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Cov_enable: Neudenken von Vulnerabiltät in Krisenzeiten

Cov_enable: Re-Imagining vulnerabilities in times of crises

Oliver Koenig (ORCID: 0000-0001-9954-8997)
  • Grant-DOI 10.55776/P34641
  • Förderprogramm Einzelprojekte
  • Status beendet
  • Projektbeginn 01.05.2021
  • Projektende 30.04.2025
  • Bewilligungssumme 398.244 €

Wissenschaftsdisziplinen

Andere Sozialwissenschaften (60%); Erziehungswissenschaften (40%)

Keywords

    COVID, Inclusive Crisis Monitoring, Vulnerability, Disability, Inclusive Education, Supported Living

Abstract Endbericht

Seit dem März 2020 hat die Corona Pandemie in Österreich und auf der ganzen Welt zu starken Einschränkungen geführt. Menschen, die als besonders vulnerabel angesehen werden, brauchen besonderen Schutz. Vulnerabel (oder Vulnerabilität) heißt, dass jemand besonders anfällig für Risiken ist. Ohne Schutzmaßnahmen wären also bestimmte Gruppen in der Gesellschaft besonders von den gesundheitlichen Auswirkungen des Coronavirus betroffen. Häufig werden ältere Menschen oder Menschen mit Behinderungen als vulnerabel eingestuft. Wie und ob jemand vulnerabel ist hängt jedoch von einer Vielzahl an Faktoren ab. Neben gesundheitlichen Aspekten, können auch andere Einflüsse Vulnerabilität verstärken oder erzeugen, Z.B. Isolation, Benachteiligung oder Diskriminierung. In und auch nach Krisensituationen ist es daher besonders entscheidend genau zu beobachten, welche Auswirkungen politische Maßnahmen auf jene Gruppen haben die als vulnerabel bezeichnet werden. Dabei ist es wichtig die subjektiven (oder eigenen) Perspektiven der Personen selbst zu hören. Diese Blickwinkel sind bis jetzt in der Krise noch nicht beachtet worden. Dadurch ist es auch schwer Aussagen darüber zu treffen, was soziale Benachteiligung, Ausschluss und Diskriminierung verstärkt. In ihrem Forschungsprojekt nehmen der Bildungswissenschaftler Oliver Koenig von der Bertha von Suttner Privatuniversität St. Pölten gemeinsam mit Michelle Proyer vom Zentrum für Lehrer*innenbildung der Universität Wien die Auswirkungen der Krise auf die Bildungs-, Lebens- und Unterstützungssituation von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Behinderungen in den Blick. Dabei sollen die bisherigen und zukünftigen Entwicklungen der Pandemie nachgezeichnet werden. Hierfür sind in den kommenden drei Jahren (2021 2024) zwei partizipative Erhebungsphasen sowohl in Schulen als auch in unterschiedlichen Wohneinrichtungen und Wohnformen für Menschen mit Behinderungen geplant. Dabei soll eine Forschungsphase noch während der Krise und die zweite Phase in einem gewissen zeitlichen Abstand umgesetzt werden. In beiden Phasen sollen Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Behinderungen selbst zu Wort kommen. Durch das Forschungsteam werden Sie unterstützt die Veränderungen in ihrer Lebenswelt mit Hilfe von digitalen Kameras zu dokumentieren und zu reflektieren wann sie sich wie besonders vulnerabel fühlen. Zusätzlich ist geplant Lehrer*innen und Fachkräfte zu befragen, wie sich neue Regeln und Maßnahmen auf ihre Arbeitsbedingungen ausgewirkt haben. Die erhobenen Daten werden sowohl ausgewertet als auch dazu verwendet ein Modell für eine inklusive Überwachung oder ein inklusives Management der Folgen der Krise zu entwickeln. In Zusammenarbeit mit Selbstvertretungsorganisationen sowie Organisationen aus dem Bereich der Zivilgesellschaft, der Menschenrechte und der öffentlichen Verwaltung sollen die Nachwirkungen und zukünftige Herausforderungen der Krise möglichst schnell sichtbar gemacht und nach Lösungen gesucht werden.

Die COVID-19-Pandemie hat den Begriff der "Vulnerabilität" in den Mittelpunkt gesellschaftlicher Aufmerksamkeit gerückt. Besonders Menschen mit Behinderungen wurden in öffentlichen und politischen Debatten häufig pauschal als "besonders vulnerabel" bezeichnet - ohne dass sie selbst in Entscheidungen oder Schutzmaßnahmen eingebunden waren. Das Forschungsprojekt Cov_enable hat untersucht, welche Auswirkungen diese Zuschreibungen haben - und was sie ausblenden. Statt Vulnerabilität als individuelles Merkmal oder medizinisches Risiko zu verstehen, entwickelte das Projekt das Konzept der Vulnerabilitätseffekte. Damit wird der Blick auf die gesellschaftlichen, politischen und institutionellen Bedingungen gerichtet, durch die Verletzbarkeit erst hergestellt oder verstärkt wird. Wer als vulnerabel gilt, wie diese Zuschreibung begründet wird und welche strukturellen Konsequenzen daraus folgen - all das wurde im Projekt kritisch analysiert. Untersucht wurden die Erfahrungen von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Behinderungen in verschiedenen Lebensbereichen - etwa in Schulen, betreuten Wohnformen oder im Rahmen persönlicher Assistenz. In Interviews, Fokusgruppen und partizipativen Workshops wurde deutlich: Vulnerabilität entsteht häufig dort, wo Unterstützungsstrukturen ausfallen, Kommunikation nicht barrierefrei ist oder politische Maßnahmen an den Bedürfnissen der Betroffenen vorbeigehen. Diese Effekte waren oft nicht direkte Folgen der Pandemie selbst, sondern von deren institutioneller Bewältigung. Gleichzeitig zeigte das Projekt, dass Vulnerabilität nicht das Gegenteil von Handlungsmacht ist. Viele Teilnehmer:innen kritisierten aktiv ihre Situation, organisierten sich, entwickelten neue Unterstützungsformen und forderten Veränderungen ein - sei es durch kleine alltägliche Akte oder durch kollektives Engagement. Neben wissenschaftlichen Publikationen setzte Cov_enable auch auf öffentliche Dialogformate, inklusive Workshops und künstlerische Interventionen. Im Rahmen des FWF-geförderten Schwesterprojekts "C_all" wurden Performanceformate genutzt, um unterschiedliche Erfahrungen von Krise sichtbar zu machen und neue Räume des Austauschs zu eröffnen. Mit Blick nach vorn hat das Projekt wichtige Grundlagen für Anschlussstudien geschaffen. Mehrere wissenschaftliche Beiträge wurden veröffentlicht, sind eingereicht oder befinden sich in Vorbereitung - darunter zu intersektionalen Konstruktionen von Vulnerabilität, Unterstützungssystemen für Menschen mit Behinderungen während der Pandemie, zur Entflechtung von Vulnerabilitätseffekten im Krisenmanagement, zu Crisis Learning und den Beiträgen von Menschen mit Behinderungen, zu affektiven Mediendiskursen, Mikropraktiken der Solidarität sowie pandemiebedingten Ungleichheiten im Bildungsbereich - einschließlich der Erfahrungen gehörloser Schüler:innen und veränderter Zeitlichkeiten im Lernen. Ein zentrales Ergebnis des Projekts ist die Notwendigkeit, Vulnerabilität nicht als statisches Etikett zu verwenden, sondern sie als relationales und veränderbares Verhältnis zu verstehen - das durch gesellschaftliche Strukturen, politische Entscheidungen und Formen der Teilhabe maßgeblich mitgestaltet wird.

Forschungsstätte(n)
  • Bertha von Suttner Privatuniversität St. Pölten GmbH - 58%
  • Universität Wien - 42%
Nationale Projektbeteiligte
  • Albert Brandstätter, nationale:r Kooperationspartner:in
  • Anita Bauer, nationale:r Kooperationspartner:in
  • Christine Steger, nationale:r Kooperationspartner:in
  • Gabriele Sprengseis, nationale:r Kooperationspartner:in
  • Habichler David, nationale:r Kooperationspartner:in
  • Jasna Puskaric, nationale:r Kooperationspartner:in
  • Marion Ondricek, nationale:r Kooperationspartner:in
  • Markus Pusnik, nationale:r Kooperationspartner:in
  • Martin Wancata, nationale:r Kooperationspartner:in
  • Robert Mittermair, nationale:r Kooperationspartner:in
  • Rupert Corazza, nationale:r Kooperationspartner:in
  • Sandra Frauenberger, nationale:r Kooperationspartner:in
  • Tobias Buchner, Pädagogische Hochschule Oberösterreich , nationale:r Kooperationspartner:in
  • Martin Rothgangel, Universität Wien , assoziierte:r Forschungspartner:in
  • Stefan Strauss, Österreichische Akademie der Wissenschaften , nationale:r Kooperationspartner:in
Internationale Projektbeteiligte
  • Tanja Sturm, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg - Deutschland
  • Michelle Proyer, Université du Luxembourg - Luxemburg
  • Clemens Wieser, Aarhus University - Norwegen
  • Monika Wagner-Willi, Fachhochschule Nordwestschweiz - Schweiz

Research Output

  • 11 Publikationen
  • 3 Policies
  • 1 Künstlerischer Output
  • 3 Methoden & Materialien
  • 13 Disseminationen
  • 5 Wissenschaftliche Auszeichnungen
  • 1 Weitere Förderungen
Publikationen
  • 2025
    Titel Reconfiguring Vulnerability and Dis/Ability: An Agential Realist Exploration to Disentangle Vulnerability Effects in Austria's COVID-19 Response
    DOI 10.1111/1467-9566.70035
    Typ Journal Article
    Autor Koenig O
    Journal Sociology of Health & Illness
    Link Publikation
  • 2022
    Titel Vulnerable Students, Inclusion, and Digital Education in the Covid-19 Pandemic: A Qualitative Case Study From Austria
    DOI 10.17645/si.v11i1.5850
    Typ Journal Article
    Autor Möhlen L
    Journal Social Inclusion
  • 2022
    Titel Putting on Intersectional Glasses: Listening to the Voice of the Vulnerable
    DOI 10.17645/si.v11i1.5759
    Typ Journal Article
    Autor Subasi Singh S
    Journal Social Inclusion
  • 2023
    Titel Unterstützungssysteme für Menschen mit Behinderungen:>> Enacting crisis <
    Typ Journal Article
    Autor Barberi A
    Journal Sozialwissenschaftliche Rundschau
    Seiten 329-346
    Link Publikation
  • 2023
    Titel Education in an Altered World
    Typ Book
    Autor Proyer
    Verlag Bloomsbury Publishing PLC
    Link Publikation
  • 2023
    Titel COVID 19: Unravelling the Multilayeredness of Vulnerability
    Typ Conference Proceeding Abstract
    Autor Koenig O
    Konferenz European Educational Research Association ECER Conference in Glasgow 2023
    Link Publikation
  • 2024
    Titel Navigating Uncertainties and Vulnerabilities. Personal Accounts of Research Participants in Supported Living Arrangements During and After the COVID-19 Pandemic.
    Typ Conference Proceeding Abstract
    Autor Koenig O
    Konferenz European Educational Research Association ECER Conference in Nicosia
    Link Publikation
  • 2024
    Titel Re-imagining Care-Full Inclusion: Care Ethics in Post-Pandemic Organizing
    Typ Conference Proceeding Abstract
    Autor Koenig O
    Konferenz European Educational Research Association Conference 2024 in Nicosia
    Link Publikation
  • 2024
    Titel Beyond Tragedy: Reframing Dis/ability through Agential Realism and Activist Affordances
    Typ Conference Proceeding Abstract
    Autor Koenig O
    Konferenz European Educational Research Association ECER Conference 2024 in Nicosia
    Link Publikation
  • 2024
    Titel Gemeinsam für eine inklusive Zukunft. Lernen aus der Covid-Pandemie
    Typ Other
    Autor Mandl S
    Seiten 16
    Link Publikation
  • 2021
    Titel Revisiting vulnerabilities. Auswirkungen der Pandemie auf die (Re)Konstruktion von Vulnerabilität*en im Kontext von Bildung; In: Corona bewegt - auch die Bildungswissenschaft. Bildungswissenschaftliche Reflexionen aus Anlass einer Pandemie
    Typ Book Chapter
    Autor Obermayr
    Verlag Klinkhardt Verlag
    Seiten 137-152
    Link Publikation
Policies
  • 2023 Link
    Titel Inclusive Crisis Monitoring Series (Vienna, 2023-2024)
    Typ Contribution to new or improved professional practice
    Link Link
  • 2021 Link
    Titel Research participant trajectory: Marlene Krubner's evolving role from participant to co-researcher to member of the Austrian monitoring Board of the UNCRPD
    Typ Influenced training of practitioners or researchers
    Link Link
  • 2021
    Titel Organizational learning and practice change in disability services and advocacy
    Typ Contribution to new or improved professional practice
Künstlerischer Output
  • 2023 Link
    Titel Disentangling Vulnerability and Crisis through Performance" - C_all Project Event, Dschungel Theater Vienna
    Typ Artistic/Creative Exhibition
    Link Link
Methoden & Materialien
  • 2025 Link
    Titel Diffractive and Affordance-Based Methodologies
    DOI 10.1111/1467-9566.70035
    Typ Improvements to research infrastructure
    Öffentlich zugänglich
    Link Link
  • 2024
    Titel Attentive Methodology and Mixed-Abled Research Infrastructures
    Typ Improvements to research infrastructure
    Öffentlich zugänglich
  • 2024 Link
    Titel Sign Language and Translanguaging Approaches for Inclusive Analysis
    Typ Improvements to research infrastructure
    Öffentlich zugänglich
    Link Link
Disseminationen
  • 2025
    Titel NNDR Conference (Helsinki): Mixed-abled presentation with self-advocate (May 2025)
    Typ A talk or presentation
  • 2024 Link
    Titel Gemeinsam für eine inklusive Zukunft" - Inclusive Society Visions Brochure (PHAIDRA, 2024)
    Typ A magazine, newsletter or online publication
    Link Link
  • 2023 Link
    Titel C_All Dialogue Event II: Co-visioning inclusive crisis monitoring (late 2023)
    Typ Participation in an activity, workshop or similar
    Link Link
  • 2023
    Titel Teaching integration at University of Vienna (lectures & seminars, 2023-2025)
    Typ A talk or presentation
  • 2024 Link
    Titel Lange Nacht der Forschung
    Typ Participation in an activity, workshop or similar
    Link Link
  • 2022
    Titel BA-Thesis Seminar (WS 2022 - University of Vienna)
    Typ Participation in an activity, workshop or similar
  • 2024 Link
    Titel Closing Event: Aus Krisen lernen - Von der Vision eines inklusiven Krisen- und Katastrophenmanagements in die Praxis
    Typ Participation in an activity, workshop or similar
    Link Link
  • 2024
    Titel BA Research Seminar (BSU): Situational analysis with project data (WS 2024/25)
    Typ Participation in an activity, workshop or similar
  • 2024
    Titel Course "International Perspectives on Inclusive Education" (Univ. Luxembourg)
    Typ Participation in an activity, workshop or similar
  • 2022
    Titel Cov_enable Blog
    Typ Engagement focused website, blog or social media channel
  • 2025
    Titel Affordance-mapping co-analysis workshops with participants (March & April 2025)
    Typ A formal working group, expert panel or dialogue
  • 2023 Link
    Titel C_All Kick-off: Performative event & stakeholder dialogue (Vienna, Dschungel Theater, March 2023)
    Typ Participation in an activity, workshop or similar
    Link Link
  • 2022
    Titel Project Seminar "Critical Discourse Analysis" (WS 2022/23, BSU)
    Typ Participation in an activity, workshop or similar
Wissenschaftliche Auszeichnungen
  • 2025
    Titel Invited talk at the "Research for Civil Protection" conference, Bonn (2025)
    Typ Personally asked as a key note speaker to a conference
    Bekanntheitsgrad Continental/International
  • 2024
    Titel Collaboration with the University of Iceland on vulnerability, precarity, and disability during the COVID-19 pandemic
    Typ Attracted visiting staff or user to your research group
    Bekanntheitsgrad Continental/International
  • 2024
    Titel Keynote at the Conference "Expressing Emotions in Sign Languages" (Hamburg University)
    Typ Personally asked as a key note speaker to a conference
    Bekanntheitsgrad Continental/International
  • 2024
    Titel Invitation to give Keynote at LUXERA 2024
    Typ Personally asked as a key note speaker to a conference
    Bekanntheitsgrad National (any country)
  • 2024
    Titel Michelle Proyer was invited to give a talk at ÖFEB Emerging Researchers Conference
    Typ Personally asked as a key note speaker to a conference
    Bekanntheitsgrad National (any country)
Weitere Förderungen
  • 2022
    Titel C_ALL: Enable All Voices Erwachsene, Kinder und Jugendliche mit Behinderungen und psychischer Erkrankung in der Corona-Pandemie
    Typ Research grant (including intramural programme)
    Förderbeginn 2022
    Geldgeber LBG Open Innovation in Science Center

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