Der 29. September 2017 war ein besonderer Tag fĂŒr die Quantenforschung. Wissenschaftler:innen und Journalist:innen versammelten sich, um einem noch nie dagewesenen Ereignis beizuwohnen: einer Videokonferenz zwischen Wien und Peking, die mittels Quantenkryptografie verschlĂŒsselt war. China hatte im Jahr davor den Satelliten Micius ins All geschickt, der die quantenverschlĂŒsselte Kommunikation zwischen den Kontinenten ermöglichte. Micius erzeugte verschrĂ€nkte Lichtteilchen mit zufĂ€lliger Schwingungsrichtung, die an Bodenstationen in Xinglong und Graz geschickt wurden. Mit ihrer Hilfe konnte ein QuantenschlĂŒssel erstellt werden, der das GesprĂ€ch völlig abhörsicher machte. Der Name eines der Teilnehmenden an der Videokonferenz von 2017 ist untrennbar mit dem Forschungsprozess verbunden, der diese Anwendung ermöglicht hat: Anton Zeilinger. Der Quantenphysiker und nunmehrige PhysiknobelpreistrĂ€ger war 2017 auch ĂAW-PrĂ€sident und konferierte quantenverschlĂŒsselt mit seinem chinesischen Amtskollegen Chunli Bai.
Satellit Micius war 2017 auch der Hauptdarsteller eines weiteren Experiments â ebenfalls in einem Forschungsbereich, den Zeilinger in seinen Experimenten maĂgeblich mitgeprĂ€gt hat: jenem der Quantenteleportation. Jian-Wei Pan, ein SchĂŒler Zeilingers, zeigte, dass die ZustĂ€nde verschrĂ€nkter Teilchen Hunderte Kilometer zwischen Satellit und Bodenstation und durch das Weltall ĂŒbertragen werden konnten. Es konnten zwei Bodenstationen, die 1.200 Kilometer voneinander entfernt lagen, durch Teleportation von TeilchenzustĂ€nden verbunden werden. Der frĂŒhere Rekord stammte vom Wegbereiter selbst. Zeilinger hatte 2012 QuantenzustĂ€nde ĂŒber 140 Kilometer â zwischen den Inseln La Palma und Teneriffa â ĂŒbertragen.
Die aufsehenerregenden Experimente gaben einen deutlichen Blick auf Anwendungen frei, die unsere Welt verĂ€ndern. Sie lassen eine Zukunft erahnen, die von Netzwerken, Computern und Kommunikationsinfrastrukturen auf Quantenbasis geprĂ€gt sein wird. Gleichzeitig machten sie aber auch die Erkenntnisse zum erstaunlichen PhĂ€nomen der QuantenverschrĂ€nkung greifbar, die durch eine Vielzahl von revolutionĂ€ren wissenschaftlichen Ideen und bahnbrechenden Experimenten ĂŒber Jahrzehnte hinweg entstanden sind. Diese Entwicklung hat Zeilinger, dessen Forschung bereits ab 1980 vom Wissenschaftsfonds FWF mit insgesamt mehreren Millionen Euro unterstĂŒtzt wurde, wesentlich mitgeprĂ€gt.