FWF gratuliert Anton Zeilinger zum 80. Geburtstag

Anton Zeilinger gilt als Pionier der Ăbertragung von Quanteninformation zwischen Photonen. In diesem Bereich hat er in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche DurchbrĂŒche erzielt und mit Experimenten zur QuantenverschrĂ€nkung weltweit fĂŒr Aufsehen gesorgt. Und das nicht nur in der Fachwelt. Vielen ist er als âMr. Beamâ bekannt.
âAnton Zeilinger ist wohl der bekannteste lebende Forscher Ăsterreichs â und ein herausragender Botschafter unseres Forschungsstandorts weit ĂŒber die Landesgrenzen hinaus. Mit seinen bahnbrechenden wissenschaftlichen Leistungen hat er international höchste Anerkennung erlangt. Zugleich versteht er es wie kaum ein anderer, Menschen fĂŒr Wissenschaft und Forschung zu begeistern. AnlĂ€sslich seines 80. Geburtstags gratuliere ich Anton Zeilinger im Namen des FWF herzlich zu seinem beeindruckenden Lebenswerk und möchte sein kontinuierliches PlĂ€doyer fĂŒr die neugiergetriebene Grundlagenforschung besonders hervorhebenâ, so FWF-PrĂ€sident Christof Gattringer.
Kompromisslos den eigenen Ideen folgen
FĂŒr seine bahnbrechenden Arbeiten wurde ihm 2022 in Stockholm der Nobelpreis verliehen. Das Komitee hob hervor, dass die PreistrĂ€ger John Clauser, Alain Aspect und Anton Zeilinger den Weg fĂŒr neue Technologien auf Basis von Quanteninformation geebnet hĂ€tten. Zeilinger selbst weist immer wieder darauf hin, dass er nie auf Anwendbarkeit hingearbeitet habe. Wissenschaftler:innen sollten sich ihm zufolge nur von Neugierde leiten lassen und kompromisslos ihren Ideen folgen. âMein Weg ist nur möglich gewesen, weil mir von den Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern in Ăsterreich und Europa die Chance gegeben wurde, schon von sehr frĂŒh an die Dinge in der Physik zu machen, die mich interessiert haben, ohne RĂŒcksicht auf einen möglichen Nutzenâ, sagte der NobelpreistrĂ€ger in einem Interview.
Von Beginn an neugierig â eine beispielhafte Karriere
Geboren 1945 in Ried im Innkreis, studierte Zeilinger Physik und Mathematik an der UniversitĂ€t Wien. PrĂ€gend fĂŒr seinen wissenschaftlichen Weg war seine Doktorarbeit beim spĂ€teren FWF-PrĂ€sidenten Helmut Rauch an der UniversitĂ€t Wien. Rauch zeigte, dass nicht nur Lichtteilchen Welleneigenschaften besitzen, sondern auch massive Teilchen wie Neutronen. Nach einem Forschungsaufenthalt am Massachusetts Institute of Technology (MIT) beim spĂ€teren NobelpreistrĂ€ger von 1994, Clifford Shull, habilitierte er sich 1979 an der TU Wien. Nach Assistenzprofessuren am Atominstitut Wien, dem MIT sowie der TU Wien und einer Professur an der TU MĂŒnchen ĂŒbernahm er 1990 eine Professur fĂŒr Experimentalphysik an der UniversitĂ€t Innsbruck, wo er das Fundament legte fĂŒr die heute zur Weltspitze zĂ€hlende österreichische Quantenphysik. 1999 wechselte er an die UniversitĂ€t Wien, wo er das Institut fĂŒr Experimentalphysik leitete und bis zu seiner Emeritierung 2013 als Professor tĂ€tig war. 2003 grĂŒndete er gemeinsam mit Kolleg:innen das Institut fĂŒr Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) der Ăsterreichischen Akademie der Wissenschaften (ĂAW), wo er bis heute forscht. Von 2013 bis 2022 war Zeilinger auĂerdem PrĂ€sident der ĂAW.
Der mehrfache Ehrendoktor und Ehrenprofessor wurde neben dem Nobelpreis 2022 mit zahlreichen prestigetrĂ€chtigen Preisen ausgezeichnet, unter anderem 2010 mit dem Wolf Prize in Physics, 2017 mit dem John Stewart Bell Prize oder 2019 mit dem Micius Quantum Prize, und ist TrĂ€ger des GroĂen Goldenen Ehrenzeichens fĂŒr Verdienste um die Republik Ăsterreich sowie fĂŒr Verdienste um das Land Wien. Er ist weiters Fellow der American Association for the Advancement of Science (AAAS) und Mitglied zahlreicher Wissenschaftsakademien weltweit.
Pionier der Quantenforschung
Zeilinger gilt als Pionier der Ăbertragung von Quanteninformation zwischen Photonen und das sei âfundamental wichtig zum Informationstransport in Quantencomputernâ, beschreibt es der NobelpreistrĂ€ger selbst. Mit seiner Arbeit prĂ€gte er maĂgeblich die internationale Grundlagenforschung zur QuantenverschrĂ€nkung. Bereits 1989 erarbeitete er mit den US-Physikern Daniel Greenberger und Michael Horne das sogenannte GHZ-Experiment â ein Meilenstein fĂŒr das VerstĂ€ndnis der von Erwin Schrödinger als âEssenz der Quantenphysikâ bezeichneten VerschrĂ€nkung.
1997 erzielte er einen weiteren Durchbruch. In seinem wohl bekanntesten Experiment gelang ihm erstmals die Teleportation von Lichtteilchen. Zeilinger und sein Team fĂŒhrten diese Experimente zur Teleportation weiter bis an die Grenzen des Möglichen: ZunĂ€chst von der Donauinsel zum Prater, dann zwischen La Palma und Teneriffa bis schlieĂlich 2017 in den Weltraum â mit dem weltweit ersten quantenverschlĂŒsselten VideogesprĂ€ch zwischen Wien und Peking.
Die aufsehenerregenden Experimente geben einen deutlichen Blick auf Anwendungen frei, die unsere Welt verĂ€ndern. Sie lassen die Zukunft erahnen, die von Netzwerken, Computern und Kommunikationsstrukturen auf Quantenbasis geprĂ€gt sind. Gleichzeitig machen sie die Erkenntnisse zum erstaunlichen PhĂ€nomen der QuantenverschrĂ€nkung greifbar, die durch eine Vielzahl revolutionĂ€rer wissenschaftlicher Ideen und bahnbrechender Experimente ĂŒber Jahrzehnte entstanden sind. Eine Entwicklung, die Zeilinger, getrieben von Neugierde, wesentlich geprĂ€gt hat.
Wissenschaftsfonds FWF als Wegbereiter einer Ausnahmekarriere
Die Förderungen des FWF gaben Anton Zeilinger von Beginn an die Möglichkeit, neue Wege in der Quantenphysik einzuschlagen. So geht die erste UnterstĂŒtzung fĂŒr Anton Zeilingers Forschung durch den FWF auf ein Projekt zur âNeutroneninterferometrieâ seines Doktorvaters Helmut Rauch Anfang der 1970er-Jahre zurĂŒck. Das Projekt wurde mit der damals beachtlichen Summe von 2.852.000 Schilling gefördert und bewirkte eine Reihe gemeinsamer Publikationen von Rauch und Zeilinger. Sein erstes eigenstĂ€ndiges FWF-Projekt reichte der NobelpreistrĂ€ger 1980 ein, es sollte der Auftakt fĂŒr eine langfristige Förderbeziehung werden. Alle neun der vom Nobelpreiskomitee gewĂŒrdigten Originalpublikationen Zeilingers wurden vom Wissenschaftsfonds FWF gefördert.