Keltische Götternamen in Inschriften der Germania Inferior
Celtic divine Names in Inscriptions from Germania Inferior
Wissenschaftsdisziplinen
Geschichte, Archäologie (75%); Philosophie, Ethik, Religion (25%)
Keywords
-
Romano-Celtic Religion,
Romanisation,
Epigraphy,
Roman History,
Germania Inferior,
Celtic Divine Names
Das beantragte Projekt beabsichtigt sämtliche auf Inschriften erhaltenen keltischen Götternamen in der römischen Provinz Germania Inferior zusammenzustellen und auszuwerten. Das soll zu grundlegenden Erkenntnissen über die Entwicklung und Erscheinungsformen der sog. gallo-römischen Provinzialreligion führen. Damit kann auch ein wichtiger Beitrag zur Untersuchung der gemeinhin als Romanisierung bezeichneten Prozesse geleistet werden. Die Projektarbeit wird sich in zwei Teilbereiche gliedern. Der erste Teilbereich besteht in der Zusammenstellung und Neuedition der bekannten epigraphischen Zeugnisse mit keltischen Götternamen oder solchen Götternamen, die zumindest einen keltischen Bestandteil aufweisen (ca. 600 Belege). Jede Inschrift wird in Umschrift und in einer deutschen Übersetzung vorgelegt. Neben den üblichen epigraphischen Angaben zu Material, Maßen, Datierung, Fundort etc. wird auch eine photographische Abbildung des Inschriftenträgers beigeben. Damit werden auch sämtliche bildliche Darstellungen erfasst, die in Zusammenhang mit keltischen Götternamen auftauchen. Weiters wird zu jeder Inschrift die relevante Fachliteratur angegeben und ein ausführlicher Einzelkommentar verfasst. Der zweite Teilbereich ist der Auswertung des epigraphischen Materials gewidmet. Zunächst wird mit Hilfe eines Geoinformationssystems (GIS) eine Zusammenstellung der archäologischen Befunde jener Plätze vorgenommen, an denen Inschriften mit keltischen Götternamen gefunden wurden, um diese so in ihren materiell-kulturellen Kontext zu stellen. Schwerpunkte bei der Auswertung der epigraphischen Quellen werden sodann insbesondere Fragen zur lokalen, kulturellen und sozialen Verortung der keltischen Götternamen sein sowie zu den Beweggründen und Bedeutungen, die hinter der Verehrung keltischen Götter/Götternamen stehen. Da nur wenige der inschriftlich belegten keltischen Götternamen aus der Zeit vor der Mitte des 2.Jhs. n.Chr. stammen, kommt außerdem der Frage nach den Gründen ihres späten Auftauchens große Bedeutung zu. Alle der aufgelisteten Projekt-Vorhaben sind auch wenn Vorarbeiten bereits existieren noch nicht umfassend behandelt worden und als Desiderata der einschlägigen Forschung zu werten. Die Ergebnisse des beantragten Projekts werden im Rahmen des von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften initiierten Reihenwerks CORPUS- F.E.R.C.AN. (FONTES EPIGRAPHICI RELIGIONUM CELTICARUM ANTIQUARUM), publiziert werden. Darüber hinaus werden die epigraphischen Daten über eine eigene homepage im Internet abrufbar sein.
Das Projekt befasst sich mit dem Phänomen, dass in der römischen Provinz Germania Inferior lange nach der Okkupation keltische Götternamen in lateinischen Inschriften belegt sind. Die Ergebnisse dieser Untersuchung werden in zwei Teilen vorgelegt: Teil I bietet eine vollständige Zusammenstellung und neue Edition aller relevanten Inschriften; in Teil II werden diese Quellen analysiert. Die Vorlage aller einschlägigen Inschriften (Teil I) erfolgt in Form einer neuartigen online-Edition (https://gams.uni-graz.at/context:fercan) sämtlicher Inschriften der Germania Inferior, die keltischsprachige Götternamen nennen insgesamt handelt es sich dabei 440 epigraphische Zeugnisse. Für jede Inschrift wird eine Transkription in Majuskel und Minuskel sowie in einer deutschen und in einer englischen Übersetzung geboten. Zusätzlich zu den üblichen epigraphischen Angaben, wie solchen zum Material, zur Datierung, zum Fundort, zur auf die Inschrift Bezug nehmende Fachliteratur usw. enthält jeder Eintrag Kommentare zu den genannten keltischsprachigen Götternamen und sonstigen erklärungsbedürftigen Aspekten der jeweiligen Inschrift. Außerdem wird für jeden Beleg, für den das noch möglich ist, zumindest eine photographische Abbildung beigegeben, von denen zahlreiche im Zuge der Projektarbeit neu angefertigt wurden. Auf diese Weise werden auch alle ikonographischen Details, die in Zusammenhang mit keltischsprachigen Götternamen auftreten, oder in manchen Fällen sogar bildliche Darstellungen der angesprochenen Gottheiten selbst dokumentiert. Ikonographische und archäologische Aspekte der behandelten Objekte werden in speziellen Kommentaren behandelt. Die online-Edition bietet zahlreiche Suchmöglichkeiten um nicht nur keltischsprachiche Götternamen oder theonymische Formulare gezielt aufzufinden, sondern zum Beispiel auch geographische Namen, Namen von Dedikanten (nach Gentilnomen oder Cognomen), religiöse oder militärische Inhalte, die in den Inschriften vorkommen, die Fundorte oder das Material der Objekte. Eine online-Edition mit derart umfangreichen Informationen und Suchmöglichkeiten ist als völlige Neuheit zu bezeichnen. Die Ergebnisse von Teil II der Projektarbeit werden in einer gedruckten Publikation vorgelegt. Sie umfasst eine umfassende Zusammenstellung sämtlicher keltischsprachiger Götternamen, die in Inschriften der Provinz Germania Inferior zu belegen sind. Jeder dieser mehr als 70 keltischsprachigen Götternamen wird einzeln präsentiert und ausführlich analysiert. Auch der Gebrauch der in Verbindung mit keltischsprachigen Beinamen verwendeten Bezeichnungen Matronae und Matres in Germania Inferior wird zusammenfassend besprochen. Des Weiteren beinhaltet die Publikation eine Gesamtanalyse der keltischsprachichen Götternamen der Germania Inferior, in der Fragen bezüglich ihrer Lokalisierung, des kulturellen Umfeldes, der Verehrer, der Kultformen, der Herkunft oder der Motivation der Verehrung keltischsprachig angesprochener Gottheiten thematisiert werden, sofern den Quellen dazu Aussagen zu entnehmen sind. Ein weiterer separater Abschnitt befasst sich mit dem archäologischen Kontext, in dem die behandelten Belege aufgefunden wurden.
- Universität Graz - 100%
- Marcus Trier, Museum der Stadt Köln - Deutschland
- Ute Klatt, Römisch-Germanisches Zentralmuseum - Deutschland
- Greg Woolf, Universität Erfurt - Deutschland
- Jörg Rüpke, Universität Erfurt - Deutschland
- Christoph Schäfer, Universität Trier - Deutschland
- Harry Van Enckevort, Gemeente Nijmegen Bureau Archeologie en Monumenten - Niederlande
- Patrizia De Bernardo Stempel, University of the Basque Country - Spanien
Research Output
- 1 Zitationen
- 9 Publikationen
- 1 Datasets & Models
-
2024
Titel Die niedergermanischen Deae Domesticae und ihre Verbreitung DOI 10.13173/9783447121293.515 Typ Book Chapter Autor Spickermann W Verlag Harrassowitz Publishing House Seiten 515-526 -
2024
Titel Die Soldatengattin in der Öffentlichkeit. Weihungen von Frauen und Ehepaaren aus dem Umfeld des römischen Heeres in Gallien und Germanien DOI 10.1515/9783111428963-013 Typ Book Chapter Autor Spickermann W Verlag De Gruyter Seiten 209-234 -
2021
Titel Kleininschriften DOI 10.1515/9783110753684-007 Typ Book Chapter Autor Spickermann W Verlag De Gruyter Seiten 131-148 -
2021
Titel Hercules Magusanus DOI 10.1515/9783110716580-005 Typ Book Chapter Autor Petermandl W Verlag De Gruyter Seiten 81-96 -
2020
Titel Neue epigraphische Zeugnisse gallo-römischer Götternamen aus den beiden Germanien DOI 10.1515/9783110718881-075 Typ Book Chapter Autor Spickermann W Verlag De Gruyter Seiten 568-570 -
2019
Titel Zum Start des FWF-Projekts 'Die keltischen Götternamen in den Inschriften der römischen Provinz Germania Inferior'. Mercurius Gebrinius: Ein Fallbeispiel Typ Conference Proceeding Abstract Autor Petermandl W. Konferenz XV. Internationaler Kongress für Griechische und Lateinische Epigraphik, Wien 28. August bis 1. September 2017 Seiten 1-12 -
2018
Titel Nicolas Mathieu, L'Épitaphe et la Mémoire. Parenté et identité sociale dans les Gaules et Germanies romaines, Rennes (Presses Universitaire de Rennes) 2011. DOI 10.1515/klio-2017-0073 Typ Journal Article Autor Spickermann W Journal Klio Seiten 753-757 -
2018
Titel Andreas Hofeneder, Die Religion der Kelten in den antiken literarischen Zeugnissen. Sammlung, Übersetzung und Kommentierung. Vol. III: Von Arrianos bis zum Ausklang der Antike, Wien (Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften) 2011. DOI 10.1515/klio-2017-0061 Typ Journal Article Autor Spickermann W Journal Klio Seiten 713-715 -
2018
Titel Die Überlieferung der religiösen Verhältnisse im nordwestlichen Germanien in der Zeit der römischen Eroberung; In: Emas non quod opus est, sed quod necesse est - Beiträge zur Wirtschafts-, Sozial-, Rezeptions- und Wissenschaftsgeschichte der Antike. Festschrift für Hans-Joachim Drexhage zum 70. Geburtstag. DOI 10.2307/j.ctv1dwq0dh.20 Typ Book Chapter Verlag Harrassowitz Verlag