Biodiversität und Ökosystemdienstleistungen von Weingärten (Vinedivers)
Biodiversity-based ecosystem services in vineyards (Vinedivers)
ERA-Net: Biodiversa
Wissenschaftsdisziplinen
Andere Agrarwissenschaften (25%); Biologie (60%); Geowissenschaften (15%)
Keywords
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Biodiversity of Plants and Pollinators,
Ecosystem Services,
Vineyards,
Agroecology,
Soil Science and Soil Biota,
Agri-Environmental Policy
VielfältigeOrganismengemeinschaften und deren Interaktionenleisten essentielle Ökosystemdienstleistungen in Weinbaulandschaften. Der traditionelle Weinbau war in einem multifunktionalen Landwirtschaftssystem mit extensiver Grünlandbewirtschaftung, Obstproduktion und vielfältigen (Rand-)Strukturen mit hoher Habitat- und funktioneller Biodiversität eingebettet. In den letzten Jahrzehnten führten Landnutzungsänderungen, Intensivierung und Mechanisierung der Weinproduktion zu einer Segregation von Produktionsflächen und naturschutzfachlich interessanten Flächen. Darüber hinaus führte die Furcht vor Wasser- und Nährstoffkonkurrenz zwischen den Weinreben und den Beikräutern zu einer Nulltoleranz-Einstellung gegenüber diesen Beikräutern. Die mit dieser Einstellung verknüpfte Managementpraxis ist gekennzeichnet durch häufigen Umbruch oder intensiven Herbizideinsatz; damit werden heute Ökosystemschäden wie hohe Erosionsraten, Degradierung der Bodenstruktur und -fruchtbarkeit, Verunreinigung des Grundwassers und generell hohe landwirtschaftliche Inputs in Verbindung gebracht. In diesem Teil des Projekts wollen wir den Einfluss unterschiedliche bewirtschafteter Weingärten auf die Aktivität und Diversität von Regenwürmern und Springschwänzen untersuchen. Regenwürmer und Springschwänze sind sensitive Bioindikatoren für Bodengesundheit und essentielle Bodenorganismen in europäischen Weingärten. Wir untersuchen auch die Ökosystemservices die durch die Aktivität der Bodenfauna hervorgerufen wird, wie Bodenstruktur, die Formierung von stabilen Bodenaggregaten, Wasserinfiltration und Bodenerosion. Diese Auswirkungen werden zunehmend wichtiger, da im Zuge des Klimawandels mehr Extremniederschläge erwartet werden. Struktur- und artenreiche Weinbaulandschaften können den Einsatz von externen landwirtschaftlichen Inputs verringern und haben gleichzeitig einen hohen ästhetischen Wert, der als kulturelle Ökosystemdienstleistung menschliches Wohlbefinden und Erholungsnutzung fördert. Unser Projekt hat die Analyse der Auswirkungen unterschiedlicher Managementregimes (intensive Bewirtschaftung mit häufigem Umbruch vs. Weingärten mit (Natur)Begrünungen) auf die Aktivität und Diversität von Regenwürmern und Springschwänzen und den damit assoziierten Ökosystemdienstleistungen auf Untersuchungsflächen-, Weingarten- und Landschaftsniveau zum Ziel. Innerhalb einer charakteristischen Weinbauregion werden zwei unterschiedliche, repräsentative ökologische Einheiten basierend auf ihrer Strukturvielfalt definiert. In jeder dieser Einheiten werden zwei verschiedene Bewirtschaftungsintensitäten untersucht. Zusätzlich wird eine Fotodokumentation für die Erhebung der Landschaftsästhetik angelegt. Die Einbindung der Interessengruppen erfolgt mit Hilfe eines koordinierten Plans während der gesamten Projektlaufzeit, um die Implementierung der wissenschaftlichen Projektergebnisse in die Praxis und in die politischen Rahmenbedingungen zu gewährleisten.
Weinbaulandschaften zählen zu den attraktivsten Landschaften; speziell dann, wenn sie aus einem kleinräumigen Mosaik von anderen landwirtschaftlich genutzten Flächen, Hecken und Solitärbäumen bestehen. Das vorliegende Projekt ist Teil des BiodivERsA-Projekts VineDivers, in dem Auswirkungen unterschiedlicher Bodenbearbeitungsintensitäten in Weingärten auf ober- und unterirdische Biodiversität, landschaftsökologische Interaktionen, Ökosystemdienstleistungen sowie sozioökonomische Aspekte untersucht werden. Das vorliegende Teilprojekt untersuchte schwerpunktmäßig die Wirkung auf Bodenorganismen und Bodenprozesse. Untersucht wurden unterschiedlich bewirtschaftete, kommerzielle Weingärten in unterschiedlich komplexen Landschaften in vier Weinbaugebieten in Österreich, Frankreich, Rumänien und Spanien. Intensiv bewirtschaftete Weingärten wiesen ganzjährig offenen Boden auf, extensive Weingärten hatten ganzjährige Bodenbedeckung, bei mittlerer Intensität wurde alternierend in jeder zweiten Fahrgasse Bodenbearbeitung durchgeführt, während die anderen Fahrgassen unbearbeitet blieben. Als Parameter zur Bewertung der Auswirkung der Bewirtschaftungsintensität dienten Bodentiere (Regenwürmer, Springschwänze) und Bodenfunktionen (Dekomposition). Zur Analyse wurden auch physikalische und chemische Bodeneigenschaften sowie botanische Erhebungen aus anderen VineDivers Teilprojekten herangezogen. In der umgebenden Landschaft wurde der Anteil an landwirtschaftlichen und naturnahen Flächen kartiert und mittels geografischer Informationssysteme analysiert. Die Resultate zeigten, dass die ober- und unterirdische Biodiversität unterschiedlich auf Bodenbearbeitung in den Partnerländern reagiert. Beispielsweise war in österreichischen Weingärteneine extensive Fahrgassenbewirtschaftung nicht förderlich für Bodenorganismen, während dies in Rumänien und Frankreich deutlich der Fall war. In spanischen Weingärten spielten Regenwürmer und Springschwänze wegen der trockenen Bedingungen offenbar eine geringe Rolle. Die Resultate zeigten Einflüsse der jeweils vorhandenen Bodentypen, der vorhandenen regionalen Biodiversität und auch der umgebenden Landschaftsstruktur. Die Resultate wurden auf zahlreichen nationalen und internationalen Konferenzen präsentiert und stießen darüber hinaus auch bei Weinbäuerinnen und Weinbauern auf großes Interesse. Aus den Resultaten können auch länderspezifische Empfehlungen zur nachhaltigen und biodiversitätsschonenden Weingartenbewirtschaftung unter Einbeziehungen wichtiger Ökosystemdienstleistungen wie Erosionsschutz oder auch sozioökonomischer Komponenten abgeleitet werden.
- Holger Bergmann, Georg-August-Universität Göttingen - Deutschland
- Daniel Cluzeau, Université de Rennes I - Frankreich
- Jose Gomez, Spanish National Research Council - Spanien
Research Output
- 468 Zitationen
- 7 Publikationen
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2019
Titel A field evaluation of the impact of temporary cover crops on soil properties and vegetation communities in southern Spain vineyards DOI 10.1016/j.agee.2018.11.010 Typ Journal Article Autor Guzmán G Journal Agriculture, Ecosystems & Environment Seiten 135-145 Link Publikation -
2018
Titel The Perception of Viticultural Landscapes as a Method of Promoting and Supporting Local Economic Activities Through Multifunctional Landscapes DOI 10.2478/alife-2018-0058 Typ Journal Article Autor Hoble A Journal “Agriculture for Life, Life for Agriculture” Conference Proceedings Seiten 387-392 Link Publikation -
2018
Titel Tillage intensity or landscape features: What matters most for wild bee diversity in vineyards? DOI 10.1016/j.agee.2018.07.018 Typ Journal Article Autor Kratschmer S Journal Agriculture, Ecosystems & Environment Seiten 142-152 Link Publikation -
2019
Titel Previous contraceptive treatment relates to grey matter volumes in the hippocampus and basal ganglia DOI 10.1038/s41598-019-47446-4 Typ Journal Article Autor Pletzer B Journal Scientific Reports Seiten 11003 Link Publikation -
2018
Titel Effects of vegetation management intensity on biodiversity and ecosystem services in vineyards: A meta-analysis DOI 10.1111/1365-2664.13124 Typ Journal Article Autor Winter S Journal Journal of Applied Ecology Seiten 2484-2495 Link Publikation -
2020
Titel Tillage intensity and herbicide application influence surface-active springtail (Collembola) communities in Romanian vineyards DOI 10.1016/j.agee.2020.107006 Typ Journal Article Autor Fiera C Journal Agriculture, Ecosystems & Environment Seiten 107006 Link Publikation -
2017
Titel Soil biota in vineyards are more influenced by plants and soil quality than by tillage intensity or the surrounding landscape DOI 10.1038/s41598-017-17601-w Typ Journal Article Autor Buchholz J Journal Scientific Reports Seiten 17445 Link Publikation