
Titel/akad. Grad
Univ. Prof. Dr. Mag.
Website
http://www2.econ.uu.nl/users/unger/
Schrödinger-Stipendium
J 0415, von 1989 bis 1990
Ort des Schrödinger-Stipendiums
USA Palo Alto, CA
Forschungsstätte des Schrödinger-Stipendiums
Stanford University
Erinnerungen an das Schrödinger-Stipendium
Persönliches / Mein "Credo"
Erinnerungen an das Schrödinger-Stipendium
Mein Erwin Schroedinger Stipendium in der Tasche fuhr ich mit einem riesigen, uralten amerikanischen Schlitten den ich soeben um 1000 Dollar gekauft hatte, einem Buick 1978, den Palmenhain zum Oval, dem ovalen Eingangsbereich der Stanford University. Es war wie im Bilderbuch. Blauer Himmel, Sonne und Palmen , und ich glitt mit 15 Meilen pro Stunde dahin. Das Center for European Studies, in dem ich das Jahr verbringen sollte, war direkt beim Oval. Die Sekretaerin das Centers hatte fuer mich ein Buero bereit gemacht, das einen herrlichen Blick auf den Campus bot.
Auf meinem Schreibtisch lag das Programm der Universitaet. Ich ueberflog die Liste der unterrichtenden Professoren. Kenneth Arrow, Joseph Stiglitz, James March, um einige zu nennen. Arrow hatte den Nobelpreis fuer Oekonomie, Stiglitz bekam ihn einige Jahre spaeter, James March bekommt ihn hoffentlich noch. Ich besuchte die verschiedenen Bibliotheken am Campus. Tag und Nacht geoeffnet, was fuer eine Studienerleichterung. Eine wunderbare Buchhandlung am Campus verleitete zum Schmoekern und Kaufen. Dass man Kaffee trinken konnte und dabei in Buecher schmoekern, war wir mir damals neu.
Der Direkter des Centers for European Studies, Professor Philippe Schmitter, begruesste mich, fuehrte mich ueber den Campus und zeigte mir die Skulpturen von Rodin, vor allem "den Denker", der damals noch am Oval zur Begruessung der Neuankommenden stand. Er lud mich zum Lunch in den Faculty Club ein. Da sassen sie, die Granden der Oekonomie und anderen Fachbereiche. Und ich durfte ein Jahr hier ungehindert in diesem Umfeld Vorlesungen besuchen und forschen.
Ich mochte vor allem die Brown Bag Lunchs, wo meist Gaeste des Zentrums Vortraege ueber ihre Forschungstaetigkeiten hielten. Das Zentrum war wie ein Magnet fuer Oekonomen, Politikwissenschafter, Historiker und Soziologen aus aller Welt. Und Professor Schmitter, mit seiner offenen und gastfreundlichen, lebendigen Art, stellte blitzschnelle und punktgenau treffende Fragen. Wenn ein Vortrag beim Brown Bag Lunch fuer gut befunden wurde, dann war er gut, dann war er publikationsreif.
Ich besuchte Vorlesungen von Kenneth Arrow, von Joe Stiglitz. Ich war ueberrascht wieviel homework die Studenten bekamen, wie hart sie studierten und versuchte mitzuhalten.
Das Jahr in Stanford war eines meiner schoensten wissenschaftlichen Erlebnisse. Ich habe in dieser Zeit Kontakte geknuepft, die bis heute halten. Ich habe viel publiziert. Und, ich habe natuerlich auch ueber Erwin Schroedingers Quantentheorie gelernt, denn ich wurde von den Amerikanern immer wieder gefragt, wer er war. Als nicht Naturwissenschafterin war das oft gar nicht so einfach zu beantworten.
Persönliches / Mein "Credo"
Ich halte es fuer wichtig, Forschungsergebnisse schon in einem fruehen Stadium zu diskutieren. Gerade in Oesterreich herrscht(e ) eine gewisse Scheu sich selbst und eigene Ansaetze zu praesentieren. Amerika ist das beste Land um diese Scheu zu ueberwinden. Denn in den USA wird Kritik auf eine freundliche, akzeptable nicht verletzende Art gegeben. Sie ist konstruktiv und zeigt einem wie man weiterarbeiten soll, statt einen als Trottel zu verdammen.
Ich habe in den USA das Selbstbewusstsein bekommen, das ich fuer meine weitere Karriere noetig hatte. Ich lernte abzuschaetzen was ich konnte und was ich noch lernen musste.
Was Ideen anbelangt, ist mir aufgefallen, dass Themen, die spaeter in den Journals aufschienen, in Stanford bereits drei Jahre zuvor diskutiert wurden. In diesem Umfeld bekam ich einen guten Riecher fuer relevante und zukunftstraechtige Forschungsthemen.
In den USA war es auch einfacher als weibliche Wissenschaftlerin Anerkennung zu bekommen. Frauen in der Oekonomie waren 1990 in Oesterreich doch noch ExotInnen. Es tat gut, international bekannte weibliche Oekonomen, wie Anne Krueger oder Alessandra Casella kennen zu lernen.