Gesundheit mathematisch modelliert - strategisches Management in der AIDS-Prävention und in der Krankenhausfinanzierung
Wien (FWF) - AIDS ist schon lange kein rein emotionales Thema mehr. AIDS ist in vielen Staaten auch ein gravierendes Finanzproblem. Finanzielle Ressourcen fließen einerseits in Präventionsmaßnahmen, andererseits in die Behandlung von AIDS-Patienten. Ziel ist es jeweils, bei geringen Kosten die effektivsten Maßnahmen zu setzen. Marion Rauner vom Institut für Betriebswirtschaftslehre der Universität Wien hat, unterstützt vom FWF, mathematische Modelle erarbeitet, die die Auswirkungen unterschiedlicher Entscheidungen aufzeigen und evaluieren, und damit eine wichtige Entscheidungshilfe für künftige Strategieentscheidungen liefern. Ebenso aufschlussreich sind ihre Modelle in Bezug auf die seit 1997 in Österreich geltende leistungsorientierte Krankenhausfinanzierung für stationäre Patienten.
Die in vielen Ländern steigenden Gesundheitskosten führen zu einem geplanteren Einsatz der finanziellen Mittel. Die Methoden des strategischen Managements gewinnen daher auch im Gesundheitswesen zunehmend an Bedeutung. Dabei kommt der mathematischen Modellierung eine besondere Rolle zu. Sie bietet den Entscheidungsträgern jene Simulationen, die die Auswirkungen von Entscheidungen klar darlegen und bewerten. Marion Rauner hat dies anhand von zwei Themenbereichen unter Beweis gestellt und dafür den Förderpreis der Stadt Wien erhalten. "Wir haben im Bereich AIDS die in den verschiedenen Zielgruppen - Homosexuelle, Prostituierte, Drogenabhängige, Heterosexuelle, etc. - für Prävention und Behandlung gesetzten Maßnahmen analysiert, bewertet und haben den in diesen Bereichen aktiven Institutionen - Rotes Kreuz, AIDS Hilfe, Ministerium, etc. - Vorschläge für künftige Maßnahmen unterbreitet", erklärt Rauner. Sie hat dabei z.B. nachgewiesen, dass es für das Rote Kreuz durchaus weiterhin sinnvoll ist, bestimmte Risikogruppen nicht zum Blutspenden zuzulassen, da die HIV-Infizierung gerade in diesen Gruppen immer noch sehr hoch ist. "Wir konnten aber auch belegen, dass im Bereich der Drogenabhängigen zwar die Nadeltauschprogramme sehr erfolgreich und wirkungsvoll in Bezug auf AIDS laufen, das Virus aber weiterhin durch das sexuelle Verhalten übertragen wird. Die verstärkte Ausgabe von Kondomen kann hier einfach und effektiv Abhilfe schaffen", erläutert Rauner.
Kombinierte Krankenhausfinanzierung empfohlen
Im zweiten Teil Ihres Forschungsprojekts untersuchte Rauner die in Österreich angewandte leistungs-orientierte Krankenhausfinanzierung (LKF) und verglich diese mit dem in Kanada eingesetzten System des Globalbudgets für Krankenhäuser. "LKF basiert auf der Vergütung von individuellen Fallpauschalen mit einem limitierten Gesamtbudget. Das hat den Vorteil von kürzeren Verweildauern der Patienten, besserer Dokumentation und eines gezielteren Einsatzes der Ressourcen, bringt aber durch die Fallpauschalen die Gefahr, dass Krankenhäuser sich vermehrt teure anstatt preiswerte Patientengruppen dokumentieren, Patienten länger oder vermehrt auf Intensivstationen betreuen oder sogar Patienten entlassen, um sie danach gleich wieder aufzunehmen", meint Rauner, die das jährliche Treffen der Europäischen Arbeitsgruppe "Operational Research im Gesundheitswesen" heuer erstmals nach Wien holen konnte. "Der Vergleich mit Kanada hat gezeigt, dass eine Kombination, d.h. die fixen Krankenhauskosten über Globalbudgets und die variablen Kosten über Fallpauschalen abzurechnen, sinnvoller wäre."
Wissenschaftlicher Kontakt
Dr. Marion Rauner
Institut für Betriebswirtschaftslehre, Universität Wien
T 01 42 77-38150
Aussender
CLOOS + PARTNER, Agentur für Öffentlichkeitsarbeit
T 01 710 85 99
Wien, am 17. August 2001