Die Brennerroute betreiben: Zoll & Weggeld im 18. Jh.
Running the Brenner Road: Custom Duties & Tolls (18th C.)
Wissenschaftsdisziplinen
Geschichte, Archäologie (100%)
Keywords
-
Alpine Traffic,
Saisonality,
Administration,
Infrastructure Financing,
Maintenance
Seit der Antike werden Handelsgüter über die Alpen transportiert. Eine der wichtigsten Routen führte über den Brennerpass, da er eine ganzjährig mit Fuhrwerken befahrbare Verbindung zwischen dem Mittelmeerraum und Mitteleuropa bot. Der Transitverkehr entwickelte sich daher zu einem sehr wichtigen regionalen Wirtschaftsfaktor. Trotz der enormen Bedeutung sind zahlreiche Fragen offen: Zum Verkehrsaufkommen und zum Frachtvolumen liegen nur einzelne Angaben vor; die Organisation der Transporte ist nur in ihren Grundzügen bekannt und auch zum Unterhalt von Straßen, Brücken und Schutzbauten wissen wir sehr wenig. Das Projekt geht von der Hypothese aus, dass das alltägliche am Laufen-Halten des Transitverkehrs durch die Alpen von mehreren Faktoren abhing: von einem erheblichen Einsatz menschlicher und tierischer Kraft, von der Verfügbarkeit von Material und Geld sowie von guter Organisation und Verwaltung. Das Projekt verfolgt daher drei Ziele: Erstens gilt es den Umfang des Transitverkehrs zu erheben, zweitens zu untersuchen, wie die Strecke für den Verkehr befahrbar gehalten wurde und drittens, welche Auswirkungen extreme Wettereignisse hatten. Da im 18. Jahrhundert wichtige Veränderungen in der Handels- und Verkehrspolitik der Habsburgermonarchie stattfanden, ist dieser Zeitraum für das Projektvorhaben sehr gut geeignet. Das zentrale Quellenmaterial liefern die jährlichen Register der Zollstation in Klausen, die als vollständige Serie erhalten sind und nun ganz neu erschlossen werden. Sie verzeichnen die tagtäglichen Einnahmen an Zöllen und Wegegeldern sowie die Mengen an transportierten Gütern und die Anzahl der passierenden Saum- und Wagenpferde. Damit lassen sich Frachtvolumen, Veränderungen im Lauf des Jahrhunderts, saisonale Unterschiede und der Einfluss der viermal jährlich abgehaltenen Bozner Messen analysieren. Die Register enthalten zudem die für den Unterhalt der Verkehrswege aufgewendeten Kosten, so dass die Zolleinnahmen mit den Ausgaben für die Instandhaltungsarbeiten in einen direkten Zusammenhang gestellt werden können. Im Diözesanarchiv Brixen sind daneben auch Akten zur Zollverwaltung überliefert, die zusammen mit Beständen zur Infrastruktur und Verwaltung der Brenneroute aus anderen Archiven in der Region auswertet werden. Die Informationen aus den Registern werden mit einem neuen Verfahren der digitalen Texterkennung maschinenlesbar gemacht und in einer Datenbank aufbereitet. Der quantitative Zugang wird mit einem praxisorientierten Ansatz verknüpft, der auf innovative Weise die infrastrukturellen Herausforderungen in einer alpinen Landschaft mit dem Einsatz von Menschen, Tieren und Transportmitteln einer allen Witterungsverhältnissen ausgesetzten Tätigkeit verbindet. Das Projekt leistet damit sowohl einen Beitrag zum Handelsverkehr über die Brennerroute als auch zur neuen Materialitätsforschung, die gebaute Materialität ebenso einschließt wie naturräumliche Gegebenheiten und Naturphänomene, menschliche Akteure ebenso wie Tiere.
- Universität Wien - 80%
- Universität Graz - 20%
- Wolfgang Göderle, Universität Graz , assoziierte:r Forschungspartner:in
- Werner Scheltjens, Otto-Friedrich Universität Bamberg - Deutschland
- Dirk Van Laak, Universität Leipzig - Deutschland