40 Jahre Erwin-Schrödinger-Programm: Forschen mit den Besten der Welt

2025 feiert der Österreichische Wissenschaftsfonds FWF den 40. Geburtstag einer der grĂ¶ĂŸten Erfolgsgeschichten der heimischen Forschungsförderung: Die Erwin-Schrödinger- MobilitĂ€tsstipendien eröffnen Forschenden neue Möglichkeiten an renommierten ForschungsstĂ€tten in aller Welt. Stellvertretend fĂŒr die Tausenden Alumni und Alumnae erzĂ€hlen 15 Forschende von ihren Erfahrungen – und was sie jungen Kolleg:innen fĂŒr die Zukunft mitgeben.

Rund 3.000 Forschende gingen bis heute mit einem „Schrödinger“ ins Ausland, um an weltweit fĂŒhrenden Institutionen ihre Forschung zu vertiefen und ihr internationales wissenschaftliches Netzwerk auszubauen. Wie blicken sie heute auf ihre Auslandserfahrung zurĂŒck? Welche Chancen haben sich eröffnet und welche Herausforderungen haben sie gemeistert? Welchen Stellenwert nimmt ein internationales Netzwerk in der Spitzenforschung ein?

Barbara Bayer, Ernst Fehr, Gerda Falkner, Markus HengstschlĂ€ger, Birgit Hofreiter, Alexander Kotrschal, Kurt Kotrschal, Florian Krammer, Hannes Leitgeb, Petra Lenz, Josef Penninger, RenĂ©e Schroeder, Veronika Sexl, Barbara Tartarotti-Alfreider und Alice Vadrot sind Alumni bzw. Alumnae des Schrödinger-Programms. Sie sprechen anlĂ€sslich des 40-jĂ€hrigen ProgrammjubilĂ€ums ĂŒber Highlights ihrer Forschungsaufenthalte, die dabei neu gewonnenen Perspektiven und welchen Rat sie kĂŒnftigen Stipendiat:innen mitgeben.

Schrödinger-Alumni und -Alumnae erzÀhlen

Barbara Bayer
Im Fokus

ZukĂŒnftigen Schrödinger-Stipendiat:innen gebe ich den Tipp mit, offen fĂŒr Neues zu sein.

Gerda Falkner
Im Fokus

Aus Erfahrungen im Ausland lernen, aber den Kontakt zur Wissenschaft im Herkunftsland aufrechterhalten!

Ernst Fehr
Im Fokus

Neugierig bleiben, nie aufhören zu hinterfragen und sich der LĂŒcken des Wissens bewusst sein.

Markus HengstschlÀger
Im Fokus

In diesem Karrierestadium prĂ€zisiert man oft sein wissenschaftliches Thema und sollte sich ausreichend Zeit dafĂŒr nehmen.

Birgit Hofreiter
Im Fokus

Seien Sie mutig und neugierig und sich des Umstands bewusst, dass das Schrödinger-Stipendium ein großes Privileg darstellt.

Alexander Kotrschal
Im Fokus

Ein Auslandsaufenthalt ist nach wie vor sehr wichtig fĂŒr die eigene Karriere.

Kurt Kotrschal
Im Fokus

Carpe diem: Nicht an den eigenen Erwartungen hĂ€ngen bleiben, sondern offen sein dafĂŒr, was im gastgebenden Land Sache ist.

Florian Krammer
Im Fokus

Versuchen, viel zu lernen, Netzwerke fĂŒr die Zukunft zu bauen und so viel wie möglich zu publizieren.

Hannes Leitgeb
Im Fokus

Mein wichtigster Rat wĂ€re, den Stipendiumsaufenthalt wirklich voll auszunĂŒtzen und dazu auch mal die eigene Komfortzone zu verlassen.

Petra Lenz
Im Fokus

Ich rate zukĂŒnftigen Schrödinger-Stipendiat:innen, sich nicht von der Vielzahl von Krisen in der Wissenschaft von ihren Zielen abhalten zu lassen.

Josef Penninger
Im Fokus

Just go for it.

Renée Schroeder
Im Fokus

Ich empfehle, das beste Labor auszusuchen und sich zu erkundigen, ob junge Menschen dort gefördert und nicht ausgenutzt werden.

Veronika Sexl
Im Fokus

NĂŒtzt die Zeit und die Möglichkeiten, knĂŒpft so viele Kontakte wie möglich und sucht nach neuen Methoden und DenkansĂ€tzen.

Barbara Tartarotti-Alfreider
Im Fokus

Mein Tipp ist, auch inklusive Familie den Schritt ins Ausland zu wagen.

Alice Vadrot
Im Fokus

Neugierig bleiben, den eigenen Forschungsinteressen folgen und offen sein fĂŒr neue wissenschaftliche Impulse und Kooperationen.

Barbara Bayer

Barbara Bayer
Barbara Bayer im PortrÀt
Barbara Bayer © Schedl Team

Nach welchen Kriterien haben Sie Ihre Gast-ForschungsstĂ€tte ausgewĂ€hlt? Welche Unterschiede zu Österreich haben Sie wĂ€hrend Ihres Aufenthalts wahrgenommen?

Der direkte Zugang zum Meer und meine Postdoc-Betreuerin waren fĂŒr mich die Hauptauswahlkriterien. Es gab sehr viele Unterschiede – ein Unterschied, der mir stark in Erinnerung blieb, war die sehr optimistische Herangehensweise beim Schreiben von ForschungsantrĂ€gen.

Was war Ihr Highlight und was die grĂ¶ĂŸte Herausforderung?

Mein Highlight waren die guten professionellen und persönlichen Kontakte, die ich knĂŒpfen konnte. Mit den logistischen HĂŒrden (z. B. Krankenversicherung, SteuererklĂ€rungen) des Gastlandes konfrontiert zu sein, empfand ich als große Herausforderung.

Von welchen Erfahrungen konnten Sie unmittelbar nach Ihrer RĂŒckkehr profitieren und wie hat dies Ihre Karriere beeinflusst?

Ich konnte besonders davon profitieren, neue Methoden und Herangehensweisen erlernt zu haben. Dadurch konnte ich kurz nach meiner RĂŒckkehr einen kompetitiven Projektantrag schreiben, dessen Förderung es mir ermöglicht hat, meine eigene Forschungsgruppe zu etablieren.

Schrödinger-Stipendium

University of California at Santa Barbara, USA

2020

Heute

Umweltmikrobiologin, UniversitÀt Wien

Gerda Falkner

Gerda Falkner
Gerda Falkner im PortrÀt
Gerda Falkner © derknopfdruecker.at

Warum ist internationale MobilitÀt, wie sie beispielsweise ein Schrödinger-Stipendium ermöglicht, am Beginn einer wissenschaftlichen Karriere wichtig?

Internationale MobilitĂ€t in der FrĂŒhphase wissenschaftlichen Wirkens erweitert den institutionellen Horizont. Sie lĂ€sst uns SelbstverstĂ€ndlichkeiten an der Herkunftsuni deutlicher wahrnehmen. Wir können dann Positives mehr schĂ€tzen und Negatives kritischer hinterfragen, um es dann, soweit möglich oder zumindest im eigenen Bereich, auch zu Ă€ndern.

Von welchen Erfahrungen konnten Sie unmittelbar nach Ihrer RĂŒckkehr profitieren und wie hat dies Ihre Karriere beeinflusst?

Ich konnte mich bald nach meiner RĂŒckkehr aus Großbritannien in Wien habilitieren und mein – dann schon lĂ€ngst ehemaliger – britischer Vorgesetzter war der externe Gutachter fĂŒr die Habilitationskommission. Dadurch konnte er auch meine Herkunfts-UniversitĂ€t Wien kennenlernen und der Kontakt hat sich verfestigt.

Welchen Rat möchten Sie zukĂŒnftigen Schrödinger-Stipendiat:innen mitgeben?

Aus Erfahrungen im Ausland lernen, aber den Kontakt zur Wissenschaft im Herkunftsland aufrechterhalten!

Schrödinger-Stipendium

University of Warwick und University of Essex, Großbritannien

1994

Heute

Politologin, UniversitÀt Wien, und Leiterin des Centre for European Integration Research (EIF)

Ernst Fehr

Ernst Fehr
Ernst Fehr im PortrÀt
Ernst Fehr © Privat

Was war Ihr Highlight und was die grĂ¶ĂŸte Herausforderung?

Das Highlight meines Forschungsaufenthalts waren die Vorlesungen von und Interaktionen mit Ariel Rubinstein, einem fĂŒhrenden Forscher auf dem Gebiet der nicht-kooperativen Verhandlungstheorie. Ein weiteres wichtiges Highlight war das VerstĂ€ndnis fĂŒr die Funktionsweise eines internationalen Top-Departments am Beginn bzw. Übergang zur „empirischen Revolution“ in der Volkswirtschaftslehre. Wie tragen die Leute dort vor? Wer trĂ€gt vor? Was sind die grundlegenden ungelösten Fragen der Disziplin? Wie versucht man, diese zu beantworten?

Welche wissenschaftlichen Perspektiven haben Sie wÀhrend Ihres Forschungsaufenthalts gewonnen?

Der entscheidende Punkt war die Orientierung an den grundlegenden ungelösten Fragen der modernen Mikroökonomie sowie an der empirischen Testung der relevanten Theorien.

Was wissen wir wirklich und was glaubt die Community zu wissen? Es gibt in der Wissenschaft viele nicht hinterfragte Konventionen („Glaube, etwas zu wissen“) – diese zu hinterfragen und auf produktive Weise einer Beantwortung nĂ€herzubringen, ist eine stets aktuelle Aufgabe. Diese Perspektive wurde damals mitgeformt.

Von welchen Erfahrungen konnten Sie unmittelbar nach Ihrer RĂŒckkehr profitieren und wie hat dies Ihre Karriere beeinflusst?

Unmittelbar nach meiner RĂŒckkehr habe ich mich der experimentellen Wirtschaftsforschung zugewandt, welche die Beantwortung von Fragen erlaubte, von denen man vorher nur trĂ€umen konnte. Ich hĂ€tte diesen Schritt vielleicht nicht gemacht, wenn ich nicht mittels Schrödinger- Stipendium ins Ausland gegangen wĂ€re.

Schrödinger-Stipendium

London School of Economics, Großbritannien

1988

Heute

Professor fĂŒr Mikroökonomik und Experimentelle Wirtschaftsforschung, UniversitĂ€t ZĂŒrich

Markus HengstschlÀger

Markus HengstschlÀger
Markus HengstschlÀger im PortrÀt
Markus HengstschlĂ€ger © Bioethikkommission

Warum ist internationale MobilitÀt, wie sie beispielsweise ein Schrödinger-Stipendium ermöglicht, am Beginn einer wissenschaftlichen Karriere wichtig?

Es ergibt sich dadurch einfach die Chance, sein Wissen, seine FĂ€higkeiten und seinen Horizont zu erweitern.

Welche wissenschaftlichen Perspektiven haben Sie wÀhrend Ihres Forschungsaufenthalts gewonnen?

Ich möchte es allgemein formulieren: Durch meine Arbeit an der Yale University habe ich einen tieferen Einblick sowohl in ein bestimmtes wissenschaftliches Thema als auch in den Wissenschaftsprozess selbst gewonnen.

Welchen Rat möchten Sie zukĂŒnftigen Schrödinger-Stipendiat:innen mitgeben?

In diesem Karrierestadium prĂ€zisiert man oft das wissenschaftliche Thema, mit dem man sich in Zukunft beschĂ€ftigen möchte – fĂŒr diese so wichtige Frage sollte man sich ausreichend Zeit nehmen.

Schrödinger-Stipendium

Yale University, USA

1993

Heute

Genetiker, Medizinische UniversitĂ€t Wien, PrĂ€sident der Österreichischen Gesellschaft fĂŒr Stammzellforschung und Mitglied der Bioethikkommission

Birgit Hofreiter

Birgit Hofreiter
Birgit Hofreiter im PortrÀt
Birgit Hofreiter © Marcela Ruiz

Nach welchen Kriterien haben Sie Ihre Gast-ForschungsstĂ€tte ausgewĂ€hlt? Welche Unterschiede zu Österreich haben Sie wĂ€hrend Ihres Aufenthalts wahrgenommen?

Ich habe die University of Technology Sydney (UTS) in Australien zum einen deshalb gewĂ€hlt, weil ich bereits vor dem Schrödinger-Stipendium die Möglichkeit hatte, bei einem Forschungsaufenthalt in Australien einen ersten Eindruck von der ForschungsqualitĂ€t und den Wissenschaftler:innen dort zu gewinnen. Zum anderen unterscheidet sich das UniversitĂ€tssystem in Australien deutlich von dem in Österreich: UniversitĂ€ten sind gewinnorientiert und werden wie Unternehmen gefĂŒhrt. Das mag aus österreichischer Perspektive nicht immer positiv erscheinen, liefert aber wertvolle Impulse fĂŒr die Weiterentwicklung des eigenen Hochschulsystems.

Welche wissenschaftlichen Perspektiven haben Sie wÀhrend Ihres Forschungsaufenthalts gewonnen?

Im Vergleich zu meiner Forschung in Österreich war die Arbeit meiner Kolleg:innen in Australien stĂ€rker durch eine enge Zusammenarbeit mit Unternehmen geprĂ€gt. Diese Praxis hat meine FĂ€higkeit, Rahmenbedingungen fĂŒr eine erfolgreiche Kooperation mit der Industrie zu gestalten, deutlich verbessert – ein Aspekt, der mir spĂ€ter in meiner TĂ€tigkeit zur universitĂ€ren AusgrĂŒndungsunterstĂŒtzung sehr zugutekam. DarĂŒber hinaus habe ich wertvolle Einblicke in innovative AnsĂ€tze und interdisziplinĂ€re Zusammenarbeit gewonnen, die meine eigene Forschungsperspektive bereichert und meinen beruflichen Werdegang in der Verwertung wissenschaftlicher Ergebnisse nachhaltig beeinflusst haben.

Welchen Rat möchten Sie zukĂŒnftigen Schrödinger-Stipendiat:innen mitgeben?

Seien Sie mutig und neugierig und sich des Umstands bewusst, dass das Schrödinger-Stipendium ein großes Privileg darstellt. Nutzen Sie die Gelegenheit, nicht nur Ihr Fachgebiet zu vertiefen, sondern auch Kontakte ĂŒber Disziplingrenzen hinaus zu knĂŒpfen und neue AnsĂ€tze kennenzulernen. Offenheit und FlexibilitĂ€t sind der SchlĂŒssel, um das Beste aus der Auslandserfahrung mitzunehmen und sie langfristig fĂŒr Ihre Karriere gewinnbringend einzusetzen.

Schrödinger-Stipendium

University of Technology Sydney, Australien

2006

Heute

Wirtschaftsinformatikerin, Leiterin des Innovation Incubation Center (iÂČc) und GrĂŒnderin des TUW iÂČnkubators, Wien

Alexander Kotrschal

Alexander Kotrschal
Alexander Kotrschal im PortrÀt
Alexander Kotrschal © Privat

Warum ist internationale MobilitÀt, wie sie beispielsweise ein Schrödinger-Stipendium ermöglicht, am Beginn einer wissenschaftlichen Karriere wichtig?

Um einerseits Erfahrung zu sammeln, wie der Wissenschaftsbetrieb in anderen LĂ€ndern funktioniert, andererseits um internationale Kontakte zu knĂŒpfen.

Nach welchen Kriterien haben Sie Ihre Gast-ForschungsstĂ€tte ausgewĂ€hlt? Welche Unterschiede zu Österreich haben Sie wĂ€hrend Ihres Aufenthalts wahrgenommen?

Die ForschungsstĂ€tte war eher Zufall. Ich wollte zu einem bestimmten Thema in einer bestimmten Forschungsgruppe arbeiten. Dass die UniversitĂ€t Uppsala international einen guten Ruf hat, war ein Bonus. Ein großer Unterschied war sicher die flache Hierarchie von Doktoratsstudierenden bis hin zu Professor:innen, die in Schweden gelebt wird und die einem Neuankömmling das Zusammenarbeiten sehr vereinfacht.

Welchen Rat möchten Sie zukĂŒnftigen Schrödinger-Stipendiat:innen mitgeben?

Diese tolle Möglichkeit unbedingt zu nutzen. Ein Auslandsaufenthalt ist nach wie vor sehr wichtig fĂŒr die eigene Karriere. Außerdem, obwohl ich wĂ€hrenddessen in einer Fernbeziehung leben musste, war es auch fĂŒr mein Privatleben eine wunderbare Periode. Mit vielen neuen Freunden und Erinnerungen.

Schrödinger-Stipendium

Uppsala University, Schweden

2012

Heute

Verhaltensbiologe, UniversitÀt Wageningen (Niederlande)

Kurt Kotrschal

Kurt Kotrschal
Kurt Kotrschal im PortrÀt
Kurt Kotrschal © BrandstĂ€tter

Nach welchen Kriterien haben Sie Ihre Gast-ForschungsstĂ€tte ausgewĂ€hlt? Welche Unterschiede zu Österreich haben Sie wĂ€hrend Ihres Aufenthalts wahrgenommen?

Mein Gastgeber und sein Team am University of Colorado Health Sciences Center passten fachlich bestens zu meinem Vorhaben. Tom Finger war mir bereits von Tagungen als weltweiter ThemenfĂŒhrer, vor allem auch als offen-teamfĂ€higer Wissenschaftler bekannt. Er bot mir auf Basis des Schrödinger-Stipendiums die Chance, mich akademisch und methodisch entscheidend weiterzuentwickeln. Ausschlaggebend war auch, dass mein Gastgeber von sich aus interessiert daran war, mich als „visiting faculty“ auch formal in sein Team aufzunehmen. Neben der fachlichen QualitĂ€t des Gastgebers sollte man immer auch das akademische und soziale Umfeld bedenken.

Was war Ihr Highlight und was die grĂ¶ĂŸte Herausforderung?

Zu den Highlights zĂ€hlten neben der Einbettung in ein exzellentes akademisches Umfeld vor allem das Erlernen relativ einfacher, aber erkenntnistrĂ€chtiger Methoden. Und auch die Umgebung von Denver, etwa die Rocky Mountains. Zu den grĂ¶ĂŸten Herausforderungen zĂ€hlte, mit den Feinheiten der fĂŒr mich neuartigen Arbeits- und Kommunikationskultur zurechtzukommen und die richtige Balance zwischen selbststĂ€ndigem Arbeiten und Teamorientierung zu finden – ist aber im Vergleich mit den Highlights kaum erwĂ€hnenswert.

Von welchen Erfahrungen konnten Sie unmittelbar nach Ihrer RĂŒckkehr profitieren und wie hat dies Ihre Karriere beeinflusst?

Da mir gegen Ende meines Schrödinger-Jahres in Denver von der UniversitĂ€t Wien unerwartet eine Assistenzprofessur als Leiter der Konrad Lorenz Forschungsstelle fĂŒr Ethologie (KLF) in GrĂŒnau/Almtal angeboten wurde, wechselte ich den Themenbereich in Forschung und Lehre, konnte also an mein Schrödinger-Projekt nicht unmittelbar anknĂŒpfen. Unmittelbares Ergebnis meines Forschungsaufenthalts war allerdings eine Reihe von Publikationen mit den Kollegen in Denver. Zudem begann ich an der KLF mit Verhaltensexperimenten zur Chemosensorik von Fischen, die ich nach wenigen Jahren (nach Abschluss eines PhD-Projekts) aufgrund der Gegebenheiten wieder einstellte. Das Schrödinger-Projekt prĂ€gte aber bis heute meine Einstellung bezĂŒglich der Best Practice an den Unis und in der Forschung.

Schrödinger-Stipendium

University of Colorado, USA

1989

Heute

Verhaltensforscher, UniversitĂ€t Wien (im Ruhestand) und ehemaliger Leiter der Konrad Lorenz Forschungsstelle fĂŒr Ethologie

Florian Krammer

Florian Krammer
Florian Krammer im PortrÀt
Florian Krammer © Privat

Warum ist internationale MobilitÀt, wie sie beispielsweise ein Schrödinger-Stipendium ermöglicht, am Beginn einer wissenschaftlichen Karriere wichtig?

Ein internationaler Forschungsaufenthalt, gerade am Anfang einer Karriere, hilft, seinen eigenen Horizont zu erweitern, Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu sehen und neue Methoden zu lernen. Vor allem aber beginnt man damit, ein internationales Netzwerk aufzubauen – was fĂŒr Wissenschaft essenziell ist.

Nach welchen Kriterien haben Sie Ihre Gast-ForschungsstĂ€tte ausgewĂ€hlt? Welche Unterschiede zu Österreich haben Sie wĂ€hrend Ihres Aufenthalts wahrgenommen?

Ich wollte in eine der Top-5-Arbeitsgruppen in meinem Feld und bin in den USA gelandet. Die Unterschiede zu Österreich waren groß. Leute gingen mit einem unglaublichen Enthusiasmus zur Sache, es wurde im Prinzip 7 Tage in der Woche durchgearbeitet und zwar nicht, weil man musste, sondern weil man wollte. Außerdem waren die Hierarchien flach und Leistung wurde relativ schnell belohnt.

Welche wissenschaftlichen Perspektiven haben Sie wÀhrend Ihres Forschungsaufenthalts gewonnen?

Einerseits, dass alle nur mit Wasser kochen. Andererseits aber, mit welch positiver Einstellung anderswo an Dinge herangegangen wird und welchen Unterschied das machen kann. Und vielleicht auch, wie wichtig es ist, seine eigene Arbeit gut prÀsentieren zu können und den Wert der eigenen Arbeit zu verstehen.

Schrödinger-Stipendium

Mount Sinai School of Medicine, New York, USA

2011

Heute

Virologe, Professor fĂŒr Impfstoffkunde, Icahn School of Medicine at Mount Sinai (USA), Professor fĂŒr Infektionsmedizin, Medizinische UniversitĂ€t Wien, und Leiter Ignaz Semmelweis Institut, Wien

Hannes Leitgeb

Hannes Leitgeb
Hannes Leitgeb im PortrÀt
Hannes Leitgeb © Ludwig-Maximilians-UniversitĂ€t MĂŒnchen

Warum ist internationale MobilitÀt, wie sie beispielsweise ein Schrödinger-Stipendium ermöglicht, am Beginn einer wissenschaftlichen Karriere wichtig?

Zumindest dann, wenn man sein gesamtes Studium an einer einzigen UniversitĂ€t absolviert hat – wie es bei mir der Fall war –, verinnerlicht man unwissentlich die an dem nĂ€mlichen Ort vorherrschenden Forschungsvorlieben und Lehrtraditionen. Um ĂŒber den Tellerrand hinaussehen zu können, ist es dann ideal, mittels eines Schrödinger-Stipendiums an einer anderen UniversitĂ€t forschen zu können. Dazu kommt, dass einem das Schrödinger-Stipendium erlaubt, an einer in einem bestimmten Gebiet fĂŒhrenden UniversitĂ€t Zeit zu verbringen und die Fachleute in diesem Gebiet persönlich kennenzulernen – ein unschĂ€tzbarer Vorteil fĂŒr die weitere wissenschaftliche Entwicklung.

Von welchen Erfahrungen konnten Sie unmittelbar nach Ihrer RĂŒckkehr profitieren und wie hat dies Ihre Karriere beeinflusst?

Mein Schrödinger-Stipendium an der Stanford University hatte eine Vielzahl von positiven Auswirkungen auf meine Karriere. Die offensichtlichste und unmittelbarste davon aber war, dass Stanford mir noch wĂ€hrend meines Stipendiums eine Tenure-Track-Stelle anbot, welche anschließend durch ein Gegenangebot einer permanenten Stelle als Reader an der University of Bristol gekontert wurde. Letztlich ging ich nach Bristol, aber ohne das Schrödinger-Stipendium wĂ€re es vermutlich weder zu dem einen noch zu dem anderen Angebot gekommen.

Welchen Rat möchten Sie zukĂŒnftigen Schrödinger-Stipendiat:innen mitgeben?

Der wichtigste Rat wĂ€re, den Stipendiumsaufenthalt wirklich voll auszunĂŒtzen. Dazu kann es nötig sein – speziell, wenn man eher zu SchĂŒchternheit und ZurĂŒckhaltung neigt –, auch mal die eigene Komfortzone zu verlassen. Zum Beispiel ist es wichtig, Leute aktiv anzusprechen, selbsttĂ€tig Treffen mit diesen zu vereinbaren, Department-Feiern zu besuchen, nach VortrĂ€gen den Arm zu heben und Fragen zu stellen und insgesamt wissenschaftlich und persönlich PrĂ€senz zu zeigen. Es nĂŒtzt nichts, an einem tollen Ort forschen zu dĂŒrfen, wenn man dann nicht mit den fĂŒr die eigene Forschung relevanten Leuten ins GesprĂ€ch kommt.

Schrödinger-Stipendium

Stanford University, USA

2004

Heute

Mathematiker und Philosoph, Ludwig-Maximilians-UniversitĂ€t in MĂŒnchen

Petra Lenz

Petra Lenz
Petra Lenz im PortrÀt
Petra Lenz © Privat

Warum ist internationale MobilitÀt, wie sie beispielsweise ein Schrödinger-Stipendium ermöglicht, am Beginn einer wissenschaftlichen Karriere wichtig?

In unserer technologisch rasch fortschreitenden und zunehmend globalisierten Welt bringt internationale MobilitÀt jungen Wissenschaftler:innen unzÀhlige fachliche und persönliche Vorteile. Zum einen trÀgt sie durch den Kontakt zu innovativen Ideen und das Erlernen neuer Methoden zur Verbesserung der fachlichen und methodischen Kompetenz bei. Zum anderen fördert das Leben in einem anderen Land die Persönlichkeitsentwicklung und verbessert Fremdsprachenkenntnisse.

Was war Ihr Highlight und was die grĂ¶ĂŸte Herausforderung?

Ein Highlight meines Forschungsaufenthalts am „National Institute of Health“ in Bethesda, Maryland, USA, war die offene Kooperation zwischen Wissenschaftler:innen mit unterschiedlichen Fachkompetenzen, was zum Aufbau internationaler Netzwerke, zu erhöhter wissenschaftlicher ProduktivitĂ€t und einer grĂ¶ĂŸeren Zahl an Publikationen fĂŒhrte.

Die grĂ¶ĂŸte Herausforderung bestand im Unterschied der UniversitĂ€tssysteme zwischen den USA und Österreich. Leider wurde mein Medizinstudium in Amerika nicht anerkannt, sodass ich sowohl die Staatsexamen als auch eine Facharztausbildung wiederholen musste.

Welchen Rat möchten Sie zukĂŒnftigen Schrödinger-Stipendiat:innen mitgeben?

Ich rate zukĂŒnftigen Schrödinger-Stipendiat:innen, sich nicht von der Vielzahl von Krisen in der Wissenschaft, wie begrenzten finanziellen Mitteln, starkem Wettbewerb, Fehlinformationen und wissenschaftsfeindlicher Stimmung in den Medien, von ihren Zielen abhalten zu lassen. Wer mit Leidenschaft und Entschlossenheit in die Wissenschaft einsteigt, der wird auch erfolgreich sein. Die Zukunft benötigt exzellente Wissenschafter:innen, die die Probleme unserer Zeit lösen.

Schrödinger-Stipendium

National Cancer Institute, Bethesda, USA

1999

Heute

Physikerin und Pathologin, National Cancer Institute (USA)

Josef Penninger

Josef Penninger
Josef Penninger im PortrÀt
Josef Penninger © Helmholtz Zentrum fĂŒr Infektionsforschung/Verena Meier

Warum ist internationale MobilitÀt, wie sie beispielsweise ein Schrödinger-Stipendium ermöglicht, am Beginn einer wissenschaftlichen Karriere wichtig?

Forschung und Forschungskultur aus einer anderen Perspektive und an anderen Orten direkt erleben zu dĂŒrfen, ist eine der wichtigsten Erfahrungen, die man machen kann. Außerdem entstehen Freundschaften, die ein Leben lang nachwirken.

Nach welchen Kriterien haben Sie Ihre Gast-ForschungsstĂ€tte ausgewĂ€hlt? Welche Unterschiede zu Österreich haben Sie wĂ€hrend Ihres Aufenthalts wahrgenommen?

Ganz einfach – nach Weltklasse, und das war damals (und ist es noch immer) die University of Toronto. Und dabei sollte man nicht scheu sein: Dabei hat das Stipendium wahnsinnig geholfen, da ich mit eigenem Geld kam; dann nimmt einen fast jedes Labor – zumindest zum Zeitpunkt, an dem ich das Schrödinger-Stipendium bekommen habe. Danke nochmals – meine Karriere hĂ€tte sonst sehr anders ausgeschaut.

Welche wissenschaftlichen Perspektiven haben Sie wÀhrend Ihres Forschungsaufenthalts gewonnen?

Forschung ist die Essenz, nicht woher man kommt oder woran man glaubt. Die Erwartungshaltungen und Kooperationen waren auch völlig anders.

Schrödinger-Stipendium

University of Toronto, Kanada

1990

Heute

Genetiker, Medizinische UniversitĂ€t Wien, und wissenschaftlicher GeschĂ€ftsfĂŒhrer am Helmholtz-Zentrum fĂŒr Infektionsforschung in Braunschweig

Renée Schroeder

Renée Schroeder
Renée Schroeder im PortrÀt
RenĂ©e Schroeder © BrandstĂ€tter Verlag/Gianmaria Gava

Was war Ihr Highlight und was die grĂ¶ĂŸte Herausforderung?

Meine Chefin! Von ihr habe ich gelernt, wie man ein Forschungslabor leitet. Die grĂ¶ĂŸte Herausforderung war das ZurĂŒckkommen, weil in Wien noch die Tradition der alten deutschen Professoren herrschte, die ihren „Assistenten (!)“ keine SelbststĂ€ndigkeit zugestehen wollten.

Welche wissenschaftlichen Perspektiven haben Sie wÀhrend Ihres Forschungsaufenthalts gewonnen?

Ich habe ĂŒber mein eigenes Forschungsgebiet nachgedacht und neue Thesen aufgestellt, weil ich ja nicht in Konkurrenz zu meiner vorigen Gruppe forschen wollte. Die Frage der RNA-Faltung: Wie kann sich RNA falten, um kleine MolekĂŒle binden zu können?

Von welchen Erfahrungen konnten Sie unmittelbar nach Ihrer RĂŒckkehr profitieren und wie hat dies Ihre Karriere beeinflusst?

Wie Forschung international aufgestellt wird. Ich habe von meiner Chefin gelernt, dass man besonders als Frau kĂ€mpfen muss und sich nicht einschĂŒchtern lassen darf.

Schrödinger-Stipendium

Wadsworth Center, New York State Department of Health in Albany, USA

1987

Heute

Biochemikerin, Max Perutz Labs (im Ruhestand), ehemaliges Mitglied der Bioethikkommission

Veronika Sexl

Veronika Sexl
Veronika Sexl im PortrÀt
Veronika Sexl © UniversitĂ€t Innsbruck

Was war Ihr Highlight und was die grĂ¶ĂŸte Herausforderung?

Als weiblicher Postdoc in den USA war es entscheidend fĂŒr mich zu sehen, wie Frauen wissenschaftliche Karriere und Familie vereinbaren – ich hatte dafĂŒr mehrere weibliche Role-Models, das war eine SchlĂŒsselerfahrung und ein Highlight neben all den spannenden wissenschaftlichen Erkenntnissen und Erlebnissen.

Welche wissenschaftlichen Perspektiven haben Sie wÀhrend Ihres Forschungsaufenthalts gewonnen?

Eine wesentliche Erkenntnis war, dass gute Forschung in großen Teams und Netzwerken funktioniert. Wichtig war auch die Feststellung, dass alles infrage gestellt werden kann und muss. Es gibt nichts, was man als gegeben hinnehmen sollte. So funktioniert erfolgreiche Forschung!

Von welchen Erfahrungen konnten Sie unmittelbar nach Ihrer RĂŒckkehr profitieren und wie hat dies Ihre Karriere beeinflusst?

Der Aufenthalt war wegweisend und weichenstellend. Er hat mir gezeigt, wie international in meinem Bereich Forschung betrieben wird. Er hat mir Netzwerke eröffnet und Kontakte und Einblicke ermöglicht, die mich mein weiteres Leben und meine Karriere lang begleitet haben.

Schrödinger-Stipendium

St. Jude Children’s Research Hospital, Memphis, USA

1997

Heute

Pharmakologin, Toxikologin und Rektorin der UniversitÀt Innsbruck

Barbara Tartarotti-Alfreider

Barbara Tartarotti-Alfreider
Barbara Tartarotti-Alfreider im PortrÀt
Barbara Tartarotti-Alfreider © Valentin Schwartz

Was war Ihr Highlight und was die grĂ¶ĂŸte Herausforderung?

Schnell in eine aktive Forschungsgruppe aufgenommen zu werden und State-of-the-Art- Forschungsmethoden kennenzulernen. Direkt am Meer arbeiten (und leben) zu können. Eine Herausforderung war, alle Forschungsziele in einem Jahr unterzubringen.

Von welchen Erfahrungen konnten Sie unmittelbar nach Ihrer RĂŒckkehr profitieren und wie hat dies Ihre Karriere beeinflusst?

Implementierung neuer Forschungsmethoden an der Uni Innsbruck nach meiner RĂŒckkehr mit einem Hertha-Firnberg-Postdoc-Programm, dem eine Elise-Richter-Stelle folgte, was zu einer UniversitĂ€tsassistentenstelle fĂŒhrte.

Welchen Rat möchten Sie zukĂŒnftigen Schrödinger-Stipendiat:innen mitgeben?

Auch inklusive Familie den Schritt ins Ausland zu wagen. Meine Tochter, damals fĂŒnf Jahre, integrierte sich schnell und spricht seitdem perfekt Englisch mit US-amerikanischem Akzent!

Schrödinger-Stipendium

University of South Florida College of Marine Science, USA

2003

Heute

See- und Gletscher-Ökologin, UniversitĂ€t Innsbruck

Alice Vadrot

Alice Vadrot
Alice Vadrot im PortrÀt
Alice Vadrot © Privat

Nach welchen Kriterien haben Sie Ihre Gast-ForschungsstĂ€tte ausgewĂ€hlt? Welche Unterschiede zu Österreich haben Sie wĂ€hrend Ihres Aufenthalts wahrgenommen?

Ich hatte mich direkt nach Abschluss meiner Dissertation fĂŒr eine Postdoc-Stelle an der University of Cambridge beworben, wurde zu einem Interview eingeladen und zweitgelistet. Gemeinsam mit dem Direktor des Instituts habe ich Möglichkeiten ausgelotet, dennoch Teil der Forschung sein zu können, und mich fĂŒr die Möglichkeit des Schrödinger-Stipendiums entschieden. Exzellenz, internationale Reputation und die Möglichkeit, meine eigene Forschung weiterzuentwickeln, waren fĂŒr mich hierbei die wichtigsten Kriterien.

Was war Ihr Highlight und was die grĂ¶ĂŸte Herausforderung?

Die flachen Hierarchien, die KollegialitĂ€t, eine konstruktive Feedbackkultur und ein kritischer Blick auf die eigene wissenschaftliche Arbeit schufen ein perfektes Umfeld fĂŒr meine Forschung. Ich habe die zwei Jahre und vielen Möglichkeiten, sich wissenschaftlich auszutauschen und weiterzuentwickeln, als Highlight erlebt. Herausfordernd war vor allem zu Beginn die angelsĂ€chsische Publikationskultur, die anders als heute damals in meinem Fachbereich in Österreich noch nicht so stark prĂ€sent war.

Welche wissenschaftlichen Perspektiven haben Sie wÀhrend Ihres Forschungsaufenthalts gewonnen?

Wissenschaft muss verstÀndlich sein, relevant, selbstkritisch, nachvollziehbar und empirisch fundiert. Ich habe begonnen, meine eigene Methodenwahl kritisch zu reflektieren, und gemeinsam mit Kolleg:innen Methoden in meinem Forschungsbereich weiterentwickelt. Zudem habe ich in Cambridge begonnen, mich intensiver mit Naturwissenschaftler:innen, aber auch politischen EntscheidungstrÀger:innen auszutauschen, was meine Arbeit bis heute prÀgt.

Schrödinger-Stipendium

University of Cambridge, Großbritannien

2015

Heute

Politologin, UniversitÀt Wien

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