Sensationelle Nachrichten aus Stockholm: Nach Emmanuelle Charpentier im Jahr 2020 freut sich der Wissenschaftsfonds FWF mit Anton Zeilinger über den zweiten Nobelpreis, der aus FWF-Förderungen hervorgegangen ist.

Ein Nobelpreis für einen österreichischen Wissenschaftler und die damit verbundene weltweite Anerkennung – das kommt dann doch nicht so oft vor. „Ich stehe unter einem positiven Schock“, formulierte es der frischgebackene Nobelpreisträger Anton Zeilinger in einer ersten Reaktion. So wie ihm geht es wohl vielen in der wissenschaftlichen Community, und doch kommt diese Würdigung nicht überraschend.

Ein Nobelpreis fällt nicht vom Himmel, wissenschaftliche Durchbrüche entstehen nicht von heute auf morgen. „Der Nobelpreis unterstreicht, dass wir am richtigen Weg sind. Investitionen in die Grundlagenforschung treiben den wissenschaftlichen Fortschritt voran und zeigen uns jenen Pfad auf, den wir auch künftig nicht verlassen sollten. Der Nobelpreis ist natürlich an erster Stelle eine Auszeichnung für Anton Zeilinger, aber auch für sein Umfeld und die österreichische Grundlagenforschung insgesamt“, so FWF-Präsident Christof Gattringer. „Ohne die Unterstützung der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler in Österreich und Europa wäre das nicht möglich gewesen“, bringt es Anton Zeilinger während der ersten Pressekonferenz nach der Bekanntgabe auf den Punkt. Dass die Quantenforschung in Österreich weltweit für ihre Spitzenleistungen bekannt ist und jetzt mit einem Nobelpreis ausgezeichnet wird, liegt an zwei Dingen: an den Forschenden von Österreichs Universitäten und außeruniversitären Forschungsstätten, die mit viel Enthusiasmus arbeiten, sowie an der öffentlichen Hand, die das Geld und die nötige Infrastruktur zur Verfügung stellt, um international konkurrenzfähige Spitzenforschung betreiben zu können.

Entscheidende Nobelpreis-Publikationen vom FWF gefördert

„Das ist nur möglich gewesen, weil mir die Chance gegeben wurde, schon von sehr früh an Dinge in der Physik zu machen, die mich interessiert haben, ohne Rücksicht darauf, ob das irgendwann einen Nutzen haben könnte“, so Anton Zeilinger. 

Die erste Unterstützung für Anton Zeilingers Forschung durch den FWF geht auf ein Projekt zur „Neutroneninterferometrie“ seines Doktorvaters Helmut Rauch Anfang der Siebzigerjahre zurück. Das Projekt wurde mit der damals beachtlichen Summe von 2.852.000 Mio. Schilling gefördert und bewirkte eine Reihe gemeinsamer Publikationen von Helmut Rauch und Anton Zeilinger.

Sein erstes eigenständiges FWF-Projekt reichte Österreichs neuer Nobelpreisträger 1980 ein, es sollte der Auftakt für eine langfristige Förderbeziehung werden. In der Folge trat Zeilinger sowohl als Projektleiter als auch als Projektpartner in Erscheinung. Er förderte und kooperierte dabei mit heute international herausragenden Wissenschaftlern aus dem In- und Ausland wie zum Beispiel Jörg Schmiedmayer (TU Wien), Markus Arndt (Universität Wien), Markus Aspelmeyer (Universität Wien), Dik Bouwmeester (Leiden/Santa Barbara), Jian-Wei Pan (USTC), Thomas Jennewein (Waterloo), Harald Weinfurter (LMU München) oder Gregor Weihs (Universität Innsbruck). 

Zur jüngeren Generation der „Schüler“ Anton Zeilingers zählen etwa die START-Preisträger Philip Walter und Markus Huber oder der ehemalige FWF-Schrödinger-Stipendiat und heutige Max-Planck-Gruppenleiter Mario Krenn (MPI Erlangen). Armin Hochrainer und Manuel Erhard (FWF-Doktoratskolleg) arbeiten derzeit an der kommerziellen Umsetzung der Quantenkommunikation bei der Firma Quantum Technology Labs unter Leitung von Rupert Ursin, langjähriger Kooperationspartner von Anton Zeilinger.

Von den vom Nobelpreis-Komitee in seiner Laudatio genannten zehn Publikationen wurden neun mit FWF-Beteiligung realisiert.

Nobelpreis als Motivation für Nachwuchs

Er sehe den Preis auch als „Ermutigung für junge Menschen“, sagte Anton Zeilinger und rät ihnen: „Denkt nicht zu viel an künftige Anwendungen.“ Was man in den nächsten 20 Jahren sowohl im Feld der Grundlagen der Quantenphysik als auch bezüglich Anwendungen sehen wird, sei „absolut offen“, so Zeilinger, der am 10. Dezember, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel, zusammen mit dem französischen Physiker Alain Aspect und dem US-Physiker John F. Clauser in Stockholm den Preis entgegennehmen wird. Gleichzeitig bedankt sich Zeilinger auch bei „den hunderten jungen Menschen, mit denen ich über die Jahre gearbeitet habe“.

Die Förderung junger Wissenschaftler:innen spielt auch beim Wissenschaftsfonds FWF eine zentrale Rolle, zwei Drittel aller FWF-Mittel gehen an Forschende jünger als 36 Jahre. Es ist diese Gruppe, die heute Ideen entwickelt, die in den nächsten Jahrzehnten auf weitere wissenschaftliche Durchbrüche hoffen lassen. „Erste eigene mutige Ideen zu unterstützen, die später groß rauskommen können, ist ein zentrales Ziel des FWF. Aus diesem Grund stellen wir einen Großteil unserer Förderungen für die Karrieren des Nachwuchses zur Verfügung, darunter hoffentlich auch weitere Nobelpreisträger:innen von morgen“, unterstreicht Christof Gattringer. 

Von Beginn an neugierig – eine beispielhafte Karriere

Der am 20. Mai 1945 in Ried im Innkreis (OÖ) geborene Physiker gilt als Pionier der Übertragung von Quanteninformation zwischen Photonen. In diesem Bereich hat er in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche Durchbrüche erzielt und Übertragungsrekorde aufgestellt. Diese Art der Informationsweitergabe sei zum Beispiel „fundamental wichtig zum Informationstransport in Quantencomputern“, sagte Zeilinger im Rahmen der Pressekonferenz in Stockholm.

Nach seinem Studium der Physik und Mathematik und seiner Dissertation beim späteren FWF-Präsidenten Helmut Rauch über „Neutron Depolarization in Dysprosium Single Crystals“ an der Universität Wien habilitierte er sich 1979 an der Technischen Universität Wien. Er startete seine Karriere 1972 als Forschungsassistent am Atominstitut Wien und war unter anderem Fulbright Fellow am Massachusetts Institute of Technology (MIT) beim späteren Nobelpreisträger von 1994, Clifford Shull, sowie Assistenzprofessor am Atominstitut Wien, dem MIT sowie der TU Wien. Nach Professuren an der TU München und der Universität Innsbruck war er seit 1999 Professor für Experimentalphysik an der Universität Wien, seit 2013 bis heute als Professor emeritus. Darüber hinaus forscht er seit 2004 am Institute for Quantum Optics and Quantum Information der ÖAW, dem er von 2004 bis 2013 auch als Direktor vorstand. Von 2013 bis 2022 war Anton Zeilinger Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Der mehrfache Ehrendoktor und Ehrenprofessor wurde mit zahlreichen prestigeträchtigen Preisen ausgezeichnet, unter anderem 2010 mit dem Wolf Prize in Physics, 2017 mit dem John Stewart Bell Prize oder 2019 mit dem Micius Quantum Prize, und ist Träger des Großen Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich sowie für Verdienste um das Land Wien. Er ist weiters Fellow der American Association for the Advancement of Science (AAAS) und Mitglied zahlreicher Wissenschaftsakademien weltweit.

Quantenforschung beim Wissenschaftsfonds FWF

Der FWF fördert Quantenforschung über sein gesamtes Förderportfolio. Gemeinsam mit der FFG setzt der FWF darüber hinaus seit 2021 die Förderinitiative Quantum Austria des BMBWF um; zehn Projekte konnten bis heute über Quantum Austria mit Mitteln des Aufbau- und Resilienzplans NextGenerationEU gefördert werden.

Erste „Quantum Austria“-Forschungsprojekte bewilligt

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