Mit kĂŒnstlicher Intelligenz alte Schriften entschlĂŒsseln, nachhaltige Alternativen zu fossilen Rohstoffen in der chemischen Industrie entwickeln oder Nanobewegungen sichtbar machen – die 2022 geförderten START-Projekte spannen einen weiten Bogen von klassischer Philologie ĂŒber Biowissenschaften bis hin zu Mathematik.

Neben dem Wittgenstein-Preis zĂ€hlen die START-Preise zur prestigetrĂ€chtigsten und höchstdotierten wissenschaftlichen Auszeichnung Österreichs. Die Förderung richtet sich an aufstrebende Spitzenforschende, denen die Möglichkeit gegeben wird, auf lĂ€ngere Sicht und finanziell abgesichert ihre Forschungen zu planen. 2022 konnten insgesamt sechs Wissenschaftler:innen in dem hochkompetitiven Auswahlprozess aus 99 AntrĂ€gen reĂŒssieren. Das Antragsvolumen betrug in Summe rund 116 Millionen Euro, davon kamen rund 53 Prozent aus dem Bereich Naturwissenschaften und Technik, 25 Prozent aus dem Bereich Biologie und Medizin sowie 22 Prozent aus den Geistes- und Sozialwissenschaften. Die sechs geförderten Projekte kommen aus allen Fachdisziplinen und werden mit jeweils bis zu 1,2 Millionen Euro gefördert.  

Mit kĂŒnstlicher Intelligenz alte Schriften entschlĂŒsseln

Mit kĂŒnstlicher Intelligenz alte Schriften entschlĂŒsseln
FWF-START-PreistrÀger 2022 William Barton
© FWF/Dominik Pfeifer

Der Spezialist fĂŒr Griechisch und Latein William Barton entschlĂŒsselt mithilfe von kĂŒnstlicher Intelligenz das verschollen geglaubte, auf Altgriechisch verfasste Tagebuch des Hellenisten Karl Benedikt Hase. Dadurch gewinnt der START-PreistrĂ€ger neue Erkenntnisse ĂŒber die griechische Sprache, die Geschichte der griechischen Literaturwissenschaft und die intellektuelle Kultur des 19. Jahrhunderts.

William Barton arbeitet seit 2017 als Postdoc am Ludwig Boltzmann Institut fĂŒr Neulateinische Studien in Innsbruck. Der gebĂŒrtige Brite studierte am University College London und an der University of Calgary. 2015 promovierte er am Kings College London. Sein besonderes Forschungsinteresse gilt der altgriechischen Literatur seit der Renaissance.

Projektleiter:in

William Barton

ForschungsstÀtte

Ludwig Boltzmann Gesellschaft Innsbruck, Institut fĂŒr Neulateinische Studien

Projekttitel

Ein Leben auf Griechisch: Das geheime Tagebuch von K.B. Hase

Neue Proteinmarker fĂŒr Erkrankungen erforschen

Neue Proteinmarker fĂŒr Erkrankungen erforschen
FWF-START-PreistrÀgerin 2022 Elfriede Dall
© FWF/Frank Wimmer

Wenn das Protein Legumain außerhalb seines angestammten Ortes in der menschlichen Zelle nachgewiesen wird, leiden die Betroffenen mit hoher Sicherheit an Krebs oder Alzheimer. Die Molekularbiologin Elfriede Dall von der UniversitĂ€t Salzburg untersucht die Funktionen des Proteins in seiner ungewohnten Umgebung. Diese Funktionen sollen eingehend erforscht werden, um die Basis fĂŒr Wirkstoffe in diesem Bereich zu legen.

Elfriede Dall hat 2013 an der UniversitÀt Salzburg ihr Doktorat in Molekularbiologie abgeschlossen. Seit 2014 ist sie Senior Scientist an der UniversitÀt Salzburg. Bereits Dalls bisheriges, seit 2018 laufendes FWF-Projekt war der Erforschung von Legumain gewidmet.

Projektleiter:in

Elfriede Dall

ForschungsstÀtte

UniversitĂ€t Salzburg, Fachbereich fĂŒr Biowissenschaften und Medizinische Biologie

Projekttitel

Funktionelle Studien zu Extra-lysosomalem Legumain

Grenzen der Mathematik ausloten

Grenzen der Mathematik ausloten
FWF-START-PreistrĂ€gerin 2022 Sandra MĂŒller
© FWF/Luiza Puiu

Die Mathematikerin Sandra MĂŒller analysiert an der Technischen UniversitĂ€t Wien verschiedene Formen der Unendlichkeit, die aus der Mengenlehre resultieren. Dabei versucht sie, die Theorie der großen Kardinalzahlen und das Determiniertheitsaxiom – zwei theoretische AnsĂ€tze, die auf den ersten Blick wenig vereint – enger zu verknĂŒpfen. In ihrem START-Projekt versucht sie, die theoretische Basis, auf der die Mathematik fußt, zu erweitern.

Sandra MĂŒller hat 2016 ihr Doktorat in Mathematik an der UniversitĂ€t MĂŒnster abgeschlossen. Bis 2021 war sie Postdoc, UniversitĂ€tsassistentin und L’OrĂ©al Austria Fellow an der UniversitĂ€t Wien. Seit 2021 ist die aus Deutschland stammende Wissenschaftlerin im Rahmen des FWF-Karriereprogramms Elise Richter an der TU Wien tĂ€tig.

Projektleiter:in

Sandra MĂŒller

ForschungsstÀtte

Technische UniversitĂ€t Wien, Institut fĂŒr Diskrete Mathematik und Geometrie

Projekttitel

Determiniertheit und Woodin Limes von Woodin Kardinalzahlen

Nanobewegungen sichtbar machen

Nanobewegungen sichtbar machen
FWF-START-PreistrÀger 2022 Marcus Ossiander
© FWF/Sabine Hoffmann

Mit Licht aus dem extrem ultravioletten Spektrum können ultrakurze Pulse erzeugt werden, was prĂ€zise Messungen auf atomaren Zeitskalen erlaubt. Doch fĂŒr dieses Lichtspektrum gibt es keine geeigneten Linsen. Der Physiker Marcus Ossiander will Abhilfe schaffen, indem er neue Nanooptik einsetzt, die etwa in Virtual-Reality-Brillen verwendet wird.

Marcus Ossiander hat in MĂŒnchen sein Doktorat in Ultrakurzzeitphysik gemacht und forscht seit zweieinhalb Jahren an der UniversitĂ€t Harvard, wo er sich mit Metaoptik beschĂ€ftigt. Seine Arbeit verbindet neue technische ZugĂ€nge wie die Metaoptik mit sehr fundamentalen Fragen – eine „schöne Balance“, so der Forscher. Sein START-Projekt wird er an der Technischen UniversitĂ€t Graz umsetzen.

Projektleiter:in

Marcus Ossiander

ForschungsstÀtte

Technische UniversitĂ€t Graz, Institut fĂŒr Experimentalphysik

Projekttitel

Extrem-UV Meta-Optiken fĂŒr die Attosekundenmikroskopie

Nachhaltige Alternativen zu fossilen Rohstoffen finden

Nachhaltige Alternativen zu fossilen Rohstoffen finden
FWF-START-PreistrĂ€ger 2022 Stefan PflĂŒgl
© FWF/Luiza Puiu

Der Biotechnologe Stefan PflĂŒgl erforscht an der Technischen UniversitĂ€t Wien, wie fossile Rohstoffe in der chemischen Industrie durch nachhaltige Alternativen ersetzt werden können. Er greift dabei auf bakterielle Stoffwechselprozesse aus der FrĂŒhzeit der Erdgeschichte zurĂŒck.

Nach Abschluss seiner Dissertation an der UniversitĂ€t fĂŒr Bodenkultur Wien und Forschungsaufenthalten an der UniversitĂ€t Kent und der Technischen UniversitĂ€t MĂŒnchen kam er an die TU Wien, wo er sich mit nachhaltigen biologischen Prozessen beschĂ€ftigt. Er nutzt Bakterien, um aus Reststoffen Ausgangsprodukte fĂŒr chemische Prozesse zu erzeugen.

Projektleiter:in

Stefan PflĂŒgl

ForschungsstÀtte

Technische UniversitĂ€t Wien, Institut fĂŒr Verfahrenstechnik, Umwelttechnik und Technische Biowissenschaften

Projekttitel

Formiat-basierte acetogene Bioproduktion von Treibstoffen und Chemikalien

Erforschen, wie der Mensch die Nahrungssuche der Tiere stört

Erforschen, wie der Mensch die Nahrungssuche der Tiere stört
FWF-START-PreistrÀgerin 2022 Petra Sumasgutner
© FWF/Daniela Matejschek

Der Mensch greift auf viele Arten in die Natur ein. Die Verhaltensforscherin Petra Sumasgutner erforscht mit globalen DatensÀtzen an Sumpfohreulen und Kolkraben, wie Störungen durch den Menschen deren Nahrungssuche beeinflussen und welche Folgen das hat. Dabei kommt auch maschinelles Lernen zum Einsatz.

Petra Sumasgutner ist seit 2020 Postdoc in der Abteilung fĂŒr Kognitions- und Verhaltensbiologie an der Konrad Lorenz Forschungsstelle in GrĂŒnau im Almtal. 2014 promovierte sie an der UniversitĂ€t Wien im Fachbereich Zoologie. In den darauffolgenden Jahren forschte Sumasgutner im Rahmen von Stipendien an den UniversitĂ€ten Turku und Kapstadt und war an Kooperationsprojekten mit der UniversitĂ€t Montpellier, UniversitĂ€t Lund, UniversitĂ€t Glasgow und der UniversitĂ€t Ulaanbaatar beteiligt.
 

Projektleiter:in

Petra Sumasgutner

ForschungsstÀtte

UniversitÀt Wien, Konrad Lorenz Forschungsstelle

Projekttitel

Beschleunigung zur Nahrung

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