"Neue Erfolgschancen durch Genderaspekte in Forschungs- und Innovationsprozessen"

"Shrink it and pink it"? Gender kann mehr
Am 6. November 2012 lud die genderAG im Haus der Forschung zu dieser Konferenz ein. Die Resonanz war groß.

Mehr als 100 TeilnehmerInnen fanden sich im Veranstaltungssaal im Haus der Forschung ein. VertreterInnen aus Wissenschaft und Forschung, von Forschungsförderungsgesellschaften und -netzwerken, von Hochschulen, Ministerien und Unternehmen nutzten die Gelegenheit, um spannende Vorträge und eine Podiumsdiskussion zu erleben und sich auszutauschen.

Durch den Tag führte Frau Nina Bessing von der Europäischen Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft, Berlin.

Mit gendergerechten Innovationen Erwartungen übertreffen
Die Vortragenden beleuchteten das Veranstaltungsthema aus unterschiedlichen Perspektiven sowohl der akademischen als auch der angewandten Genderforschung: So stellte Waltraud Ernst (JKU Linz) die Frage nach der Bedeutung von Gender in der Grundlagenforschung und Brigitte Ratzer (TU Wien) fokussierte in ihrem Vortrag auf den Zusammenhang zwischen der Integration von Genderaspekten und der Qualität von Forschungs- und Innovationsprozessen. Die Präsentationen von Gesche Joost (Design Research Lab – Universität der Künste Berlin) und Klaus Schroeder (design-people) erläuterten jeweils anhand eines konkreten Beispiels, wie Genderaspekte in angewandte technologische Entwicklungsprozesse integriert werden, welche Produkte daraus entstehen können und mit welchen Herausforderungen ForscherInnen dabei konfrontiert sind. Die Herausforderungen und Potenziale der Zusammenarbeit in interdisziplinären genderrelevanten Forschungsprojekten waren auch in der Podiumsdiskussion mit Roswitha Hofmann (über Grenzen denken), Alexandra Millonig (AIT) und Hannes Raffaseder (FH St. Pölten) zentrales Thema.

In den einzelnen Vorträgen wurde deutlich, worauf bereits Waltraud Ernst in ihrem Eingangsreferat explizit hinwies: Die Integration von Genderaspekten in Forschungs- und Innovationsprozesse stellt keinen Bruch mit dem Postulat wissenschaftlicher Objektivität und Integrität dar, sondern erhöht vielmehr die Qualität von Forschung und technologischen Entwicklungen, indem die Unterschiedlichkeiten sowohl zwischen den Geschlechtern als auch innerhalb der jeweiligen Genus-Gruppe durch die Genderperspektive berücksichtigt werden. Qualität von Forschung und Innovation sollte daher nicht nur am ökonomischen Erfolg gemessen werden, sondern auch daran, ob die Perspektiven, Präferenzen und Bedürfnisse unterschiedlicher Gruppen im Forschungsprozess berücksichtigt worden sind. Die Unterschiedlichkeit vermeintlich homogener Gruppen (wie "die Frauen" oder "die Männer") zu berücksichtigen, beugt auch der Gefahr vor, geschlechtsspezifische Stereotypien und Rollenbilder zu reproduzieren und damit zu verfestigen. Zu derartigen „Produktinnovationen“ gehören nicht nur die „Pink Products“, die einfach bestehenden Technologien ein überarbeitetes rosa Design verpassen, sondern auch Produkte, die die Unterschiedlichkeit von Frauen bzw. von Männern nicht beachten. Forschungs- und Entwicklungsprozesse, die die Bedeutung von Gender ernst nehmen und systematisch berücksichtigen, führen daher auch zu Innovationen, die – wie es Gesche Joost formulierte – die Erwartungen und Bedürfnisse von beiden Geschlechtern übertreffen.

Ein abwechslungsreiches Programm
Ein weiteres Highlight und inzwischen USP der Veranstaltungen der genderAG waren die Auftritte des Improtheaters. Anita Zieher und ihre KollegInnen von TheatreWorks begleiteten die ganze Veranstaltung; an bestimmten Punkten im Programm kamen sie auf die Bühne und griffen Gehörtes auf, das sie in Form von Stehgreiftheater und mit Input des Publikums szenisch umsetzten.

Das Publikum beteiligte sich aktiv an der Konferenz, lieferte wertvolle Inputs und stellte interessierte und kritische Fragen.

Die Veranstaltung und ihre Ergebnisse werden mittlerweile aktiv in der Forschungs- und Gender-Community diskutiert. Ab sofort stehen die Präsentationen der Vortragenden und eine kurze Zusammenfassung aller Beiträge zum Download zur Verfügung.

Die Konferenz konnte mit Unterstützung des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie sowie des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung ermöglicht werden.

Die genderAG im Haus der Forschung ist eine organisationsübergreifende Arbeitsgruppe eingerichtet von Austrian Cooperative Research ACR, der Christian Doppler Gesellschaft CDG, der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG, dem Wissenschaftsfonds FWF und JOANNEUM RESEARCH JR, mit dem Ziel, Chancengleichheit in Forschung und Entwicklung zu fördern.

Mit Unterstützung des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie sowie des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung.

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