Warum tolerieren kohärente Glaubenssysteme Widersprüche?
Why do coherent belief systems tolerate incoherence? Belief update failures in society
Wissenschaftsdisziplinen
Psychologie (100%)
Keywords
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Coordination Project,
Outreach,
Synergy,
Administration
Unsere Überzeugungssysteme prägen, wie wir die Realität wahrnehmen, Entscheidungen treffen und mit der Welt interagieren. Dennoch verkörpern sie oft ein Paradoxon: Während Überzeugungssysteme in sich kohärent erscheinen, können sie gleichzeitig grundlegende Widersprüche aufweisen. So glaubt eine Person beispielsweise trotz gegensätzlichem Konsens unter Expert:innen, dass der Klimawandel nicht das Resultat menschlicher Handelns ist, oder dass Impfstoffe generell schädlich seien. Ebenso mag sich eine andere Person selbst als tolerant bezeichnen, sich jedoch in Wirklichkeit intolerant verhalten. Daher werden unseren ursprünglichen Überzeugungen widersprechende Beweise oft nicht als solche wahrgenommen, bereitwillig ignoriert oder sogar aktiv zurückgewiesen. Aber könnte es sein, dass diese Widersprüche nicht einfach "Fehler" sind, sondern grundlegende Mechanismen unseres Denkens abbilden? Genau das möchte eine neue interdisziplinäre Forschungsgruppe im Rahmen der Spezialforschungsbereiche des FWF herausfinden. Ziel ist es, die Formungsprozesse von Überzeugungen zu verstehen im Mittelpunkt stehen dabei sowohl der Vorgang der Aktualisierung als auch das Ausbleiben eines solchen. Dabei sind jene Mechanismen zentral, die dazu führen, dass Menschen kohärent inkohärente Überzeugungssysteme entwickeln als auch die Auswirkungen jener Dynamiken auf Individuum und Gesellschaft. Unser Projekt ist interdisziplinär: Wir bringen Forschende aus der Psychologie, Kognitionswissenschaft, Linguistik und Wirtschaftswissenschaft zusammen, um das Zusammenspiel zwischen Kernüberzeugungen definiert als tief verwurzelte Überzeugungen, die eng mit Identität und Präferenzen verbunden sind und evidenzbasierte, durch Erfahrung und Vernunft geformte Überzeugungen zu untersuchen. Gemeinsam entwickeln wir ein umfassendes Framework, das formale Modelle sowie die emotionalen, kognitiven und sozialen Dimensionen der Überzeugungsbildung verbindet. Im Zentrum der Forschung steht unter anderem die Frage, wie sich Überzeugungssysteme von den frühesten Stadien der Kindheit bis zu den komplexen Realitäten des Erwachsenenalters entwickeln und anpassen. Das Projekt untersucht zudem die Rolle von Sprache bei der Formulierung und Aufrechterhaltung von Überzeugungsstrukturen. Ein weiteres Augenmerk liegt auf den wirtschaftlichen und politischen Konsequenzen falscher oder widersprüchlicher Überzeugungen. Mit innovativen Ansätzen wollen wir die Mechanismen aufdecken, die der Persistenz und Veränderung von Überzeugungen zugrunde liegen. Unsere Ergebnisse sollen Einblicke liefern, die politische, bildungspolitische und kommunikative Strategien unterstützen können. Zu verstehen, warum Menschen widersprüchliche Überzeugungen besitzen und warum manche Überzeugungen trotz widersprüchlicher Beweise fortbestehen, ist von entscheidender Bedeutung, um brennende gesellschaftliche Fragen wie Polarisierung, Desinformation und den Vertrauensverlust in soziale Strukturen zu behandeln.
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Konsortiumsmitglied (01.03.2025 -)
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Konsortiumsmitglied (01.03.2025 -)
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Konsortiumsmitglied (01.03.2025 -)
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Konsortiumsmitglied (01.03.2025 -)
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Konsortiumsmitglied (01.03.2025 -)
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Konsortiumsmitglied (01.03.2025 -)
- Central European University Private University
- Marc Kaufmann, Central European University Private University , nationale:r Kooperationspartner:in
- Rima-Maria Rahal, Max-Planck-Gesellschaft - Deutschland
- Koszegi Botond, Universität Bonn - Deutschland
- Andreas Trotzke, Universität Konstanz - Deutschland
- Kristian Tylen, Aarhus University - Dänemark
- Riccardo Fusaroli, Aarhus University - Dänemark
- Dora Kampis, University of Copenhagen - Dänemark
- Christopher Hart, Lancaster University - Großbritannien
- Katrin Gödker, Università Bocconi - Italien
- Patricia Ganea, University of Toronto - Kanada
- Ferenc Szucs, Stockholms Universitet - Schweden
- Ildiko Kiraly, Eötvös Lorand University - Ungarn