Exil:Trans - Leben und Arbeit verfolgter ÜbersetzerInnen
Exil:Trans - Life and work of translators in exile
DACH: Österreich - Deutschland - Schweiz
Wissenschaftsdisziplinen
Andere Geisteswissenschaften (30%); Sprach- und Literaturwissenschaften (70%)
Keywords
-
Translators,
Exile,
Histoire Croisee,
National Socialist Tyranny,
Networks,
Biography
Budin, Gerhard (Koordination) (VIE) & Bäcker, Iris (GER) & Brandtner, Joana (VIE) & Dueck, Evelyn (LAU) & Kelletat, Andreas F. (GER) & Kremmel, Stefanie (VIE) & Lušicky, Vesna (VIE) & Richter, Julia (VIE) & Rozmyslowicz, Tomasz (VIE/GER) & Schippel, Larisa (VIE) & Spitzl, Karlheinz (VIE) & Tashinskiy, Aleksey (GER) & Weber-Henking, Irene (LAU) & Wloka Bartholomäus (VIE) Universität Wien, Zentrum für Translationswissenschaft (Koordination) Johannes Gutenberg-Universität Mainz Germersheim, Arbeitsbereich Interkulturelle Germanistik Université de Lausanne, Centre de traduction littéraire Licht in die Sache Die veröffentlichten Übersetzungen von ÜbersetzerInnen, die sich ins Exil retten konnten, sind physisch existent. Recherchierbar. Sichtbar. Greifbar. Sie werden zitiert, paraphrasiert, verwertet. Sie zirkulieren in historischen und gegenwärtigen diskursiven Feldern und gestalten diese und somit auch gesellschaftliches Leben mit. Der Großteil der ExilübersetzerInnen selbst bleibt jedoch im Wissenschaftsdiskurs bis heute (nahezu) anonym, inexistent: ihre Namen, ihre Biographien, ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen, ihre übersetzerischen Strategien und Praktiken, ihre Handlungs- und Interaktionsgefüge. Das ExilTrans-Forschungsprojekt hat es sich zur Aufgabe gemacht, sie aus diesem diskursiven Schatten heraustreten zu lassen; es stellt jene Menschen, die sich vor dem Terror der NationalsozialistInnen ins Exil retten konnten und übersetzerisch tätig waren, in den Mittelpunkt seiner Arbeit. Das Prisma des Exils Exil bedeutet Verlust und Rettung zugleich. Aus wissenschaftlicher Perspektive liegt die Herausforderung von Exilforschung insbesondere in einer schütteren, verstreuten Quellenlage. Es ist davon auszugehen, dass für die zu untersuchenden ÜbersetzerInnen der Weg ins Exil einen Weg aus dem eigenen Lebenszentrum an einen (zumindest vorläufig) existentiellen Rand darstellte. Es wird zu untersuchen sein, welche Handlungsräume sich ExilübersetzerInnen in diesem für sie neuen und häufig erst selbst geschaffenen translatorischen Handlungsgefüge eröffnen und welche Rolle(n) sie darin einnehmen und entwickeln konnten (z. B. sprachliches Feld, Exilverlagswesen, kontrafaschistische Tätigkeit). Geschichtswissenschaftlich beruht ExilTrans auf dem methodischen Ansatz der histoire croisée im Fokus: Lebensdaten, Biographien und Netzwerke. Reflexionen im Jetzt Exil wird heute für immer mehr Menschen in der Welt zu einer erzwungenen Erfahrungs- und Lebensform. ÜbersetzerInnen haben aufgrund ihres translatorischen Handlungspotentials unmittelbaren Anteil am Aufbau, der Gestaltung, Aufrechterhaltung oder auch Zerstörung translokaler Beziehungen. Die ExilübersetzerInnen dieses Forschungsprojekts haben mit ihren Translaten zur Zeit nationalsozialistischen Terrors den Transfer kultureller und wissenschaftlicher Werke, sowie auch von Nachrichten, Hoffnungen und Erwartungen, ermöglicht. Zugleich bedeutete ihr Handeln ein Durchbrechen politischer Restriktion. Es gilt die diesen Übersetzungen zugrundeliegenden Arbeits- und Lebensbedingungen, sowie Handlungs- und Publikationsgefüge, zu ergründen und sichtbar zu halten. Die digital-geisteswissenschaftliche Rahmung des vorliegenden Projekts ermöglicht der Öffentlichkeit Teilhabe an der Arbeit von ExilTrans.
Exil:Trans - Leben und Werk von Übersetzern im Exil Das Projekt Exil:Trans (2019 -2022) erforschte das Leben und die translatorischen Handlungen von Übersetzerinnen und Übersetzern, die durch den Nationalsozialismus ins Exil gezwungen wurden. Ziel war es, Übersetzerinnen und Übersetzer biografisch zu dokumentieren, ihre Übersetzungen bibliographisch zu erfassen, Forschungslücken der Exilforschung zu schließen und theoretische Erkenntnisse zu translatorischen Ereignissen zu gewinnen. Im Rahmen des Projekts wurden über 300 Übersetzer*innen und ihre Werke identifiziert Durch die Untersuchung verschiedener geografischer Regionen und Gattungen konnten einzelne Übersetzer und Übersetzungsräume im Detail erforscht werden. Das Projekt konnte verschiedene Kategorien von Translation im Exil beschreiben, die vor allem im Zusammenhang mit Translaitonsmotiven stehen. Das Exil:Trans-Projekt entwickelte neue Methoden für die Erarbeitung von Übersetzerbiografien und Übersetzungsbibliografien, einschließlich der Entwicklung digitaler Tools für die Datenpräsentation und -analyse. Die daraus resultierten Datenbanken und Tools sind Open Access für alle Forschenden zugänglich und für Ihre Langlebigkeit langzeitarchiviert im System der Universitätsbibliothek Wien. Das Projekt wirkte sich positiv auf die Karrieren der beteiligten Forscher aus, erhöhte ihre Sichtbarkeit und erleichterte den interdisziplinären Austausch. Das Forschungsteam, bestehend aus erfahrenen Professoren, Postdocs und Doktoranden, gewann an Wissen, Perspektiven und praktischen Fähigkeiten in den Bereichen Datenmanagement und Projektmanagement. Die Projektergebnisse wurden über Open-Access-Datenbanken, wissenschaftliche Konferenzen und Publikationen verbreitet. Durch die Zusammenarbeit mit der Digitalen Bibliothek und Bibliographie der Übersetzungsliteratur (DLBT) und dem Germersheimer Übersetzerlexikon (UELex.de) wurde die Reichweite der Projektdaten erweitert. Exil:Trans leistete bedeutende Beiträge zur Translationshistoriographie, zur Quellenkritik und zum Verständnis von Übersetzern im Exil. Es stellte bestehende theoretische Vorstellungen in Frage gestellt und deckte verborgene Formen der kollaborativen Übersetzung, die Polyfunktionalität der Übersetzung und genderbedingte Differenzen auf. Das Projekt zeigte auch, wie wichtig weitere Forschung in der Zeit des Post-Exils wäre, um die späteren Auswirkungen des Exils auf translatorisches Handeln, die Post -Exil-Erfahrungen der Übersetzer und die Auswirkungen der politischen Wende nach dem Ende des Nationalsozialismus aufzeigen zu können. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Exil:Trans-Projekt unser Verständnis für das Leben und die Arbeit von Übersetzern im Exil während des Nationalsozialismus vertieft hat. Es hat neue Einsichten, theoretische Überlegungen und methodische Fortschritte in den Bereichen Translationswissenschaft und Exilforschung gebracht. Die Ergebnisse, Methoden und Datenbanken des Projekts werden auch in Zukunft einen Beitrag zur Forschung und zum interdisziplinären Dialog leisten.
- Universität Wien - 100%
- Andreas F. Kelletat, Johannes Gutenberg Universität Mainz - Deutschland
- Irene Weber Henking, University of Lausanne - Schweiz
Research Output
- 126 Zitationen
- 29 Publikationen
- 2 Künstlerischer Output
- 2 Methoden & Materialien
- 3 Datasets & Models
- 1 Software
- 6 Disseminationen
- 2 Wissenschaftliche Auszeichnungen
-
2023
Titel Emigrantin als billige und gute Übersetzerin Der Bühl-Verlag und Fega Frisch Typ Conference Proceeding Abstract Autor Rougemont Seiten 93-116 -
2023
Titel Helene Weyl und der Glanz der Übersetzung Typ Journal Article Autor Kremmel Journal Dialog - Du siach, christlich-jüdische Informationen -
2023
Titel Das Zusammenspiel von Übersetzungs- und Agenturtätigkeit im Exil in Buenos Aires. Typ Conference Proceeding Abstract Autor Kremmel Seiten 209-234 -
2023
Titel Verheddert im Netzwerk der Genossen. Ervin Sink und seine Übersetzerin Irma Rothbart im Pariser und Moskauer Exil der 1930er Jahre Typ Conference Proceeding Abstract Autor Kelletat Seiten 385-448 -
2023
Titel Der Rowohlt Verlag und seine Exilübersetzer*innen Typ Conference Proceeding Abstract Autor Eufinger Seiten 141-164 -
2023
Titel Netzwerk und Übersetzung im Schweizer Exil. Typ Conference Proceeding Abstract Autor Dueck -
2023
Titel Netzwerker unter sich. Die Arbeits- und Interessensgemeinschaft von Max Brod und Carl Seelig Typ Conference Proceeding Abstract Autor Dietiker Seiten 75-92 -
2023
Titel Ernst Cassirer im Exil - Strategien der Überwindung von Sprachbarrieren in philosophischen Diskursen und in der Rezeption seiner Philosophie Typ Conference Proceeding Abstract Autor Budin -
2023
Titel Selektion, Inklusion und der 'Sinn' von Übersetzungen: Zum ambivalenten Verhältnis von Übersetzungspraxis und sozialem Netzwerk am Beispiel des Exilsoziologen Hans H. Gerth Typ Conference Proceeding Abstract Autor Rozmyslowicz Tomasz -
2023
Titel Österreichische Übersetzerinnen und Übersetzer im Exil Typ Book Autor Richter J editors Schippel L, Richter J, Kremmel S Verlag Frank und Timme Link Publikation -
2023
Titel Netzwerke in Bewegung - Translation in wechselnden Räumen Typ Conference Proceeding Abstract Autor Richter -
2023
Titel Mentale Translation eines Denkraums. Texte und Personen auf der Vorderbühne - Begegnungen auf der Hinterbühne Typ Conference Proceeding Abstract Autor Schippel Seiten 275-296 -
2023
Titel Translation im Netzwerk. Ellen Walden im Exil und danach und die Frage nach dem übersetzerischen Chronotopos Typ Conference Proceeding Abstract Autor Tashinskiy Seiten 353-384 -
2023
Titel Das Netzwerk der Schwestern und Übersetzer. Der Steinberg-Verlag, 1942-1972 Typ Conference Proceeding Abstract Autor Weber Henking Seiten 117-140 -
2022
Titel Der zerschnittene Stalin: Translatorisches Handeln im sowjetischen Exil. Mit einer Fallstudie zur Deutschen Zentral-Zeitung Typ Conference Proceeding Abstract Autor Tashinskiy Seiten 305-352 -
2022
Titel Exil als transkultureller Chronotopos Typ Conference Proceeding Abstract Autor Schippel -
2022
Titel Translatorische Optionen des Exils im Vereinigten Königreich. Typ Conference Proceeding Abstract Autor Schippel Seiten 243-262 -
2022
Titel Translation im Exil und ihre Rolle bei der Akkumulation von Kapital. Typ Conference Proceeding Abstract Autor Richter Seiten 107-120 -
2022
Titel 'The actual work on the translation was carried out in the following sequence ': Die Übersetzungen deutscher naturwissenschaftlicher Druckwerke im US-Verlag Interscience. Typ Conference Proceeding Abstract Autor Kremmel Seiten 149-172 -
2022
Titel Zwischen Bibliographie und Biographie: Recherchen zum Literaturübersetzen im Exil (1933-1945). Ein Zwischenbericht Typ Conference Proceeding Abstract Autor Kelletat Seiten 15-70 -
2022
Titel Boxerdichter, Dichterboxer. Die Erfindung des Autors Horst Schade durch Carl Seelig. Typ Conference Proceeding Abstract Autor Dietiker Seiten 285-303 -
2022
Titel Das translatorische Profil von Exil-Zeitschriften (Das Wort, Orient, Aufbau und Freies Deutschland): Erkundungen auf fast unbekanntem Terrain Typ Conference Proceeding Abstract Autor Boguna Seiten 71-106 -
2022
Titel Translation und Wissenstransfer an der Universität Istanbul zwischen 1933 und 1953. Typ Conference Proceeding Abstract Autor Avkiran Seiten 263-284 -
2022
Titel Wüsters Allgemeine Terminologielehre - ein Grenzgebiet zwischen Sprachwissenschaft, Logik, Ontologie, Informatik und den Sachwissenschaften Typ Conference Proceeding Abstract Autor Budin G. Konferenz Eugen Wüster et la terminologie de l'école de Vienne. Actes du colloque de la Société d'histoire et d'épistemologie des sciences du langage et du laboratoire Histoire des théories linguistiques. Paris, 3-4 février 2006 Link Publikation -
2022
Titel Soziologen übersetzen. Akademische Translation im US-amerikanischen Exil Typ Conference Proceeding Abstract Autor Rozmyslowicz Tomasz Seiten 121-147 Link Publikation -
2022
Titel Translation und Exil (1933-1945) I Typ Book Autor Kelletat A F editors Tashinskiy A, Boguna J, Rozmyslowicz T Verlag Frank und Timme Link Publikation -
2020
Titel Citizen science in the social sciences and humanities: the power of interdisciplinarity DOI 10.1057/s41599-020-0471-y Typ Journal Article Autor Tauginiene L Journal Palgrave Communications Seiten 89 Link Publikation -
2019
Titel Dimensions of Linguistic Space: Variation – Multilingualism Conceptualisations Dimensionen des sprachlichen Raums: Variation – Mehrsprachigkeit – Konzeptualisierung DOI 10.3726/b15250 Typ Book editors Bülow L, Fischer A, Herbert K Verlag Peter Lang, International Academic Publishers Link Publikation -
2021
Titel Translation und kollektive Exklusion Typ Conference Proceeding Abstract Autor Rozmyslowicz Tomasz Seiten 105-129 Link Publikation
-
2022
Link
Titel Exil:Trans Forschungsprojekt und Datenbank zu Leben und Arbeit verfolgter Übersetzer und Übersetzerinnen Typ Database/Collection of data Öffentlich zugänglich Link Link -
2020
Link
Titel Digital Library and Bibliography of Literature in Translation (DLBT) Typ Database/Collection of data Öffentlich zugänglich Link Link -
2020
Link
Titel Germresheimer Übersetzerlexikon (UeLex) Typ Database/Collection of data Öffentlich zugänglich Link Link
-
2022
Link
Titel Überübersetzen Typ A broadcast e.g. TV/radio/film/podcast (other than news/press) Link Link -
2022
Titel Opening of the exhibition "One Process - Four Languages" in Mannheim Typ A talk or presentation -
2023
Link
Titel Podcast episode on translation & exile Typ A broadcast e.g. TV/radio/film/podcast (other than news/press) Link Link -
2023
Link
Titel APA press release on the project Typ A press release, press conference or response to a media enquiry/interview Link Link -
2021
Titel Hieronymus Day Presentation Typ Participation in an open day or visit at my research institution -
2021
Titel "Adaptation -Autonomy-Continuity: Academia in Times of Crises" Conference Typ A talk or presentation
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2022
Titel Lecture at exhibition opening Typ Personally asked as a key note speaker to a conference Bekanntheitsgrad National (any country) -
2022
Titel Conference session Typ Personally asked as a key note speaker to a conference Bekanntheitsgrad Continental/International