Elisabeth Gasteiger und Ottokar Stundner zeigen die Urkunde des Weiss-Preises
Ottokar Stundner (Medizinischen Universität Innsbruck), aktueller Weiss-Preisträger und seine Mitantragsteller:innen Elisabeth Gasteiger (im Bild) und Lukas Gasteiger möchten mit ihrem Forschungsprojekt die Sicherheit von klinisch etablierten Verfahren kritisch hinterfragen und verbessern. © FWF/Luiza Puiu

Betäubungsverfahren finden breite Anwendung in der Medizin, angefangen von kleinen ambulanten Eingriffen bis hin zu umfangreichen Operationen und Schmerztherapien. Es wird angenommen, dass in Österreich jährlich Hunderttausende bis zu einer Million solcher Verfahren durchgeführt werden.

Für Lokal- und Regionalanästhesien stehen eine ganze Reihe von Anästhetika zur Verfügung, die sich in ihrer Wirkdauer und der Geschwindigkeit des Wirkungseintritts erheblich voneinander unterscheiden. Es ist gängige Praxis für diese Verfahren verschiedene Lokalanästhetika miteinander zu vermischen, um eine schnellere Wirkung und längere Dauer zu erreichen. Zudem werden oft auch noch andere Wirkstoffe (z.B. Opioide, Steroide, Bicarbonat) hinzugemischt – sogenannte Adjuvantien –, um Wirkeintritt und -dauer noch weiter zu verbessern. Gelegentlich können sich bei der Verwendung bestimmter Mischungen kleine Kristalle bilden. Diese winzigen Kristalle, etwa von der Größe eines Sandkorns, bergen jedoch das Risiko, bei der Injektion Blutgefäße oder Nerven zu verletzen.

Ottokar Stundners Forschungsinteresse liegt darin, potenzielle Risiken im Zusammenhang mit der Verwendung solcher Präparate zu verstehen und zu minimieren. Ziel seiner Studie ist es, die Kristallbildung von verschiedenen klinisch gängigen Mischungen genau zu klassifizieren, die Kristalle mit innovativer Mikroskopie- und Analysetechnik zu untersuchen, sie über einen längeren Zeitraum zu beobachten sowie ein invivo-Modell zur genaueren Einordnung der klinischen Relevanz dieser Ergebnisse vorzubereiten.

Ursula Jakubek, Elisabeth Gasteiger, Ottokar Stundner, Rudolf Bauer und Birgit Hochenegger-Stoirer bei der Presiverleihung
Im Bild v.l.n.r.: Ursula Jakubek (Kaufmännische Vizepräsidentin des FWF), Elisabeth Gasteiger (Mitantragstellerin), Ottokar Stundner (Weiss-Preisträger), Rudolf Bauer (Dr. Gottfried und Dr. Vera Weiss Wissenschaftsstiftung) und Birgit Hochenegger-Stoirer (Vizerektorin für Finanzen und Digitalisierung der Medizinischen Universität Innsbruck) © FWF/Luiza Puiu

„Der Preis der Gottfried-und-Vera-Weiss-Stiftung ermöglicht es uns, die Sicherheit von klinisch etablierten Verfahren noch einmal kritisch zu hinterfragen – im Speziellen, die potentiell toxischen Effekte von injizierten Kristallen zu untersuchen. Wir arbeiten intensiv daran, unsere ersten Erkenntnisse aus dem Labor in ein translationales, das heißt praxisnahes und -relevantes, Forschungsmodell zu übertragen, wozu das Preisgeld einen unschätzbaren Beitrag leisten wird. Wir sind überzeugte „Clinician Scientists", das heißt, einen Großteil unserer Zeit widmen wir der Patient:innenversorgung – gerade daraus erklärt sich unser großes praktisches Interesse an dieser speziellen Fragestellung. Auch wenn der Weiss-Preis offiziell einer Person zuerkannt wird, muss unbedingt erwähnt werden, dass die Auszeichnung unserer gesamten Forschungsgruppe gebührt, da jede(r) Einzelne einen unerlässlichen Teilbereich abdeckt“, so Ottokar Stundner anlässlich der Preisübergabe.

„Das bemerkenswerte Engagement von Dr. Gottfried und Dr. Vera Weiss für ihre jeweiligen Fachgebiete Meterologie und Anästhesie wirken über ihren Tod hinaus und werden durch die Weiss- Wissenschaftsstiftung so erfolgreich fortgesetzt. Das erfüllt meinen Vorstandskollegen Wolfgang Putz und mich Jahr für Jahr mit großer Freude. Mit dem 10. Weiss-Preis im Bereich der Anästhesie dürfen wir stolz auch ein kleines Jubiläum feiern. In diesem Sinne möchte ich Ottokar Stundner im Namen der Weiss-Wissenschaftsstiftung ganz herzlich gratulieren und viel Erfolg für das Forschungsprojekt wünschen“ so Rudolf Bauer, Vorstand der Gottfried-und-Vera-Weiss-Stiftung.

„Die Forschungsförderung durch den FWF ist essentiell für die Grundlagenforschung wie auch für die klinische Forschung in Österreich. Als Medizinische Universität schaffen wir seit 20 Jahren Wissen, das weitergegeben und gelebt wird. Dieser Preis ist ein Zeichen für die translationale Ausrichtung und die hohe Qualität der Forschung an der Medizinischen Universität Innsbruck“, so Wolfgang Fleischhacker, Rektor Medizinische Universität Innsbruck.

„Die Medizinische Universität Innsbruck ist stolz auf Ottokar Stundner. Mit dem Preis der Gottfried-und-Vera-Weiss-Stiftung im Bereich Anästhesie wird ein exzellentes Forschungsprojekt und in diesem Fall besonders auch dessen Stellenwert für die klinische Forschung honoriert. Mit den Erkenntnissen daraus kann die Therapie von Patientinnen und Patienten direkt verbessert werden“, gratuliert Birgit Hochenegger-Stoirer, Vizerektorin für Finanzen und Digitalisierung.

„Vor einem Jahrzehnt begann der FWF seine Zusammenarbeit mit der Weiss-Stiftung. Diese Partnerschaft markierte den Start unseres Engagements, die Wissenschaft auch durch philanthropische Mittel zu unterstützen. Wir sind stolz darauf, dass diese Kooperationen dazu beigetragen haben, wegweisende Forschungsprojekte zu ermöglichen“, so FWF-kaufmännische Vizepräsidentin Ursula Jakubek in ihrer Ansprache. „An dieser Stelle möchte ich der Weiss-Wissenschaftsstiftung für ihr Vertrauen in den FWF unseren Dank aussprechen und dem Preisträger Ottokar Stundner viel Erfolg für sein spannendes Projekt wünschen“, so Jakubek abschließend.

Philanthropie für Wissenschaft und Forschung

Das steigende gemeinnützige Engagement von Privatpersonen und Organisationen macht es möglich, immer mehr exzellente Forschende zu unterstützen. Derzeit werden über den FWF Forschungsprojekte im Ausmaß von 1,5 Millionen Euro pro Jahr durch private Zuwendungen finanziert. Zudem gründete der FWF als erster öffentlich finanzierter Forschungsförderer in Europa mit der alpha+ eine gemeinnützige Stiftung, um mit privaten Zuwendungen Österreichs Forschenden mehr Möglichkeiten in der Grundlagenforschung zu eröffnen.

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