Mechanische Kräfte in T-Zell Antigenerkennung
Mechanical Forces in T-Cell Recognition and Signaling
Wissenschaftsdisziplinen
Biologie (50%); Medizinisch-theoretische Wissenschaften, Pharmazie (50%)
Keywords
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Light Sheet Microcopy,
T-cell triggering,
Molecular Force Sensor,
Mechanical Force,
Single-Molecule Fret,
TIRF microscopy
Das Projekt Mechanische Kräfte in T-Zellantigenerkennung beschäftigt sich mit einem der zentralen Fragestellungen der adaptiven Immunität. T-Zellen führen prominente Effektorfunktionen im Immunsystem durch und sind unteranderem dafür zuständig erkrankte Zellen zu erkennen und zu beseitigen, sowie B-Zellen bei der gezielten Produktion von Antikörpern zur Seite zu stehen. Für die erfolgreiche und spezifische Interaktion der genannten Zellen sind spezielle Oberflächenproteine, namentlich der T-Zellrezeptor und dessen Gegenstück, das MHC, verantwortlich. Das MHC trägt abhängig davon, ob die Zelle erkrankt ist oder nicht, unterschiedliche Erkennungsmoleküle. Der T- Zellrezeptor erkennt ob diese Moleküle von einem Krankheitserreger abstammen und veranlasst, falls nötig, die Aktivierung der Abwehrfunktionen. Für diese sogenannte T-Zellaktivierung gibt es viele unterschiedliche Modelle, die sich teilweise widersprechen. Der Einfluss von mechanischen Kräften hingegen, hat das Potential einen Großteil aller bisher vorliegenden experimentellen Ergebnisse zu erklären und ist daher hochinteresserant für Forschung und Medizin. In dem vorliegendem Projekt wird ein molekularer Kräftesensor in das MHC eingebaut. Das so veränderte MHC wird nun auf einem Glasplättchen verankert und den T-Zellen zur Bindung zur Verfügung gestellt. Sobald der T-Zellrezeptor an dem MHC bindet, registriert der Kräftesensor mit wieviel Kraft angezogen wird. Der Sensor besteht aus einer molekulare Feder, die sich unter einer definierten Spannung eine gewisse Distanz strecken kann. Die genaue Distanz der Federendpunkte kann durch Einzelmolekülmikoskopie bestimmt werden: Zwei endstämmige Fluorophore übertragen unter Lasereinstrahlung Teile ihrer Fluoreszenz auf benachbarte Fluorophore. Da dieser Prozess strikt von der Distanz der beiden interagierenden Fluorophore abhängt, kann anhand der ÜBertragungseffizienz die Streckung der Feder bestimmt werden. Anhand der Streckung wird dann die notwenidge Kraft berechnet, die nötig war die Feder in diesem Maße aufzuspannen. Der Kräftesensor hat eine außerordentlich hohe Kräfteauflösung (1-12 picoNewton), und kann mit Einzelmolekülmikroskopie in Echtzeit in lebenden Zellen beobachtet werden. Mithilfe dieses Sensors konnte ich direkt beobachten, dass T-Zellen mechanische Kräfte über ihren T-Zellrezeptor ausüben. Auf diesen Ergebnissen aufbauend, möchte ich nun folgende Fragen beantworten: (i) Sind T-Zellrezeptor-bedingte Krafteinwirkungen durch andere essentielle Oberflächenproteine modulierbar? (ii) Wird die Unterscheidung der MHC-präsentierten Erkennungsmoleküle durch mechanische Kräfte verbessert oder verschlechtert? (iii) Treten Kräfte im gleichen Maße in den natürlich auftretenden Zell-Zellkontakten auf, oder unterschieden sich diese von den Kräften, die die T-Zellen auf die Glasplättchen ausüben? Um diese Fragen zu beantworten, werde ich hochauflösende Mikroskope benutzen, die Einzelmolekülsignale detektieren bzw. die Kontaktebene der interagierenden Zellen abbilden können. Ich erwarte neue Erkenntnisse über die außerordentlich Sensitivität der T-Zellen zu erlangen und damit das Forschungsgebiet der adaptiven Immunität voranzutreiben.
"T-Zellen auf Zehenspitzen: Das Geheimnis der sanften Verteidigung" Unser Immunsystem verlässt sich auf eine Reihe mächtiger Verteidiger, die T-Zellen, welche eine entscheidende Rolle bei der Erkennung und Abwehr von schädlichen Eindringlingen wie Viren und Bakterien spielen. Diese Immunzellen können selbst die kleinsten Unterschiede zwischen gefährlichen Fremdpartikeln und den körpereigenen Zellen erkennen - eine Fähigkeit, die notwendig ist, um Krankheiten zu verhindern und gesunde Gewebe zu schützen. Aber wie gelingt es den T-Zellen, diese Präzision zu erreichen? Seit langem vermuteten Wissenschaftler, dass die von Zellen ausgeübten Kräfte bei der Erkennung entscheidend dazu beitragen könnten, zwischen Bedrohungen und harmlosen Elementen zu unterscheiden. Die Mechanik dieses Prozesses blieb jedoch weitgehend unverstanden. Unsere Untersuchung beschäftigt sich mit der Frage, ob diese Kräfte stark genug sind, um das Verhalten von T-Zellen bei der Erkennung und Reaktion auf Fremdpartikel zu verändern. Wir entwickelten einen experimentellen Ansatz mit modernsten Untersuchungsmethoden, um die Zugkräfte zu messen, die T-Zellen auf Zielmoleküle ausüben. Unsere Ergebnisse zeigen, dass diese Kräfte überraschend schwach und selten sind - durchschnittlich weniger als 5 Piconewton, ein äußerst sanfter Zug. Wichtig ist, dass nur ein kleiner Bruchteil dieser Interaktionen messbare Kräfte umfasste. Dies deutet darauf hin, dass T-Zellen für die Erkennung nur selten auf physikalisches Ziehen angewiesen sind. Zusätzlich untersuchten wir, wie sich die Stärke dieser Kräfte auf die Dauer der molekularen Interaktionen, den sogenannten Bindungslebenszeiten, zwischen T-Zellen und ihren Zielen auswirkte. Entgegen den bisherigen Annahmen stellten wir fest, dass Veränderungen der Zugkraft keinen Einfluss auf diese Bindungslaufzeiten haben. Auch wenn wir die experimentellen Bedingungen anpassten, sodass die Kräfte zunahmen oder abnahmen, blieben die Interaktionen stabil. Diese bahnbrechende Entdeckung stellt unser bisheriges Verständnis, wie T-Zellen ihre Aufgaben erfüllen, in Frage. Anstatt die Kraft zur Verbesserung der Erkennung zu nutzen, scheinen T-Zellen eine stabile, kontrollierte Umgebung zu schaffen, die mechanische Störungen minimiert. Auf diese Weise können sie sich darauf konzentrieren, Bindungslaufzeiten präzise zu erfassen - ein entscheidender Faktor, um zwischen echten Bedrohungen und körpereigenen Zellen zu unterscheiden. Diese Erkenntnisse eröffnen neue Forschungsansätze zur Funktion des Immunsystems und könnten weitreichende Auswirkungen auf die Entwicklung von Behandlungen für Autoimmunerkrankungen und die Verbesserung von Immuntherapien haben. Zu verstehen, wie T-Zellen eine so präzise Erkennung ohne den Einsatz von Kraft erreichen, könnte innovative Strategien zur Modulation von Immunantworten in verschiedenen medizinischen Anwendungen inspirieren. Unsere Studie bietet eine neue Perspektive auf die eleganten und präzisen Mechanismen, mit denen T-Zellen unser Immunsystem effektiv steuern, und verdeutlicht die Komplexität der natürlichen Abwehrstrategien unseres Körpers.
- Gerhard J. Schütz, Technische Universität Wien , assoziierte:r Forschungspartner:in
Research Output
- 141 Zitationen
- 19 Publikationen
- 5 Methoden & Materialien
- 1 Datasets & Models
- 4 Software
- 2 Disseminationen
- 1 Medizinische Produkte
- 2 Wissenschaftliche Auszeichnungen
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2024
Titel Measurement of Forces Acting on Single T-Cell Receptors DOI 10.1007/978-1-0716-3834-7_11 Typ Book Chapter Autor Schrangl L Verlag Springer Nature Seiten 147-165 -
2024
Titel Gauging antigen recognition by human primary T-cells featuring orthotopically exchanged TCRs of choice DOI 10.1016/bs.mcb.2024.03.003 Typ Book Chapter Autor Mühlgrabner V Verlag Elsevier Seiten 127-154 -
2023
Titel Monomeric agonist peptide/MHCII complexes activate T-cells in an autonomous fashion DOI 10.1101/2023.03.13.532401 Typ Preprint Autor Platzer R Seiten 2023.03.13.532401 Link Publikation -
2023
Titel TCR/CD3-based synthetic antigen receptors (TCC) convey superior antigen sensitivity combined with high fidelity of activation DOI 10.1101/2023.03.16.532775 Typ Preprint Autor Peters T Seiten 2023.03.16.532775 Link Publikation -
2023
Titel Immune cell profiles and patient clustering in complex cases of interstitial lung disease DOI 10.1016/j.imlet.2023.01.002 Typ Journal Article Autor Van Der Staal A Journal Immunology Letters Seiten 30-40 Link Publikation -
2023
Titel Monomeric agonist peptide/MHCII complexes activate T-cells in an autonomous fashion DOI 10.15252/embr.202357842 Typ Journal Article Autor Platzer R Journal EMBO reports Link Publikation -
2024
Titel Advanced Quantification of Receptor–Ligand Interaction Lifetimes via Single-Molecule FRET Microscopy DOI 10.3390/biom14081001 Typ Journal Article Autor Schrangl L Journal Biomolecules Seiten 1001 Link Publikation -
2024
Titel TCR/CD3-based synthetic antigen receptors (TCC) convey superior antigen sensitivity combined with high fidelity of activation DOI 10.1126/sciadv.adj4632 Typ Journal Article Autor Mühlgrabner V Journal Science Advances Link Publikation -
2024
Titel Deconstructing CTL-mediated autoimmunity through weak TCR-cross-reactivity towards highly abundant self-antigen DOI 10.1101/2024.08.17.608371 Typ Preprint Autor Plach A Seiten 2024.08.17.608371 Link Publikation -
2024
Titel Advanced Quantification of Receptor–Ligand Interaction Lifetimes via Single-Molecule FRET Microscopy DOI 10.20944/preprints202407.0549.v1 Typ Preprint Autor Schrangl L Link Publikation -
2020
Titel Statistical analysis of 3D localisation microscopy images for quantification of membrane protein distributions in a platelet clot model DOI 10.1371/journal.pcbi.1007902 Typ Journal Article Autor Mayr S Journal PLOS Computational Biology Link Publikation -
2020
Titel Temporal Analysis of T-Cell Receptor-Imposed Forces via Quantitative Single Molecule FRET Measurements DOI 10.1101/2020.04.03.024299 Typ Preprint Autor Göhring J Seiten 2020.04.03.024299 Link Publikation -
2021
Titel Temporal analysis of T-cell receptor-imposed forces via quantitative single molecule FRET measurements DOI 10.3929/ethz-b-000484291 Typ Other Autor Göhring Link Publikation -
2020
Titel Quantifying conformational dynamics of biomolecules via single-molecule FRET Typ PhD Thesis Autor Lukas Schrangl Link Publikation -
2020
Titel Quantifying conformational dynamics of biomolecules via single-molecule FRET DOI 10.34726/hss.2020.43626 Typ Other Autor Schrangl L Link Publikation -
2021
Titel Automated Two-dimensional Spatiotemporal Analysis of Mobile Single-molecule FRET Probes. DOI 10.3791/63124 Typ Journal Article Autor Schrangl L Journal Journal of visualized experiments : JoVE Link Publikation -
2021
Titel Automated Two-dimensional Spatiotemporal Analysis of Mobile Single-molecule FRET Probes DOI 10.3791/63124-v Typ Journal Article Autor Schrangl L Journal Journal of Visualized Experiments Link Publikation -
2021
Titel Temporal analysis of T-cell receptor-imposed forces via quantitative single molecule FRET measurements DOI 10.1038/s41467-021-22775-z Typ Journal Article Autor Göhring J Journal Nature Communications Seiten 2502 Link Publikation -
2022
Titel Mechanosurveillance: Tiptoeing T Cells DOI 10.3389/fimmu.2022.886328 Typ Journal Article Autor Göhring J Journal Frontiers in Immunology Seiten 886328 Link Publikation
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2024
Link
Titel Single molecule Force Assay: Detailed workflow DOI 10.1007/978-1-0716-3834-7_11 Typ Technology assay or reagent Öffentlich zugänglich Link Link -
2024
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Titel Isolation and characterization of epitope-specific T-cells from whole blood DOI 10.1016/bs.mcb.2024.03.003 Typ Technology assay or reagent Öffentlich zugänglich Link Link -
2024
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Titel Single molecule FRET assay for bond lifetime quantification DOI 10.3390/biom14081001 Typ Technology assay or reagent Öffentlich zugänglich Link Link -
2021
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Titel Single Molecule FRET Microscopy Assay DOI 10.3791/63124 Typ Technology assay or reagent Öffentlich zugänglich Link Link -
2021
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Titel Single molecule Force Assay DOI 10.1038/s41467-021-22775-z Typ Technology assay or reagent Öffentlich zugänglich Link Link
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2024
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Titel Data related to article "Advanced quantification of receptor-ligand interaction lifetimes via single-molecule FRET microscopy" DOI 10.48436/p2txr-xxy95 Typ Database/Collection of data Öffentlich zugänglich Link Link
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2024
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Titel smfret-bondtime: Quantification of receptor-ligand interaction times via single-molecule FRET DOI 10.5281/zenodo.12571064 Link Link -
2021
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Titel Single-molecule FRET analysis software (v3.0) DOI 10.5281/zenodo.5115967 Link Link -
2021
Link
Titel Single-molecule FRET analysis software DOI 10.5281/zenodo.4604567 Link Link -
2020
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Titel sdt-python: Python library for fluorescence microscopy data analysis DOI 10.5281/zenodo.4604495 Link Link
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2022
Titel Invited Speaker at the 14th ÖGMBT Annual Meeting (2022) Typ Personally asked as a key note speaker to a conference Bekanntheitsgrad Continental/International -
2021
Titel Speaker at the Biophysical Society Meeting (2021) Typ Personally asked as a key note speaker to a conference Bekanntheitsgrad Continental/International