Eine der jüngsten Erfolgsgeschichten zeichnet sich durch die Immuntherapie ab. Ihren Weg von der Grundlagenforschung bis zur praktischen Anwendung zeigten Patrizia Stoitzner und Ruth Ladenstein bei der Veranstaltungsreihe AM PULS.

Prof. Patrizia Stoitzner und Prof. Ruth Ladenstein - Für redaktionelle Zwecke bei Nennung der Quelle kostenfrei / Use of these photos for editorial purposes is free of charge, subject to attribution. © FWF / Michèle Pauty

Wie Krebs bekämpft werden kann, ist ein Thema, das viele beschäftigt, allen voran die Forschung. In den vergangenen Jahren konnten enorme Fortschritte erzielt werden durch innovative Ansätze in der Diagnostik und Behandlung. Eine der jüngsten Erfolgsgeschichten zeichnet sich durch die Immuntherapie ab. Wie diese neue Form der Krebsbehandlung über Jahrzehnte ihren Weg von der Grundlagenforschung bis zur praktischen Anwendung genommen hat, zeigten Patrizia Stoitzner und Ruth Ladenstein bei der Veranstaltungsreihe AM PULS des Wissenschaftsfonds FWF am 16. Februar 2016 im ausgebuchten Theater Akzent in Wien auf.

Seit über 10 Jahren beschäftigt sich Patrizia Stoitzner an der Medizinischen Universität Innsbruck in der Grundlagenforschung mit den sogenannten „Wächter-Zellen“ des Immunsystems, den dendritischen Zellen. Denn im Idealfall erkennt das Immunsystem Krebszellen und kann sie eliminieren. Verfolgt man nun die Mechanismen des Körpers zur Bekämpfung von Tumorzellen, kann man daraus auch Therapien, wie die Immuntherapie ableiten. Eine Möglichkeit ist, wie Stoitzner erklärt, die Immunzellen aus dem Körper zu gewinnen  und wieder zurück zu injizieren, also das Immunsystem neu aufzurüsten. – Der Erfolg gibt den Wissenschafterinnen und Wissenschaftern Recht. 20 bis 40 Prozent sprechen darauf an, auch wenn man die langfristigen Wirkungen noch über Jahre beobachten müsse, wie Stoitzner auf die langen Wege von der Theorie in die Praxis verweist.

Erfolgsgeschichte Kinderkrebstherapie

Forschung braucht langen Atem, doch dass sich dieser oft bezahlt macht, illustrierte Ruth Ladenstein vom St. Anna Kinderspital bei AM PULS. Die Kinderonkologin leitet dort das Koordinierungszentrum für klinische Studien und beschäftigt sich seit 30 Jahren mit der Entwicklung von Immuntherapien gegen Krebs. Ladenstein zeigte bei der Veranstaltung die klinische Entwicklung einer spezifischen Krebsimmuntherapie (Antikörpertherapie) für an einem Neuroblastom erkrankte Kinder auf. Das ist neben Hirntumoren der zweithäufigste Tumor im Kindesalter. „Die Überlebensrate bei Leukämie liegt bei 80 Prozent. Wir möchten beim Neuroblastom auf 70 Prozent kommen“, zeigt sich Ladenstein ehrgeizig. Nach mehreren, zum Teil groß angelegten internationalen Studien mit mehr als 2.000 Patientinnen und Patienten, konnten die klinischen Forscherinnen und Forscher inzwischen überzeugende Erfolge einer Immuntherapie auch in der Erstbehandlung erzielen.

Neuer Antikörper vor der Zulassung

Eine 2009 gestartete Pilotstudie erreichte durch Langzeitdauerinfusion des Antikörpers Ch14.18/CHO vergleichbare Ergebnisse wie Kombinationstherapien (Chemo- und Strahlentherapie) bei weniger Nebenwirkungen. Der Antikörper steht nun kurz vor der Marktzulassung. „Damit Kinder am Fortschritt der Medizin teilhaben können, ist internationale Zusammenarbeit essenziell“, betonte die Medizinerin. Denn Kinderkrebserkrankungen werden zu den seltenen Erkrankungen gezählt. Jährlich erkranken in Österreich etwa 200 Kinder und 120 Jugendliche an Krebs, das entspricht einem Prozent aller Krebskranken. Dabei konnten die Überlebensraten von Kindern mit Krebs in den vergangenen vierzig Jahren von zwanzig auf über achtzig Prozent gesteigert werden.

Im Dialog mit der Öffentlichkeit

Die Veranstaltungsreihe AM PULS ist eine Initiative des Wissenschaftsfonds FWF in Kooperation mit der Wiener Agentur für Wissenschaftskommunikation, PR&D - Public Relations für Forschung & Bildung. Das Wissenschaftsformat lädt seit 2007 die interessierte Bevölkerung zum Dialog mit der Wissenschaft. Renommierte Forscherinnen und Forscher berichten bei AM PULS aus ihrem Arbeitsalltag, über neue Methoden und Erkenntnisse und vermitteln dabei die Bedeutung der Wissenschaft für die Gesellschaft. Die Themen der Reihe spiegeln die Vielfalt der vom FWF geförderten Projekte aus der Grundlagenforschung wider und reichen von der Kometenlandung über die Bewusstseinsforschung bis zu Menschenrechte und Umweltgeschichte.

Terminvorschau

Die nächste AM-PULS-Veranstaltung zum Thema „Dschihadismus – Rollen der (De)-Radikalisierung“ findet am 31. März 2016 im Theater Akzent in Wien statt. Eintritt frei. Anmeldungen an schnell(at)prd.at.

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