Gefahren, Verwundbarkeit und Resilienz im kolonialen Indien
Hazards, Vulnerability and Resilience in Colonial India
Wissenschaftsdisziplinen
Geschichte, Archäologie (100%)
Keywords
-
Famines,
Disaster Studies,
Colonialism,
South Asia,
Vulnerability
Ziel dieses Projektes ist es, unser Verständnis über die möglichen Ursachen von Hungersnöten zu vertiefen. Warum führt eine Dürre in einem Fall zu einer massiven Hungersnot mit Tausenden Toten, während im anderen Fall die Krise relativ glimpflich überstanden wird? Wie gehen Gesellschaften mit Dürren um und welche Faktoren verbessern oder verschlechtern die Überlebenschancen? Im Kontext des fortschreitenden Klimawandels und immer häufigeren Trockenheitsperioden sind diese Fragen und mögliche Antworten darauf relevanter und aktueller denn je. Um diese Frage zu beantworten werden drei Hungersnöte im kolonialen Indien untersucht. Unter britischer Herrschaft kam es in der Region zu vielen schweren Hungersnöten, die teilweise Millionen Todesopfer forderten. Im 19. Jahrhundert war Indien das globale Epizentrum derartiger Krisen. Ein Blick auf diese Periode und Region eignet sich deshalb besonders gut, um die Ursachen von Hungersnöten zu erforschen. In einem ersten Schritt versucht das Projekt das Ausmaß und die Schwere der Dürren zu rekonstruieren, die die jeweiligen Hungerkrisen auslösten. Während heute moderne Instrumente oder Satelliten für solche Messungen verwendet werden, mussten sich Rekonstruktionen für das 19. Jahrhundert bis vor kurzem vor allem auf schriftliche Aufzeichnungen von Zeitgenoss*innen stützen. Mittlerweile können wir auch Erkenntnisse der Paläoklimatologie nützen, um Klima und Wetterextreme der Vergangenheit zu rekonstruieren. Im Rahmen dieses Projektes findet eine Kooperation mit einem führenden Paläoklimatologen an der Columbia University in New York statt. Wie stark sich eine Dürre auf eine Gesellschaft auswirkt, hängt letztendlich vor allem von wirtschaftlichen, sozialen und politischen Faktoren ab. Diese werden im zweiten Teil des Projektes genauer untersucht. Welche Auswirkungen hat etwa eine zunehmend exportorientierte Kommentiert [ma1]: Hab dir das ja oben mit zunehmend Landwirtschaft auf die Ernährungssicherheit der Bevölkerung? Welche staatlichen Maßnahmen ausgebessertwär dann hier auch wieder ein anderes Wort gut schützen besonders vulnerable Gruppen? Im besten Fall warnt und unterstützt der Staat die Menschen während einer Krise. Im schlimmsten Fall verschärft er die Krise und trägt so zumindest indirekt zu hohen Sterberaten bei. Der Untersuchungszeitraum des Projekts (18601890) eignet sich besonders gut für eine Analyse dieser Faktoren. Indien veränderte sich in diesen Jahrzehnten rasant: durch den Bau der Eisenbahn, die auch ländliche Regionen stärker in den Weltmarkt integrierte; durch die Zunahme von cash crops wie Baumwolle, Opium oder Indigo, die auf Kosten von traditionellen Getreidesorten kultiviert wurden; oder durch wirtschaftsliberale Ideen, die das Krisenmanagement der kolonialen Regierung prägten. Dieses Projekt untersucht Hungerkrisen der Vergangenheit um ein besseres Verständnis für drängende Probleme der Gegenwart zu erlangen.
- David Arnold, University of Warwick - Großbritannien
- Cormac Ó Gráda, University College Dublin - Irland
- Brendan M. Buckley, Columbia University New York - Vereinigte Staaten von Amerika