Neben dem Wittgenstein-Preis zĂ€hlen die START-Preise zur prestigetrĂ€chtigsten und höchstdotierten wissenschaftlichen Auszeichnung Ăsterreichs. Die Förderung richtet sich an aufstrebende Spitzenforschende, denen die Möglichkeit gegeben wird, auf lĂ€ngere Sicht und finanziell abgesichert ihre Forschungen zu planen. 2023 betrug das Antragsvolumen in Summe rund 146 Millionen Euro, davon kamen rund 48 Prozent aus dem Bereich Naturwissenschaften und Technik, 29 Prozent aus dem Bereich Biologie und Medizin sowie 23 Prozent aus den Geistes- und Sozialwissenschaften. Die acht geförderten Projekte kommen aus allen Fachdisziplinen und werden mit jeweils 1,2 Millionen Euro gefördert.
FWF-START-Preise 2023

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Verstehen, wie Mikroorganismen im Wasser das Klima beeinflussen

Mikroorganismen in aquatischen Ăkosystemen produzieren laufend Methan und bauen es wieder ab. Die Umweltmikrobiologin Barbara Bayer will herausfinden, welche Prozesse genau dahinterstehen â und wie die ĂberdĂŒngung von Seen und Meeren den natĂŒrlichen Methankreislauf beeinflusst. In ihrem START-Projekt quantifiziert sie die Methanproduktion in OberflĂ€chengewĂ€ssern und identifiziert, welche Mikroorganismen daran beteiligt sind. Ein Ziel ist, ein mechanistisches VerstĂ€ndnis davon zu erlangen, wie sich die ĂberdĂŒngung von aquatischen Ăkosystemen auf die Prozesse des natĂŒrlichen mikrobiellen Methankreislaufes auswirkt.
Barbara Bayer ist Postdoctoral Researcher am Zentrum fĂŒr Mikrobiologie und Umweltsystemwissenschaft der UniversitĂ€t Wien, wo sie Biologie und Ăkologie studierte. Im Jahr 2019 promovierte sie am Institut fĂŒr Limnologie und Bio-Ozeanographie der UniversitĂ€t Wien und arbeitete danach zwei Jahre lang als Research Fellow an der University of California, Santa Barbara.
Projektleiter:in
Barbara Bayer
ForschungsstÀtte
UniversitĂ€t Wien, Zentrum fĂŒr Mikrobiologie und Umweltsystemwissenschaft
Projekttitel
Microbial methane cycling in aquatic ecosystems
Erforschen, wie Hautzellen miteinander interagieren

Die Zell- und Entwicklungsbiologin Stephanie J. Ellis erforscht, wie Hautzellen die âFitnessâ ihrer Nachbarn ĂŒberprĂŒfen, um sie gegebenenfalls auszusortieren. Bislang sind die Prinzipien hinter der QualitĂ€tskontrolle ungeklĂ€rt. In ihrem FWF-START-Projekt versucht sie zu klĂ€ren, weshalb manche Zellen eines Zellverbandes untergehen, wĂ€hrend andere ĂŒberleben. An der Haut als Modellorgan will Ellis untersuchen, nach welchen Prinzipien evolutionĂ€r âfitteâ Zellen von ihren weniger geeigneten Nachbarn unterschieden werden. Dazu greift sie auf ganz neue Technologien zurĂŒck.
Stephanie J. Ellis schloss 2014 ihr Doktorat in Zell- und Entwicklungsbiologie an der University of British Columbia in Kanada ab. Bis 2021 war sie als Postdoktorandin an der Rockefeller University in New York City tÀtig und erhielt den Human Frontier Science Program (HFSP) Grant, ein Stipendium der New York Stem Cell Foundation (NYSCF) sowie den NIH Pathway to Independence Award. Seit 2022 ist Ellis Junior-Gruppenleiterin an den Max Perutz Labs in Wien und lehrt als Assistenzprofessorin an der UniversitÀt Wien.
Projektleiter:in
Stephanie J. Ellis
ForschungsstÀtte
UniversitÀt Wien, Max Perutz Labs
Projekttitel
Zellkonkurrenz und Fitness-Sensing-Mechanismen in der Haut
Den Sinn im mathematischen Rauschen finden

Der Mathematiker MĂĄtĂ© GerencsĂ©r untersucht eine bestimmte Art von mathematischen Gleichungen, die sogenannten stochastischen partiellen Differentialgleichungen. Die Wissenschaft versteht diese verrauschten Gleichungen und das Verhalten ihrer Lösungen noch nicht vollstĂ€ndig. Ihre mathematischen Grundlagen zu finden und Methoden zu entwickeln, wie man sie effektiv simulieren kann, wĂŒrde nicht nur die Mathematik voranbringen, sondern könnte auch dazu beitragen, das mathematische VerstĂ€ndnis anderer Wissenschaftsfelder zu vertiefen.
MĂĄtĂ© GerencsĂ©r arbeitet als Associate Professor fĂŒr âNumerics of Stochastic Differential Equationsâ am Institute of Analysis and Scientific Computing an der TU Wien. Er studierte zunĂ€chst Mathematik in Ungarn an der Eötvös LorĂĄnd University in Budapest. AnschlieĂend promovierte er 2016 an der University of Edinburgh und arbeitete nach einem kurzen Zwischenstopp an der University of Warwick, UK, als Postdoc am Institute of Science and Technology Austria (ISTA).
Projektleiter:in
Måté Gerencsér
ForschungsstÀtte
Technische UniversitÀt Wien, Institute of Analysis and Scientific Computing
Projekttitel
Stochastische PDEs und Renormierung
Die BrĂŒcke zwischen Quantenreich und Alltagswelt schlagen

Anders als herkömmliche Rechner basieren Quantencomputer auf den seltsamen Effekten der Quantenphysik, die es erlauben, dass Systeme verschiedene ZustĂ€nde gleichzeitig einnehmen. Doch zwischen Quantenreich und Alltagswelt klafft ein Abgrund. Richard KĂŒng will diesen ĂŒberbrĂŒcken. Denn der gröĂte Vorteil von Quantencomputern ist auch ihre Schwachstelle: Diese Systeme arbeiten mit InformationstrĂ€gern, die auf den Ăberlagerungseffekten der Quantenphysik beruhen, sogenannten Qubits. Doch die so verarbeiteten Daten können nicht ohne Weiteres in ein von normalen Rechnern â oder Menschen â lesbares Format gebracht werden. In seinem START-Projekt will der Quanteninformatiker die Mittel der Quanteninformationstheorie selbst nutzen, um dieses Ausleseproblem fundamental zu lösen, und dabei Zeit und Bitressourcen sparen. Darauf aufbauend sollen kĂŒnstliche Intelligenzen lernen, sich in der Quantenwelt zu orientieren. Seine Ideen will KĂŒng schlieĂlich mit kĂŒnftigen Quantencomputern praktisch umsetzen.
Richard KĂŒng ist assoziierter Professor fĂŒr Quanteninformatik an der UniversitĂ€t Linz. Nach seinem Studium an der ETH ZĂŒrich und der Promotion an der UniversitĂ€t Köln folgten ein mehrjĂ€hriger Forschungsaufenthalt am renommierten Caltech in Kalifornien, schlieĂlich die Habilitation an der UniversitĂ€t Linz. KĂŒng arbeitet an effizienten und einfachen Lösungen fĂŒr Probleme der Informationsverarbeitung mit klassischen und Quantencomputern. FĂŒr seine Forschung erhielt er zahlreiche Preise, darunter den Willi-Studer-Preis der ETH ZĂŒrich und den Kardinal-Innitzer-Preis der Erzdiözese Wien.
Projektleiter:in
Richard KĂŒng
ForschungsstÀtte
UniversitÀt Linz, Institute for Integrated Circuits
Projekttitel
Quantenschatten: skalierbare Quanten-Klassisch-Umsetzer
Die Wirtschaft in eine nachhaltige Zukunft fĂŒhren

Klassische Vorstellungen, wie Wirtschaft funktioniert, sind tief in UniversitĂ€ten, Alltag und Politik verankert. In Anbetracht der Transformation, die durch die Klimakrise notwendig wird, sind sie jedoch oft kontraproduktiv. Der Sozioökonom Stephan PĂŒhringer will dies Ă€ndern â mit interdisziplinĂ€rer Forschung. In seinem START-Projekt identifiziert er AnsĂ€tze, wie Nachhaltigkeit und sozioökonomische Transformation in Wissenschaft und Wirtschaft konzeptualisiert werden. Weiters analysiert er, wie sich ökonomisches Denken in verschiedenen Bereichen auswirkt und welche Player und Machtstrukturen in ökonomische Debatten involviert sind. Dies geschieht mit Methoden der Social Studies of Economics: Netzwerkanalyse, Diskurs- und Feldanalyse und performativen Studien. Ein besonderer Fokus des Projektes liegt auf EU-Politikpraktiken zur sozioökologischen Transformation.
Stephan PĂŒhringer ist stellvertretender Leiter des Forschungsinstituts fĂŒr die Gesamtanalyse der Wirtschaft an der UniversitĂ€t Linz. Nach seiner Promotion in Ăkonomie arbeitete er als Postdoc an der Cusanus UniversitĂ€t in Koblenz. FĂŒr seine ForschungstĂ€tigkeiten erhielt PĂŒhringer bereits eine Vielzahl an Forschungsstipendien, etwa von der Arbeiterkammer, der Otto Brenner Stiftung und dem Wissenschaftsfonds FWF.
Projektleiter:in
Stephan PĂŒhringer
ForschungsstÀtte
UniversitĂ€t Linz, Institut fĂŒr die Gesamtanalyse der Wirtschaft
Projekttitel
Nachhaltiger sozioökonomischer Wandel und ökon. Denken
Einsteins Geometrie neu denken

Der Mathematiker Clemens SĂ€mann versucht, einen neuen Blickwinkel auf Einsteins RelativitĂ€tstheorie zu eröffnen. Er hat mit seinen Kolleg:innen einen Weg gefunden, den Ansatz der metrischen Geometrie auf die Allgemeine RelativitĂ€tstheorie anzuwenden â eine Kombination, die bisher nicht in Betracht gezogen wurde. Die Forschung könnte etwa zu neuen Erkenntnissen ĂŒber das Wesen von schwarzen Löchern fĂŒhren. In seinem START-Projekt versucht er, eine neue mathematische Betrachtungsweise fĂŒr Einsteins Allgemeine RelativitĂ€tstheorie zu etablieren. Mithilfe eines neuen Zugangs soll der â bisher fĂŒr die RelativitĂ€tstheorie nicht anwendbare â Ansatz der metrischen Geometrie fĂŒr die Beschreibung der Raumzeit nutzbar gemacht werden.
Clemens SÀmann schloss 2015 sein Doktorat in Mathematik an der UniversitÀt Wien ab, 2019 folgte hier auch seine Habilitation. Bis 2022 war er Postdoc an der UniversitÀt Wien und im Rahmen des Schrödinger-Programms des Wissenschaftsfonds FWF zwei Jahre lang an der University of Toronto tÀtig. Aktuell hÀlt SÀmann eine befristete Stelle als Postdoctoral Research Associate am Mathematical Institute der University of Oxford.
Projektleiter:in
Clemens SĂ€mann
ForschungsstÀtte
UniversitĂ€t Wien, FakultĂ€t fĂŒr Mathematik
Projekttitel
Lorentz LÀngenrÀume
Die Grenzen der Quantentheorien verschieben

Der Physiker Marcus Sperling untersucht eine fundamentale Theorie in der Physik â die Quantenfeldtheorie. Er entwickelt neue mathematische Methoden, um die kompliziertesten Aspekte davon StĂŒck fĂŒr StĂŒck zu verstehen, und steigt dabei sogar in höhere Dimensionen auf. Damit möchte der Forscher zum grundlegenden VerstĂ€ndnis unserer Welt beitragen. In dem START-Projekt untersuchen sein Team und er eine groĂe, reprĂ€sentative Unterklasse von supersymmetrischen Quantenfeldtheorien und nutzen sie als Laboratorium, um die Grundlagen fĂŒr eine allgemeinere Quantenfeldtheorie zu finden. Dabei nutzen die Forschenden neuartige mathematische Methoden, um die GrundzustĂ€nde und Symmetrien in supersymmetrischen Quantenfeldtheorien in verschiedenen Dimensionen systematisch zu beschreiben.
Marcus Sperling forscht derzeit am Shing-Tung Yau Center an der Southeast University in Nanjing in China an supersymmetrischen Quantenfeldtheorien an der Schnittstelle von Physik und Mathematik. Nach einem PhD an der Gottfried Wilhelm Leibniz UniversitÀt in Hannover arbeitete er als Postdoc an der UniversitÀt Wien und danach am Yau Mathematical Sciences Center an der Tsinghua University in Beijing, China.
Projektleiter:in
Marcus Sperling
ForschungsstÀtte
UniversitĂ€t Wien, FakultĂ€t fĂŒr Physik
Projekttitel
Phasen von Quantenfeldtheorien: Symmetrien und Vacua
Gruppendynamik endlich genau verstehen

Der Psychologe J. Lukas ThĂŒrmer untersucht die Zusammenarbeit von Gruppen. Wie werden gemeinsam Entscheidungen getroffen und Probleme gelöst? Und wie Ă€ndert sich die Gruppendynamik, wenn einzelne Mitglieder unerwartet oder kritisch reagieren? Die Antworten will ThĂŒrmer durch den Einsatz neuester Technologien liefern. Relevanz hat das ĂŒberall dort, wo Menschen miteinander kooperieren. In seinem START-Projekt widmet er sich der Frage, weshalb Gruppen oft daran scheitern, abweichende Leistungen, Informationen und Kritik zu nutzen. Er untersucht die Hypothese, dass abweichende BeitrĂ€ge nur von Personen akzeptiert werden, die eine klare Absicht erkennen lassen, zum Wohle der Gruppe zu handeln. Dazu werden Versuchspersonen mit Aufgaben konfrontiert und die Gruppendynamik wird aus mehreren Perspektiven erfasst. Die Daten werden unter Anwendung von kĂŒnstlicher Intelligenz ausgewertet und sollen Aufschluss ĂŒber die Feinheiten von Teamwork geben.
J. Lukas ThĂŒrmer schloss 2013 sein Doktorat in Psychologie an der UniversitĂ€t Konstanz und der New York University ab. Nach Stellen in Pittsburgh und Göttingen sowie etlichen internationalen Forschungsaufenthalten leitet er heute eine Gruppe im Bereich âPolitische und Interkulturelle Psychologieâ an der UniversitĂ€t Salzburg. ThĂŒrmer erhielt im Laufe seiner Forschungsarbeit mehrere Stipendien, unter anderem das renommierte ERC Marie SkĆodowska-Curie Global Fellowship der EuropĂ€ischen Kommission, in dessen Rahmen er den Grundstein fĂŒr sein START-Projekt legte.
Projektleiter:in
J. Lukas ThĂŒrmer
ForschungsstÀtte
UniversitĂ€t Salzburg, Institut fĂŒr Psychologie
Projekttitel
Abweichler in Aufgabengruppen