Regesten zur Geschichte der Juden in Südösterreich 1438-1457
Documents on Jewish History in Southern Austria 1438-1457
Wissenschaftsdisziplinen
Geschichte, Archäologie (85%); Sprach- und Literaturwissenschaften (15%)
Keywords
-
Collection of sources,
Jewish History,
Economic and social history,
Late Middle Ages (1438-1457),
Charters,
Austrian History
Österreich besitzt eine äußerst reiche Überlieferung an Urkunden zur jüdischen Geschichte im Mittelalter. Am Institut für jüdische Geschichte Österreichs (St. Pölten) läuft seit längerem das Unternehmen, diese Quellen, die für eine Erforschung der mittelalterlichen jüdischen Geschichte Österreichs unerlässlich sind, als mehrbändige Serie von Regesten (Zusammenfassungen des rechtsrelevanten Inhalts) zu publizieren. Die Quellen für das heutige Bundesgebiet wurden in vorhergehenden FWF-Projekten bis 1437 aufgearbeitet; mit dem Projekt "Regesten zur Geschichte der Juden in Südösterreich 1438-1457" wird diese Arbeit für die heutigen Bundesländer Steiermark und Kärnten bis 1457 fortgesetzt. Dafür werden urkundliche und zeitgenössische erzählende Quellen mit einem jüdischen Bezug (Personen, Gebäude wie Synagogen, Rechtsbestimmungen etc.) gesammelt und für die Forschung aufbereitet, wobei zahlreiche Stücke zuvor noch gar nicht oder ohne Erwähnung der jüdischen Betreffe publiziert wurden. Die Sammlungstätigkeit umfasst Archivrecherchen im In- und Ausland sowie die Erfassung bereits publizierter Stücke. Die Ergebnisse werden in Form chronologisch gereihter Regesten veröffentlicht; hebräische Quellen werden im Volltext aufgenommen und übersetzt. Durch Kommentare zum jeweiligen Stück und einen umfassenden Index werden die Quellentexte inhaltlich erschlossen. Für die Zeitspanne des geplanten Projekts nämlich die ersten Jahrzehnte der Herrschaft Herzog Friedrichs V. (1440 König Friedrich IV., 1452 Kaiser Friedrich III.), sind kaum Quellenarbeiten zur jüdischen Geschichte vorhanden, daher ist über Friedrichs frühe Politik gegenüber der jüdischen Bevölkerung der Steiermark und Kärntens nach wie vor wenig bekannt. Durch die Quellensammlung werden Ereignisse wie die Vertreibung der Grazer Juden und Jüdinnen 1438, die Wege der Vertriebenen und ihre Wiederansiedlung 1447 klarer nachvollziehbar und Änderungen in der sozialen und rechtlichen Stellung der jüdischen Bewohner vor und nach der Vertreibung erkennbar. Noch weniger ist über die Judenpolitik von Friedrichs Bruder Albrecht VI., in dessen steirischen Besitzungen Judenburg und Voitsberg jüdische Gemeinden ansässig waren, bekannt; das im Projekt aufbereitete Material wird eine Grundlage für Studien zu Albrechts Judenpolitik und der Frage, inwieweit sich sein Konflikt mit Friedrich auf diese auswirkte, bieten. Große jüdische Siedlungen bestanden vor allem auf dem Gebiet der Untersteiermark. einer der größten jüdischen Gelehrten des Spätmittelalters, Israel Isserlein ben Petachja, lebte etwa 1435 1445 in Maribor/Marburg. Die zu erwartende größere Anzahl an überlieferten Quellen wird Einblicke in jüdisch-christliche Interaktionen wie beispielsweise das steirische Judengericht, ein in den meisten Städten nachweisbares Gericht mit jüdischen und christlichen Beisitzern, geben sowie die Nachverfolgung einzelner Personen über einen längeren Zeitraum erlauben.
- Institut für jüdische Geschichte Österreichs - 100%
- Eveline Brugger, Institut für jüdische Geschichte Österreichs , nationale:r Kooperationspartner:in