AM PULS diskutierte Entwicklungen der Schlafforschung und bildgebender Verfahren

Im Bild v.l.n.r. Prof. Christian Enzinger, Medizinische Universität Graz, Universitätsklinik für Neurologie und Prof. Manuel Schabus, Universität Salzburg, Centre for Cognitive Neuroscience
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In ihrer 44. Ausgabe von AM PULS berichteten die beiden Vortragenden Manuel Schabus und Christian Enzinger über das Gehirn, seine Bewusstseinszustände, seine Lernfähigkeit und Maßnahmen zur Prävention von Erkrankungen. Im regen Austausch mit dem Publikum vermittelten die beiden Wissenschafter die aktuellsten Erkenntnisse der Gehirnforschung.

Das Risiko, im Laufe des Lebens von einer Erkrankung des Gehirns betroffen zu werden, liegt bei rund 50 Prozent. Die Zahl der Schlaganfall- und Demenzerkrankungen wird sich bis sich bis 2030 fast verdoppeln. „Das ist die schlechte Nachricht“, erklärt Christian Enzinger bei der Veranstaltung AM PULS am 16. April im Theakter Akzent in Wien. Der Neurologe ist Spezialist für bildgebende Verfahren an der Medizinischen Universität Graz. „Die Magnetresonanztomografie ermöglicht Einblicke in den Körper, ohne dem Menschen zu schaden“, so Enzinger. Das Gehirn kann heute also besser beobachtet werden denn je. „Wir können dem Gehirn beim Arbeiten zusehen und wissen, dass es ein erstaunliches Repertoire hat, um mit Störungen umzugehen“, bestätigt Enzinger. – Das ist die gute Nachricht. Diese sogenannte neuronale Plastizität, also die Lern- und Anpassungsfähigkeit des Gehirns, ist laut Christian Enzinger auch bis ins hohe Alter möglich. Der Schrödinger-Stipendiat des Wissenschaftsfonds FWF hat unter anderem mit Kolleginnen und Kollegen in Oxford Experimente zum impliziten motorischen Lernen durchgeführt. Die Versuche zeigen, wie das Gehirn je nach Anforderung seine Funktionen verändern und sich neuen Situationen anpassen kann. Zudem wissen die Forscherinnen und Forscher heute auch, dass eine stimulierende Umgebung die Nervenzellen wachsen lässt. Auch für die Prävention spielt der Blick in das Gehirn eine bedeutende Rolle. Anhand der Magnetresonanztomografie wurden Dysfunktionen des Gehirns festgestellt, die für die betroffenen Personen noch gar keine Auswirkungen zeigten, berichtete Enzinger bei AM PULS.

Bewusstsein verstehen lernen

Wie Informationen in verschiedenen Bewusstseinszuständen verarbeitet werden, ist der Fokus der Untersuchungen von Manuel Schabus. Der Psychologe arbeitet an der Universität Salzburg im Bereich der Schlafforschung und erforscht unter anderem die Gehirnfunktionen von Wachkoma-Patienten. Mithilfe von EEG-Messungen werden am „Centre for Cognitive Neuroscience“ die Gehirnaktivitäten, aber auch Augen- und Muskelaktivitäten, von Menschen mit Schlafstörungen, Koma-Patienten und auch Neugeborenen untersucht. Die Gehirnströme zeigen beispielsweise, „dass in der Phase des Leichtschlafs Gedächtnisverarbeitung stattfindet“, erklärt Schabus. In dieser Schlafphase zeigt das EEG markante Hirnströme, die sogenannten Schlafspindeln. „Personen, die viele Schlafspindeln haben, schneiden bei Intelligenztests am besten ab“, sagt der Psychologe. Die Schlafspindeln spielen auch bei Schlafstörungen eine wichtige Rolle. In einem aktuellen Projekt der Grundlagenforschung, gefördert durch den FWF, haben Schaubs und sein Team Patientinnen und Patienten mit leichten Schlafstörungen mit Neurofeedback-Training behandelt und positive Ergebnisse erzielt. – (Siehe mehr Informationen.) „Es ist wichtig, dass wir einen kritischen Blick auf das Bewusstsein richten“, betont Schabus, „um beispielswiese das Wachkoma, um das es viele ethische Diskussionen gibt, besser zu verstehen und letztendlich auch den Kern dessen zu begreifen, was uns ausmacht.“

Im Dialog mit der Öffentlichkeit

Die Veranstaltungsreihe AM PULS ist eine Initiative des Wissenschaftsfonds FWF. Das Wissenschaftsformat lädt seit 2007 die interessierte Bevölkerung zum Dialog mit der Wissenschaft. Renommierte Forscherinnen und Forscher berichten bei AM PULS aus ihrem Arbeitsalltag, über neue Methoden und Erkenntnisse und vermitteln dabei die Bedeutung der Wissenschaft für die Gesellschaft. Die Themen der Reihe spiegeln die Vielfalt der vom FWF geförderten Projekte aus der Grundlagenforschung wider und reichen von der Kometenlandung über die Bewusstseinsforschung bis zu Menschenrechte und Umweltgeschichte.


Mehr Informationen

Christian Enzinger – Medizinische Universität Graz

Vortrag Manuel Schabus – Universität Salzburg

FWF-Projekt: Gehirntraining gegen Schlaflosigkeit

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