Wissenschaftsdisziplinen
Kunstwissenschaften (80%); Philosophie, Ethik, Religion (20%)
Keywords
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Embodied Knowledge,
Fleeting Figures,
Emergent Environments,
Mapping,
Writing,
Notation
Contingent Agencies ist ein künstlerisches Forschungsprojekt zur Erschließung einer Thematik, die zentral für alle künstlerischen Praktiken ist und die mit verschiedenen Begriffen bezeichnet wird: Atmosphäre, Ambiente, Stimmung, mood, Topologie, Ort, Umwelt oder Figur. All diese Ausdrücke stehen für eine Art von Präsenz, die grundsätzlich als allumfassend, unbeständig, instabil, ungreifbar und ungegenständlich charakterisiert wird. Es handelt sich dabei um eine Form von Präsenz, die im Zuge ihres Entstehens aufgrund der Wechselwirkung zwischen allen Bestandteilen der Situation, in der sie auftritt, die Person, der sie erscheint, einschließt und umgibt. Dieses Projekt richtet seine Aufmerksamkeit auf die Erforschung des zentralen Aspekts dieser Form von Präsenz, der bisher unbeachtet blieb: die Agenz (Wirkkraft) der Komponenten der Situation, die ihr Erscheinen ermöglicht. Diesbezüglich stellt sich die zentrale Forschungsfrage wie folgt: Was ist die spezifische Agenz der verschiedenen Elemente, die die Emergenz von ephemeren Umgebungen ermöglichen? Mit anderen Worten: Wie interagieren die einzelnen Bestandteile einer Situation, so dass eine flüchtige Figur entstehen kann. Zusätzlich verfolgt das Projekt drei sich ergänzende Ziele: Erstens, fundamentales Wissen über dieser Modalität von Präsenz beizusteuern; zweitens eine innovative Forschungsmethodologie zu entwickeln, die basierend auf künstlerischer Praxis und Praktiken der Geisteswissenschaft ein umfassende, nicht-reduktive Erforschung ermöglicht und drittens, adäquate Formate und Strategien der Vermittlung und Ausbreitung der Ergebnisse zu entwerfen. Die theoretische Fundierung des Projektes baut grundsätzlich auf der Arbeit von Autoren wie Böhme, Thibaud, Gumbrecht, Malpas und Casey auf, die sich intensiv mit der Modalität von Präsenz beschäftigt, die hier weiter erforscht wird. Die Untersuchung folgt einem phänomenologisch und enaktivistischen Ansatz, der eine ergiebige Kombination aus erfahrungsbasiert und systemorientierten Herangehensweisen eröffnet. Die kürzlich abgeschlossenen drei-jährigen Forschungsprojekte der beiden Key-researcher Nikolaus Gansterer ("Choreo-graphic Figures") und Alex Arteaga ("Architecture of Embodiment") konstituieren die konzeptuelle und methodologische Basis zur Integration der Quellen und Zugänge. Die Struktur des Projektes beruht auf einzelnen "research cells": Forschungseinheiten, die durch eine befristete Dauer, eine spezifische Räumlichkeit, eine bestimmte Anzahl von Teilnehmer (Künstler und Spezialisten verschiedener Disziplinen), ausgewählte Praktiken und Strategien die Zellen miteinander zu verknüpfen. Der Kern jeder Forschungszelle ist ein sogenanntes þing (sprich thing): ein raumzeitliche Struktur, innerhalb derer die fundamentalen ästhetischen Praktiken Praktiken der Notation vollzogen werden. Contingent Agencies ist Grundlagenforschung mit künstlerischen Mitteln, deren Resultate in Architektur, Design und raumbezogen Kunstpraktiken, sowie Pädagogik, Philosophie Kunsttheorie, Kritik und Kulturwissenschaften angewandt werden kann.
- Mette Ingvartsen, Great Investment vzw - Belgien
- Hans-Jörg Rheinberger, Max-Planck-Institut - Deutschland
- Alex Arteaga, Universität der Künste Berlin - Deutschland
- Dan Zahavi, University of Copenhagen - Dänemark
- Mika Elo, University of the Arts Helsinki - Finnland
- Emma Cocker, Nottingham Trent University - Großbritannien
- Khadija Zinnenburg Carroll, The University of Birmingham - Großbritannien
- Erin Manning, Concordia University - Kanada
- Dieter Mersch, ZHdK Züricher Hochschule der Künste - Schweiz