Die sahidische Version des Johannesevangeliums als Teil der Editio Critica Maior
The Sahidic Version of the Gospel of John as Part of the Editio Critica Maior
Wissenschaftsdisziplinen
Geschichte, Archäologie (25%); Philosophie, Ethik, Religion (40%); Sprach- und Literaturwissenschaften (35%)
Keywords
-
New Testament,
Textual Criticism,
Gospel Of John,
Sahidic,
Manuscripts,
Editio Critica Maior
Die bedeutendste altkirchliche Übersetzung des Neuen Testaments ist jene in koptischer Sprache. Innerhalb dieser Sprache ist für das Johannesevangelium der sahidische Dialekt der wichtigste. Es wurde bereits im Vorprojekt deutlich, dass die koptische Überlieferung des Johannesevangeliums teilweise sehr seltene Varianten bezeugt, die bisher nur in wenigen griechischen Handschriften des Neuen Testaments bezeugt sind, da die Übersetzung in das Koptische bereits Ende des zweiten Jahrhunderts begann, während die handschriftliche Überlieferung des Neuen Testaments erst wirklich nach dem Ende der Verfolgungen, d.h. nach dem ersten Jahrzehnt des 4. Jahrhunderts einsetzt. Deswegen ist die koptische Überlieferung von großer Bedeutung für die Textkritik des Neuen Testaments. Trotz ihrer textgeschichtlichen Bedeutung sind bisher nur von sehr wenigen Schriften des Neuen Testaments kritische Editionen der koptischen Überlieferung vorhanden. Die Erforschung der sahidischen Überlieferung des Johannesevangeliums ist bislang noch ein Desiderat sowohl der koptologischen als auch der neutestamentlichen Forschung. Ziel des vorgelegten Projektes ist die Vorbereitung einer kritischen Edition der sahidischen Version des Johannesevangeliums. Hierfür sind alle bekannten Handschriften dieses Texts im sahidischen Dialekt - sechs vollständige und rund 190 bruchstückhafte - heranzuziehen und sorgfältig zu kollationieren. Für die höchst umfangreichen Transkriptionen ist sinnvollerweise eine elektronische, via Internet zugängliche Publikation vorgesehen, die eine interlineare Präsentation der Textvarianten bietet. Darüber hinaus werden auch die (weit weniger umfangreichen) proto-bohairischen und achmimischen Überlieferungen berücksichtigt. Neben der übersichtlichen Aufbereitung aller Varianten ist ein weiteres wesentliches Ziel des Projektes die sprachliche und textkritische Analyse, welche griechische(n) Version(en) als Vorlage für die sahidische Übersetzung diente(n). Erste Ergebnisse aus dem Vorprojekt fanden bereits in den kritischen Apparat der 28. Auflage des Novum Testamentum Graece Eingang. Die Ergebnisse des Projekts sind - abgesehen von dem Nutzen für die Koptologie - von besonderer Bedeutung für die Erstellung des Textes des Johannesevangeliums im Rahmen der Editio Critica Maior, die neben allen bekannten griechischen Handschriften auch die altkirchlichen Übersetzungen (Lateinisch, Syrisch etc.) zur Erstellung des kritischen Apparats und zur Dokumentation aller bekannten Lesarten heranzieht. Als wichtigste altkirchliche Übersetzung darf hier die koptische Überlieferung nicht fehlen. Die im Projekt erzielten Ergebnisse der Arbeit mit der sahidischen Übersetzung in der ganzen Breite ihrer handschriftlichen Überlieferung werden unmittelbar in die Arbeiten der Editio Critica Maior am Johannesevangelium einfließen und damit für weiteste Kreise der Bibelwissenschaft fruchtbar gemacht.
Die Übersetzung neutestamentlicher Texte in das Ägyptische (das in dieser letzten Sprachstufe Koptisch genannt wird) begann im zweiten oder zu Beginn des dritten Jahrhunderts.Unterden verschiedenen ägyptischenÜbersetzungen des Johannesevangeliums ist die sahidische Übersetzung wahrscheinlich die bedeutendste Übersetzung. Die Übersetzung ist sehr gut bezeugt, über 150 (zumeist fragmentarische) Handschriften dieser Übersetzung sind bekannt. Das primäre wissenschaftliche Ziel war (als Fortsetzung des Projekts 22017) alle sahidischen Handschriften des Johannesevangeliums zu transkribieren und sie für die Verwertung im Rahmen des großen Projekts Editio Critica Maior (ECM) des Johannesevangeliums fruchtbar zu machen. Die ECM hat die Aufgabe, die textliche Überlieferung aller griechischen Handschriften des Neuen Testaments, die in der Zeit vor dem Jahr 1000 n.Chr. entstanden, zu verzeichnen. Darüber hinaus werden dort auch die altkirchlichen Übersetzungen für die Textgeschichte fruchtbar gemacht. Alle verfügbaren Handschriften der sahidischen Überlieferung des Johannesevangeliums sind transkribiert und werden auf den Homepages des International Greek New Testament Project (IGNTP: http://www.iohannes.com/) und des Instituts für Neutestamentliche Textforschung in Münster (INTF: http://ntvmr.uni-muenster.de/manuscript-workspace) zugänglich sein. Der Projektleiter erwartet, dass die Transkripte von ca. 140 sahidischen Handschriften des Johannesevangeliums mit Mai 2016 online sein werden. Das macht das primäre Forschungsergebnis der Projekte P25082 und P22017 der wissenschaftlichen Öffentlichkeit zugänglich. Beide Institutionen präsentieren die Daten auf unterschiedliche Weise: Die Homepage des INTF macht die Transkripte als Einzeltranskripte zugänglich und ermöglicht die Darstellung von Transkript und Abbildungen der Handschrift, sodass ein direkter Vergleich des Transkripts mit der transkribierten Handschrift möglich ist. Aufgrund von Einschränkungen des Copyrights ist ein Teil der Bilder nur nach vorheriger Registrierung im INTF als wissenschaftlicher Benutzer der Handschriften möglich. Während die Homepage des INTF den einzelnen Handschriften gewidmet ist, dient die Darstellung auf der Homepage des IGNTP einem völlig anderen Zweck: Der Vergleich der verschiedenen Handschriften ist dort möglich, sodass Textvarianten und Abweichungen studiert werden können. Dies dient einerseits als Grundlage für das Studium der sahidischen Überlieferung, ist jedoch auch für die Heranziehung der sahidischen Überlieferung im Rahmen der ECM von großer Bedeutung. Trotz des großen Reichtums der sahidischen Handschriften wird die sahidische Überlieferung die zweite altkirchliche Übersetzung (neben dem Lateinischen) sein, die auf diese Weise auf der Homepage des IGNTP für die Arbeit mit dem Johannesevangelium dargestellt werden kann (http://www.iohannes.com/). Dem Forscher ist es hierbei auch möglich, neben Vergleichen zwischen den Handschriften auch Detailanalysen einzelner Handschriftenüberlieferungen durchzuführen.
- Universität Wien - 100%
- Christoph Markschies, Humboldt-Universität zu Berlin - Deutschland
- Siegfried G. Richter, Universität Münster - Deutschland
- Anne BoudHors, Centre National de la Recherche Scientifique - Frankreich
- David Parker, The University of Birmingham - Großbritannien
Research Output
- 50 Zitationen
- 9 Publikationen
- 1 Wissenschaftliche Auszeichnungen
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2014
Titel Schrift und Schriftverständnis in Joh 20,8f DOI 10.1628/186870314x14243331428287 Typ Journal Article Autor Förster H Journal Early Christianity Seiten 419 -
2014
Titel Ist unsere Heimat im Himmel? Überlegungen zur Semantik von p???te?µa in Phil 3,20 DOI 10.1628/186870314x14054089316029 Typ Journal Article Autor Förster H Journal Early Christianity Seiten 149 -
2014
Titel Mari and Marim in John's Gospel in the Novum Testamentum Graece. Typ Journal Article Autor Förster H -
2014
Titel Die johanneischen Zeichen und Joh 2:11 als möglicher hermeneutischer Schlüssel DOI 10.1163/15685365-12341444 Typ Journal Article Autor Förster H Journal Novum Testamentum Seiten 1-23 -
2015
Titel Standardisierung oder literarische Absicht - Der Name Maria und seine graphischen Varianten in der koptischen Version des Johannesevangeliums. Typ Journal Article Autor Förster H -
2014
Titel Der Aufenthalt von Priska und Aquila in Ephesus und die juristischen Rahmenbedingungen ihrer Rückkehr nach Rom DOI 10.1515/znw-2014-0012 Typ Journal Article Autor Förster H Journal Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft Seiten 189-227 Link Publikation -
2016
Titel Fragment eines Kaufvertrags mit Kreditierung des Kaufpreises (P.Heidelberg K. 234) DOI 10.1515/apf-2016-0015 Typ Journal Article Autor Förster H Journal Archiv für Papyrusforschung und verwandte Gebiete Seiten 178-194 Link Publikation -
2016
Titel Überlegungen zur Grammatik von Joh 8,25 im Lichte der handschriftlichen Überlieferung DOI 10.1515/znw-2016-0001 Typ Journal Article Autor Förster H Journal Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft Seiten 1-29 Link Publikation -
2015
Titel Die syntaktische Funktion von ?t? in Joh 8.47* DOI 10.1017/s0028688515000302 Typ Journal Article Autor Förster H Journal New Testament Studies Seiten 157-166 Link Publikation
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2015
Titel Membership in IGNTP (International Greek New Testament Project) Typ Awarded honorary membership, or a fellowship, of a learned society Bekanntheitsgrad Continental/International