Die Korrespondenz Paul Tillichs 1933-1951
The Correspondence of Paul Tillich 1933-1951
Weave: Österreich - Belgien - Deutschland - Luxemburg - Polen - Schweiz - Slowenien - Tschechien
Wissenschaftsdisziplinen
Andere Geisteswissenschaften (60%); Philosophie, Ethik, Religion (40%)
Keywords
-
Hybrid Edition Project,
History of Theology,
Exile Research,
Intellectual and Cultural History,
History of Philosophy
In dem vom FWF und der DFG geförderten Internationalen Joint Project wird an der Evangelisch-The- ologischen Fakultät der Universität Wien und an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universi- tät München Paul Tillichs (18861965) umfangreiche Korrespondenz aus seiner frühen amerikanischen Zeit von 1933 bis 1951 in einer Hybridedition in drei Clustern wissenschaftlich erschlossen und der Forschung zugänglich gemacht. Tillich, der zu den bedeutendsten und einflussreichsten protestantischen Theologen und Religionsphilosophen des 20. Jahrhunderts gehört, lehrte nach Studium, Promotion und Habilitation an den Theologischen Fakultäten Berlin und Marburg, der Technischen Hochschule Dres- den und der Universität Frankfurt am Main. Er war einer der ersten nichtjüdischen Hochschullehrer, die im April 1933 von den Nationalsozialisten beurlaubt wurden. In den USA, in die er im selben Jahr emigrierte, fand er nach anfänglichen Schwierigkeiten eine neue Wirkungsstätte und machte eine bei- spielhafte Karriere in seiner neuen Heimat. Neben seiner Lehrtätigkeit am Union Theological Seminary in New York engagierte sich Tillich in diversen Selbsthilfegruppen von Emigranten, während des Zwei- ten Weltkriegs im Council for a Democratic Germany und arbeitete an dem ersten Band seiner Syste- matic Theology. Das Hybrideditionsprojekt schließt an ein Vorgängerprojekt an, in dem Tillichs Korrespondenzen aus seiner deutschen Zeit von 1887 bis 1933 textkritisch ediert und wissenschaftlich erforscht wurden (I4857). Das Gesamtprojekt behebt ein gravierendes Desiderat der bisherigen Forschung. Bislang exis- tiert keine kritischen Standards genügende Ausgabe seines umfangreichen Briefwechsels. Während von anderen wichtigen Theologen und Philosophen des 20. Jahrhunderts inzwischen deren Korrespondenzen in kritischen Editionen vorliegen und zu einer unverzichtbaren Quelle für eine Rekonstruktion von deren Denken wurden, ist das bei Tillich nicht der Fall. Erst eine solche Edition macht es möglich, den Wer- degang sowie die verzweigten Netzwerke, in denen sich sein Denken formte, wissenschaftlich zu er- schließen. Das betrifft neben der Werkgeschichte auch die Biographie, die bislang nur unzureichend erforscht ist. Mit der Edition von Tillichs Korrespondenz aus seiner frühen amerikanischen Zeit leistet das Projekt nicht nur eine grundlegende Vorarbeit für eine geistes- und ideengeschichtliche Erschlie- ßung seines Werks, es rückt auch Aspekte und Zusammenhänge seines Wirkens in das Blickfeld, die bislang unberücksichtigt geblieben sind. Dadurch eröffnet es völlig neue Perspektiven auf die Werkge- schichte seines Denkens in den komplexen theologisch-philosophischen und politischen Debattenlagen des 20. Jahrhunderts. Gerade aufgrund der Heterogenität der Wirksamkeit Tillichs, seiner vielfältigen Kontakte in Sozial-, Kultur- und diversen anderen Wissenschaften ist seine Korrespondenz von heraus- ragender Bedeutung für die Erschließung der geistigen und politischen Geschichte des 20. Jahrhunderts.
- Peter Andorfer, Österreichische Akademie der Wissenschaften , assoziierte:r Forschungspartner:in