Inside Asylum Bureaucracy
Inside Asylum Bureaucracy
Wissenschaftsdisziplinen
Politikwissenschaften (25%); Rechtswissenschaften (25%); Soziologie (50%)
Keywords
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Street-Level Bureaucracy,
Asylum,
Institutional Ethnography,
Public Administration,
Refugee Status Determination,
Organizational Sociology
Julia Dahlviks open access Monographie Inside Asylum Bureaucracy: Organizing Refugee Status Determination in Austria liefert soziologische Einsichten zu staatlichem Handeln in der Verwaltung von Asyl im europäischen Kontext. Durch einen Blick auf Prozesse, die üblicherweise hinter verschlossenen Türen stattfinden, bietet die Autorin ein vertieftes Verständnis darüber, wie EntscheiderInnen im Asylverfahren strukturellen Gegensätzen begegnen, die durch auseinandergehende rechtliche, politische und administrative Ziele entstehen. Der Fokus liegt sowohl auf strukturellen (rechtlichen und organisationalen) Aspekten als auch auf Aspekten des Handelns, wobei soziale Praktiken und Prozesse der Asylverwaltung untersucht werden. Das Datenmaterial basiert auf einer Fallstudie in Österreich, einem wichtigen Empfängerland für Asylanträge in der näheren Vergangenheit, und basiert auf Methoden der institutionellen Ethnographie, einschließlich qualitativer Interviews mit EntscheiderInnen, teilnehmender Beobachtung von Asyleinvernahmen und Artefaktanalyse. Die Fallstudie anhand des ehemaligen Bundesasylamts wird in einen breiteren Kontext gestellt und ermöglicht Vergleiche innerhalb und außerhalb des europäischen Systems. Das Buch ist in vier Teile gegliedert: Der erste Teil befasst sich mit dem sozialen, politischen und rechtlichen Kontext des Asylsuchens im 21. Jahrhundert und erläutert das Forschungsdesign. Die Teile zwei und drei ist der vertieften Diskussion der empirischen Ergebnisse gewidmet. Zunächst werden die Arbeitsbedingungen und das Arbeitsumfeld im Bundesasylamt untersucht; anschließend folgt eine Analyse der strukturellen Gegensätze, die den Arbeitsalltag der EntscheiderInnen charakterisieren. Die Diskussion der vier identifizierten Dilemmata der im Alltag der Asylverwaltung bildet den Kern des Buchs; diese sind: Normierung versus Handlungsspielraum, Individualisierung versus Generalisierung, Verantwortung versus Distanzierung, Eindeutigkeit (bzw. Bestimmtheit) versus Ungewissheit. Im letzten Teil des Buches werden die untersuchten Praxen der EntscheiderInnen theoretisiert und praktische Wege nach vorne diskutiert. Zum Abschluss plädiert die Autorin dafür, mehr Augenmerk auf das Thema Ethik in der Verwaltung zu legen, auch im Kontext des internationalen Schutzes. Julia Dahlviks Buch bietet durch den Einbezug ethnographischer Literatur zur Anthropologie des Staates und Organisationssoziologie und die Kombination unterschiedlicher theoretischer Zugänge zur Erklärung der empirischen Ergebnisse einen neuartigen Zugang. Perspektiven der öffentlichen Verwaltung, der street-level bureaucracy und der Organisationssoziologie werden durch Theorien der sozialen Praxis und der Strukturation ergänzt. Die Autorin trägt dadurch zur häufig vernachlässigten theoretischen Entwicklung in diesem speziellen Forschungsbereich bei. Insgesamt liefert dieses Buch einen wichtigen soziologischen Beitrag zur Forschung zu einem höchst aktuellen Thema in der heutigen Debatte um Migration und Asyl in Europa und darüber hinaus. Das Buch richtet sich an ForscherInnen, EntscheidungsträgerInnen, MitarbeiterInnen der Verwaltung und anderen PraktikerInnen ebenso wie an Studierende und alle LeserInnen, die sich für das Thema interessieren.
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