Geschichte schreiben im Anthropozän – am Beispiel „Sojazän“
104. Minisymposium des Zentrums für Umweltgeschichte
Präsentation:
Univ.-Prof. Mag. Dr. Ernst Langthaler
Vorstand Institut für Wirtschafts-, Sozial- und Umweltgeschichte
Johannes Kepler Universität Linz
Moderation:
Univ.-Prof. Dr. Fridolin Krausmann
Zentrum für Umweltgeschichte, Institut für Soziale Ökologie, Universität für Bodenkultur Wien
Die Debatte um das Anthropozän inner- und außerhalb des Wissenschaftsfeldes fordert die Geschichtsschreibung ganz grundsätzlich heraus: Einerseits hat sich die Geschichtswissenschaft in der Moderne als Menschheitsgeschichte – im Kontrast zur Naturgeschichte – konstituiert. Andererseits ist sie angesichts des anthropogenen Wandels des Erdsystems – Stichwort: „Klimakrise“ – herausgefordert, die konstitutive Trennung von ‚Mensch‘ und ‚Natur‘ zu überwinden. In diesem Sinn konfrontiert Dipesh Chakrabarty die Kategorien "global" und "planetary" miteinander. Die Kategorie des Globalen rückt die menschengemachte Welt – vor allem den Kapitalismus als wichtigsten Globalisierungstreiber – entlang einer in Generationen bemessenen Zeitskala ins Zentrum. Dagegen dezentriert die Kategorie des Planetarischen die Menschheit zu einer Spezies unter anderen als Element eines Erdsystems, dessen Zeitskaleneinheit Jahrmillionen umfasst. Daraus folgt die Forderung, globale und planetarische Denkweisen trotz ihrer Unterschiedlichkeit zusammenzudenken – und damit das Planetarische als humanistische Kategorie zu begreifen. Der Vortrag diskutiert Möglichkeiten und Grenzen des Schreibens planetarischer Geschichte am Beispiel von Soja – einer Schlüsselware des globalen Kapitalismus, die im langen 20. Jahrhundert (ca. 1870–2020) planetarische Wirkmächtigkeit erlangte.
Ernst Langthaler ist Universitätsprofessor am Institut für Wirtschafts-, Sozial- und Umweltgeschichte der Johannes Kepler Universität Linz mit dem Schwerpunkt Agrar- und Ernährungsgeschichte, Regional- und Globalgeschichte sowie historische Theorien und Methoden. Er absolvierte Gastprofessuren und Fellowships an den Universitäten Wien und Innsbruck sowie am Rachel Carson Center for Environment and Society der Universität München. Derzeit arbeitet er an einer Geschichte von Soja im 20. Jahrhundert und leitet dazu ein FWF-Forschungsprojekt.
Wenn Sie nicht persönlich am ZUG-Minisymposium teilnehmen können, gibt es auch die Möglichkeit, die Veranstaltung per Zoom mitzuverfolgen. Bei Interesse melden Sie sich bitte bei umweltgeschichte(at)boku.ac.at.
Veranstaltung
Start:
13.06.2024, 18:15
Ende:
13.06.2024, 19:45
Veranstaltungsart
Hybrid
Ort
BOKU University | Standort Schottenfeldgasse
Schottenfeldgasse 29/3
1070
Wien
Österreich
SR 3a
Angaben zur Veranstaltung
Deutsch
Freier Eintritt
Zentrum für Umweltgeschichte
Anmeldung
Nicht erforderlich