Regierungskommunikation in der COVID-19 Krise - Lore Hayek

Lore Hayek, Institut für Politikwissenschaft, Universität Innsbruck, 398.000 Euro Fördersumme

Projekteam: Martin Senn, Lore Hayek und Sarah C. Dingler von der Universität Innsbruck. © Universität Innsbruck

Öffentliche Aufmerksamkeit ist für Politiker:innen ein kostbares Gut. Im Frühjahr 2020 bekamen sie davon mehr, als ihnen wohl lieb war: Rund um den Globus saßen Bürgerinnen und Bürger vor den Fernsehern und Smartphones und verfolgten Ansprachen und Pressekonferenzen rund um die Ausbreitung des Coronavirus und die Maßnahmen zur Eindämmung, die schließlich im März zu einem beinahe weltweiten Lockdown führten. Die im ORF übertragene Pressekonferenz der österreichischen Bundesregierung am 13. März erreichte beispielweise einen Marktanteil von 69 Prozent und ist damit neben Opernball- und Skiübertragungen unter den 10 meistgesehenen Sendungen des Jahres 2020. 

Dass Regierungen und Staatsoberhäupter so viel live übertragene Sendezeit im Fernsehen zugesprochen bekommen wie zu Beginn der Corona-Pandemie, geschieht in demokratischen Staaten sehr selten. In dieser ersten Phase der Krise fanden solche live übertragenen Ansprachen in sehr vielen Staaten der Welt statt. Dies bietet eine noch nie dagewesene Gelegenheit zur vergleichenden Erforschung von Krisenkommunikation. In diesem Projekt beschäftigt sich das Projektteam mit zwei zentralen Fragen:

  • Welche Strategien der Krisenkommunikation haben Staatsoberhäupter und Regierungsmitglieder in der ersten Phase der COVID-19 Pandemie verfolgt?
  • Welche Faktoren beeinflussen die Strategien der Krisenkommunikation von Staats- und Regierungschefs?

Das Projektteam analysiert dazu die Video-Aufzeichnungen von live übertragenen Ansprachen und Pressekonferenzen zwischen Februar und Sommer 2020 in 17 Staaten, von Österreich und Deutschland über Island und Schweden bis Südkorea und Neuseeland. Mit Hilfe von quantitativen und qualitativen Methoden der Sozialwissenschaft wird erforscht, auf welche Art und Weise, wie häufig und mit welchem Inhalt Staatsoberhäupter und Regierungsmitglieder Pressekonferenzen während der Pandemie durchgeführt haben, und welche Faktoren diese Herangehensweisen beeinflusst haben.

Ziel ist es, neue Erkenntnisse über die politischen Dimensionen der COVID-19 Krise aus einer ländervergleichenden Perspektive zu gewinnen und einen Beitrag zum besseren Verständnis von Krisenkommunikation zu leisten.