Das gedruckte Teleskop. Über die Zeitung als neues Medium der Weltwahrnehmung in der Frühen Neuzeit
Die ersten gedruckten, regelmäßig erscheinenden Zeitungen kamen in Europa im frühen 17. Jahrhundert auf den Markt. Zeitgleich richtete Galileo Galilei das Fernrohr gegen den Himmel. In Hans Blumenbergs Deutung der theoriegestützten curiositas Galileis entspringt der Entgrenzung von Sichtbarkeitshorizonten die Unruhe der Erwartungsspannung auf immer neue Neuigkeiten. Der Sidereus Nuncius (1610) Galileis, der die Figur des Boten im Titel trägt, bringt Nachrichten von neuen Sternen. Der Vortrag stellt die Zeitung als ein neues Medium vor, das seine Dynamik aus der Fusion der handschriftlichen Nachrichtenzirkulation mit der Druckerpresse gewinnt und dem Blick in den Himmel die Nachrichten aus entfernten Regionen Europas und der Welt an die Seite stellt. Die Erwartungsspannung, die Blumenberg als Effekt des Teleskops beschrieben hat, wird von den Zeitungen durch ihr periodisches Erscheinen genährt. Im Blick auf die Titel der frühen Zeitungen und auf die Figur des Zeitungslesers in der Literatur des 17. und 18. Jahrhunderts zeigt der Vortrag, wie sich mit dem neuen Medium das Klima der ›Aktualität‹ herausbildete, lange bevor der Begriff zu kursieren begann.
Lothar Müller wurde 1986 mit einer Dissertation über Karl Philipp Moritz und den psychologischen Roman im 18. Jahrhundert promoviert. Er war Moderator, Dozent und bis 2020 Redakteur im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung.
Veranstaltung
Start:
18.11.2024, 18:15
Ende:
18.11.2024, 20:00
Veranstaltungsart
Hybrid
Ort
ifk Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften | Kunstuniversität Linz in Wien
Reichsratsstraße 17
1010
Wien
Österreich
ifk Arkade
Angaben zur Veranstaltung
Deutsch
Freier Eintritt
Das gedruckte Teleskop. Über die Zeitung als neues Medium der Weltwahrnehmung in der Frühen Neuzeit
Lothar Müller
Anmeldung
Nicht erforderlich
Kontakt(e)
Stefanie Obermeir
presse(at)ifk.ac.at
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit