihrem Arbeitsalltag, über neue Methoden und Erkenntnisse und vermitteln dabei die Bedeutung der Wissenschaft für die Gesellschaft. Die Themen der Reihe spiegeln die Vielfalt der vom FWF geförderten Projekte aus der Grundlagenforschung wider und reichen von der Weltraumforschung über Krebstherapie bis zu Datenschutz und Archäologie.

Mehr zum Thema

Zurück zur Übersicht