Drei Personen hinter einer Glaswand mit Post-Its
Der FWF stĂ€rkt die Doktoratsausbildung: 71 neue Doktoratsstellen entstehen an Österreichs ForschungsstĂ€tten. © iStock

Mit den doc.funds-Förderungen baut der FWF dank Mitteln des Fonds Zukunft Österreich und des BMBWF die strukturierte Doktoratsausbildung an Österreichs ForschungsstĂ€tten weiter aus. Doktorand:innen erhalten ein exzellentes Forschungsumfeld, um sich intensiv zukunftsweisenden Fragestellungen widmen und in ihrem Forschungsfeld weiter Fuß fassen zu können. Die Förderungen stĂ€rken gleichzeitig die wissenschaftliche Exzellenz in Forschung und Lehre.

Sechs neue doc.funds in Graz und Wien

Sechs Projekte konnten in der jĂŒngsten doc.funds-Entscheidungsrunde des FWF ĂŒberzeugen und werden mit knapp 13 Millionen Euro ĂŒber vier Jahre hinweg gefördert. Dadurch entstehen 71 neue Doktorand:innen-Stellen in Doktoratsprogrammen an der UniversitĂ€t Wien und der UniversitĂ€t fĂŒr Bodenkultur Wien sowie in vier Doktoratsprogrammen, die gemeinsam in institutionenĂŒbergreifenden Konsortien Doktorand:innen ausbilden: an der Technischen UniversitĂ€t Graz und der UniversitĂ€t Graz, an der Medizinischen UniversitĂ€t Wien und der VeterinĂ€rmedizinischen UniversitĂ€t Wien, am Forschungsinstituts fĂŒr Molekulare Pathologie/ÖAW  und der Medizinischen UniversitĂ€t Wien sowie am Institut fĂŒr Höhere Studien, der UniversitĂ€t Wien und der WirtschaftsuniversitĂ€t Wien.

Drei neue doc.funds.connect in Krems, Wiener Neustadt und Wien

Im doc.funds.connect-Programm, das auf die Herausbildung gemeinsamer Ausbildungsangebote von Fachhochschulen und UniversitĂ€ten fokussiert, können drei neue Doktoratsprogramme mit einem Gesamtvolumen von 3,5 Millionen Euro starten. Mit dem Angebot eröffnen sich fĂŒr Forschende und Institutionen Möglichkeiten einer lĂ€ngerfristigen Kooperation im Bereich der anwendungsorientierten Grundlagenforschung. Hier arbeiten die FH Campus Wien mit der Technischen UniversitĂ€t Wien, die UniversitĂ€t fĂŒr Weiterbildung Krems mit dem IMC Krems und der Medizinischen UniversitĂ€t Wien sowie die FH Wiener Neustadt mit der Technischen UniversitĂ€t Wien zusammen.

Die neuen doc.funds im Detail

Doktoratsprogramm „Discrete Mathematics in Teams“

Koordination: Michael Kerber, Technische UniversitÀt Graz
Beteiligte Partner: Technische UniversitÀt Graz, UniversitÀt Graz
Fördervolumen: 2,3 Millionen Euro

Diskrete Mathematik untersucht die mathematischen Eigenschaften von Strukturen, die sich von einem Computer exakt darstellen lassen. Sie bildet unter anderem das theoretische RĂŒckgrat der Informatik und ist im Alltag omniprĂ€sent, zum Beispiel wenn wir mit Kreditkarte bezahlen oder mit der U-Bahn fahren. Das Konsortium des doc.funds bringt Forscher:innen der TU Graz und der Uni Graz zusammen und legt seinen Fokus auf BrĂŒckenschlĂ€ge zwischen Teilbereichen der diskreten Mathematik. Jede Doktorand:innenstelle wird von zwei Forscher:innen gleichberechtigt betreut. Dadurch bearbeiten unsere Doktorand:innen innovative und hochrelevante Forschungsthemen und werden dabei von einem Team optimal unterstĂŒtzt.

Doktoratsprogramm „SHIELD: Securing Host Immunity – Elimination versus Destruction“

Koordination: Maria Sibilia, Medizinische UniversitÀt Wien
Beteiligte Partner: Medizinische UniversitÀt Wien, VeterinÀrmedizinische UniversitÀt Wien
Fördervolumen: 2,2 Millionen Euro

Das Immunsystem schĂŒtzt unseren Körper vor Ă€ußeren (Pathogenen) und inneren (Krebs) Bedrohungen. Die Beseitigung dieser Bedrohungen oder ein fehlgeleiteter Angriff auf körpereigene Strukturen fĂŒhren unweigerlich zu einer SchĂ€digung des Gewebes. Die Sicherung der GewebeintegritĂ€t ist daher von grĂ¶ĂŸter Bedeutung, um Autoimmunerkrankungen, Infektionen und Krebserkrankungen vorzubeugen. DafĂŒr ist es notwendig, Grundlagenforschung, Daten- und klinische Wissenschaft miteinander zu verbinden, damit an dieser Schnittstelle Studierende grundlegende biomedizinische Fragen zum schĂŒtzenden Schild unseres Immunsystems erforschen. SHIELD wird Forschende fĂŒr PrĂ€zisionsmedizin-AnsĂ€tze der Zukunft ausbilden und die Erkenntnisse aus diesem Forschungsprogramm sind eine Voraussetzung fĂŒr verbesserte Therapien.

Doktoratsprogramm „Genome Instability“

Koordination: Christopher Campbell, UniversitÀt Wien
Beteiligte Partner: UniversitĂ€t Wien, Forschungsinstitut fĂŒr Molekulare Pathologie/ÖAW, Medizinische UniversitĂ€t Wien
Fördervolumen: 2,1 Millionen Euro

Es gibt wenige Dinge, die fĂŒr das Leben selbst so wichtig sind wie die StabilitĂ€t des Genoms. SchĂ€den an unserem Genom fĂŒhren im Laufe der Zeit zu Krebs, Unfruchtbarkeit und Alterung. Der Schwerpunkt dieses Doktoratsprogramms liegt darauf, zu verstehen, wie Zellen mit SchĂ€den am Genom umgehen und was passiert, wenn sie dies nicht tun. Um dieses wichtige Forschungsgebiet voranzutreiben, wurde ein gezieltes Schulungsprogramm entwickelt, um Expert:innen fĂŒr die Ursachen und Folgen von GenominstabilitĂ€t auszubilden. Die Studierenden des Doktoratsprogramm „GenominstabilitĂ€t“ erlernen das notwendige theoretische Wissen und sammeln praktische Erfahrungen mit modernen Techniken zur GenominstabilitĂ€tsforschung.

Doktoratsprogramm „Vienna Graduate School of Finance“

Koordination: Josef Zechner, WirtschaftsuniversitÀt Wien
Beteiligte Partner: WirtschaftsuniversitĂ€t Wien, Institut fĂŒr Höhere Studien (IHS), UniversitĂ€t Wien
Fördervolumen: 2,3 Millionen Euro

Die Vienna Graduate School of Finance untersucht, wie das Finanzsystem zur nachhaltigen Resilienz menschlicher Entwicklung angesichts verschiedener existenzbedrohender Risiken, im Besonderen jener verursacht durch Klimawandel, Pandemien und geopolitische Krisen, beitragen kann. FinanzmÀrkten kommt hierbei durch die Reallokation von Kapital eine zentrale Bedeutung zu. Unter anderem wird erforscht, wie soziale Verantwortung von Investor:innen unternehmerische Entscheidungen beeinflussen kann, inwieweit sich Katastrophenrisiken in Wertpapierkursen widerspiegeln und wie sich betriebliche Finanzierungsstrukturen auf die FinanzmarktstabilitÀt in Krisen auswirken.

Doktoratsprogramm „The Dynamics of Change and the Logics of Transformation: State, Society, and Economy at Critical Junctures“

Koordination: Jannis Panagiotidis, UniversitÀt Wien
Fördervolumen: 1,6 Millionen Euro

Wie verĂ€ndern sich Gesellschaften infolge historischer UmbrĂŒche? Diese Frage beschĂ€ftigt die Forschung verstĂ€rkt, seit auf das Ende des Sozialismus im Jahr 1989 nicht das „Ende der Geschichte“, sondern eine Reihe von Krisen und gar eine „populistische Revolte“ folgten. Mit Karl Polanyi wird in diesem Doktoratsprogramm davon ausgegangen, dass Transformation ein dialektischer Prozess von Bewegung und Gegenbewegung ist, der auf verschiedenen Ebenen und in verschiedenen Bereichen – Staat, Gesellschaft und Wirtschaft – zu untersuchen ist. Insgesamt sieben Promovierende werden in historischen und gegenwartsbezogenen Fallstudien in interdisziplinĂ€rer Perspektive Dynamiken des Wandels und Logiken von Transformation studieren.

Doktoratsprogramm „Industrialized Riverine Landscapes – how extremes, infrastructure, and resource demands transform socio-ecohydrological systems“

Koordination: Thomas Hein, UniversitĂ€t fĂŒr Bodenkultur Wien
Fördervolumen: 2,3 Millionen Euro

Flusslandschaften verĂ€ndern sich tiefgreifend durch gesellschaftliche Nutzung und Klimawandel. Dadurch sind ihre sozio-ökohydrologischen Funktionen beeintrĂ€chtigt. Dieses Doktoratsprogramm kombiniert in Forschung und Lehre natur-, sozial- und ingenieurwissenschaftliche AnsĂ€tze der BOKU, um die Auswirkungen von Extremereignissen, Infrastrukturentwicklung und Ressourcenbedarf auf Flusslandschaften zu analysieren. Mit einem integrativen Zugang werden die verschiedenen TriebkrĂ€fte des Wandels in ihrem Zusammenspiel untersucht. Das Programm liefert wissenschaftliche Grundlagen und bildet eine neue Generation von Expert:innen fĂŒr ein adaptives Management zur Sicherung intakter Flusslandschaften aus.

Die neuen doc.funds.connect im Detail

Doktoratsprogramm „SOLVER – Skills for Medical Device Research“

Koordination: Ines Swoboda, FH Campus Wien
Beteiligte Partner: FH Campus Wien, Technische UniversitÀt Wien
Fördervolumen: 1,1 Millionen Euro

Durch die stetig wachsende Weltbevölkerung und eine zunehmend alternde Gesellschaft steigt die Nachfrage nach innovativen Medizinprodukten. Dies erfordert hochrangige Forschung auf unterschiedlichen Gebieten, sowie Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen den in verschiedenen Bereichen tĂ€tigen Wissenschaftler:innen. Hier setzt das multidisziplinĂ€re Doktoratsprogramm „SOLVER“ an, ein Kooperationsprojekt, in dem die Life-Science-Expertisen der FH Campus Wien und die Engineering-Kompetenzen der Technischen UniversitĂ€t Wien gebĂŒndelt werden. Ziel des Projekts ist es, hervorragende junge Forscher:innen auszubilden, die in der Lage sein werden, innovative Biomaterialien gemeinsam mit biologischen Wirktests fĂŒr eine neue Generation von Medizinprodukten zu entwickeln.

Doktoratsprogramm „EVision: Extracellular Vesicles in Inflammation“

Koordination: Viktoria Weber, UniversitĂ€t fĂŒr Weiterbildung Krems
Beteiligte Partner: UniversitĂ€t fĂŒr Weiterbildung Krems, IMC Krems, Medizinische UniversitĂ€t Wien
Fördervolumen: 1,1 Millionen Euro

EntzĂŒndungen sind wesentlicher Teil der Regeneration nach Infektionen oder Verletzungen. Fehlanpassungen können zu akuten Überreaktionen oder zu chronischen EntzĂŒndungen fĂŒhren, die eine enorme Herausforderung fĂŒr das Gesundheitswesen darstellen. Die molekularen Mechanismen, die den Übergang von regenerativen zu degenerativen Effekten steuern, sind noch weitgehend unbekannt. ExtrazellulĂ€re Vesikel (EVs) spielen eine zentrale Rolle bei der Kommunikation zwischen Zellen. Über ihre molekulare Fracht können sie die Funktionen ihrer Zielzellen modulieren. Ziel von EVision ist es, die Rolle von EVs bei der EntzĂŒndungsregulation zu untersuchen, um ein besseres VerstĂ€ndnis aus einer systemischen Perspektive zu erlangen.

Doktoratsprogramm „Scies4Free: Semiconductor Integrated Sensors for fundamental research experiments“

Koordination: Wolfgang Treberer-Treberspurg, FH Wiener Neustadt
Beteiligte Partner: FH Wiener Neustadt, Technische UniversitÀt Wien
Fördervolumen: 1,1 Millionen Euro

Was haben die Suche nach dunkler Materie und Quantentechnologie gemeinsam? Beide sind in hohem Maße von der Entwicklung neuer hochprĂ€ziser Sensorkonzepte abhĂ€ngig, um kleinste Wechselwirkungen einzelner Licht- oder Elementarteilchen vermessen zu können. Aus diesem Grund entwickeln die FH Wiener Neustadt und die Technische UniversitĂ€t Wien gemeinsam mit internationalen Partnern neue Instrumente, die den aktuellen Stand der Technik vorantreiben. Diese Expertise wird durch das Scies4Free-Doktoratsprogramm in einer praxisnahen Ausbildung verankert, wodurch die Grundlage fĂŒr den Transfer von Erkenntnissen der Grundlagenforschung in ein breites Anwendungsfeld geschaffen wird.

FWF-Förderprogramm doc.funds

Das Programm ermöglicht die wissenschaftliche und kĂŒnstlerisch-wissenschaftliche Ausbildung von Doktorand:innen im Rahmen bestehender strukturierter Doktoratsprogramme an österreichischen ForschungsstĂ€tten. Ziel ist es, Ausbildungsstrukturen nachhaltig zu festigen und hoch qualifizierten Nachwuchsforschenden exzellente Rahmenbedingungen zu ermöglichen. Die nĂ€chste Ausschreibungsrunde wird am 13. Dezember 2023 starten und bis 5. MĂ€rz 2024 offen sein.

FWF-Förderprogramm doc.funds.connect

Das kooperative Doktorat zwischen UniversitÀten und Fachhochschulen soll weitere Synergien in der heimischen Forschungslandschaft heben. Das Programm intensiviert nicht nur die Zusammenarbeit zwischen den österreichischen Forschungsinstitutionen, sondern baut auch die Forschungskompetenz der Fachhochschulen auf hohem internationalem Niveau weiter aus und bietet Forschenden mehr FlexibilitÀt und Möglichkeiten. Die nÀchste Ausschreibungsrunde wird gemeinsam mit der neuen doc.funds-Ausschreibung gestartet.

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