Konnektivität bei zerebraler Mikroangiopathie
Connectivity in cerebral microangiopathy
DACH: Österreich - Deutschland - Schweiz
Wissenschaftsdisziplinen
Medizinisch-theoretische Wissenschaften, Pharmazie (100%)
Keywords
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Cerebral Small Vessel Disease,
Brain Connectivity,
Genetically Defined Model Disease,
Pathomechanisms,
Magnetic Resonance Imaging,
Population-Based Validation Approach
Die zerebrale Mikroangiopathie ist eine Hauptursache für den Verlust der Unabhängigkeit im Alter. Ursächlich sind die wichtigsten klinischen Manifestationen der Erkrankung: Kognitive Störung, Gangstörung & Behinderung, sowie depressive Episoden. Die zugrundeliegenden Mechanismen sind größtenteils unbekannt, was das Fehlen effektiver Therapieoptionen erklärt. Als eine mögliche Erklärung der klinischen Defizite wird eine gestörte Konnektivität zwischen Gehirnteilen diskutiert. In den letzten Jahren wurden verschiedene Mechanismen postuliert, wie die zerebrale Mikroangiopathie zu einer gestörten Hirnkonnektivität führen könnte. Diese Mechanismen umfassen die mikrostrukturelle Schädigung, Gewebsödem, Eisenablagerung und (kortikale) Mikroinfarkte. Die Bedeutung der einzelnen Mechnismen und deren Beitrag zur gestörten Hirnkonnektivität ist bislang unklar. Dies wäre jedoch die Voraussetzung zur Entwicklung gerichteter, und ggf. kausaler Therapien. Neuere Verfahren der Magnetresonanztomographie erlauben die in vivo Bestimmung der Hirnkonnektivität auf struktureller und funktioneller Ebene. Eine Quantifizierung der Konnektivität kann dabei global und regional mittels graphentheoretischer Parameter erfolgen. In diesem Projekt soll strukturelle und funktionelle Konnektivität bei Patienten mit Mikroangiopathie untersucht werden. Die Hauptziele sind 1.) die Identifizierung und Wichtung von Mechanismen, die die Hirnkonnektivität verändern. 2.) die Untersuchung der Auswirkung von gestörter Konnektivität auf klinische Defizite, und 3.) die Charakterisierung komplexer Interaktionen zwischen verschiedenen klinischen Defiziten (Kognition, Behinderung, Depression) im Hinblick auf eine gestörte Konnektivität. Eine innovative Besonderheit des Projektes ist, dass die Untersuchungen sowohl an Patienten mit einer erblichen Modellerkrankung (CADASIL, rekrutiert in München), als auch an Probanden aus einer populationsbasierten Studie (rekrutiert in Graz) erfolgen. Das Kooperationsprojekt zwischen München und Graz verbindet die Datensätze und die Expertise der beiden Arbeitsgruppen in synergistischer Weise. Die Kooperation wird verstärkt durch gemeinsame Infrastruktur und Methodenentwicklung, sowie regelmäßige Projekttreffen. Zusammenfassend sollen in diesem Projekt neue mechanistische Einblicke bezüglich der klinischen relevanten Manifestationen der Mikroangiopathie gewonnen werden, um die Entwicklung gezielter Therapien zu ermöglichen. Schlagworte - Zerebrale Mikroangiopathie - Pathomechanismen - Hirnkonnektivität - Magnetresonanztomogaphie - Genetische Modellerkrankung - Populationsbasierte Studie
Diese D-A-C-H Kollaboration zwischen Graz und München untersuchte die Rolle der Konnektivität von Hirnregionen bei der Kleingefäßerkrankung des Gehirns, eine der führenden Ursachen von Schlaganfällen und Demenz. Die klinischen Symptome der Erkrankung sind typischerweise kognitive Verlangsamung und Gangstörungen. Die zugrundeliegende Ursache wird in einer Unterbrechung der Verbindung zwischen Hirnregionen als Folge einer Bahnunterbrechung in der weißen Substanz des Gehirns gesehen. Das Ziel des Projektes war es die strukture und funktionelle Konnektivität im Gehirn bei Personen mit Kleingefäßerkrankung zu untersuchen um ein besseres pathophysiologisches Verständnis zu erlangen und um Biomarker für den klinischen Verlauf der Erkrankung zu entwickeln welche sowohl im Rahmen von Forschungsprojekten aber auch im klinischen Alltag Eingang finden können. Unsere Studienkohorten umfassten nicht nur Patient* innen mit vererbter (CADASIL) und sporadischer Kleingefäßerkrankung des Gehirns, sondern auch solche mit Alzheimer Erkrankung. Das Projekt lieferte eine Reihe von wichtigen Erkenntnissen, die bisher existierende Paradigmen in Frage stellen und einen wesentlichen Einfluss auf zukünftige Forschung und Klinik haben werden. Wir machten signifikante Fortschritte auf dem Gebiet des Diffusions-MRI welches den Goldstandard als MR Marker der Kleingefäßerkrankung im Projekt bildete. "Free water Imaging" zeigte auf daß eine erhöhter Anteil an freiem Gewebswasser in der weißen Substanz und nicht die Schädigung von Faserstrukturen per se hauptverantwortlich für Diffusionsalterationen bei Patient*innen mit Kleingefäßerkrankung des Gehirns ist. Außerdem konnten wir zeigen, daß die Kleingefäßerkrankung des Gehirns wesentlich wichtiger für Diffusionsveränderungen (und damit mikrostrukturelle Schädigung) des Gehirns von Patient*innen, die klassischerweise in Gedächtnisambulanzen kommen, ist als Alzheimer Pathologie. Diffusions MRI sollte somit eine wesentliche Rolle als Marker für Kleingefäßerkrankung in einem Memory-Klinik Setting spielen. Die in vivo Darstellung von Eisenablagerungen im neokortikalen Regionen bildete eine methodische Herausforderung in unserem Projekt, sind diese Regionen der Hirnrinde doch makroskopischen Verzerrungen des Magnetfeldes ausgesetzt, welche zu verstärkten Relaxationsraten führen. Es gelang durch die Entwicklung von fortschrittlichen Auswertetechniken für solche Suszeptibilitätsartefarkte zu korrigierenund letztlichkortikale Eisenakkumulationalsmöglichen Neurodegenerationsmarker bei Alzheimerdemenz zu untersuchen. Wir präsentierten die erste longitudinale Studie zu diesem Thema und fanden daß innerhalb eines 17 monatigen Beobachtungszeitraum die Zunahme von Eisenablagerungen im Schläfenlappen mit kognitiver Verschlechterung parallel geht. Ob Eisenakkumulation bei Neurodegneration als diagnostischer oder Therapieresponse-Biomarker einsetzbar ist muß weiter untersucht werden. Ein unerwartetes Ergebnis unseres Projektes war der relativ geringe Einfluß der Kleingefäßerkrankung auf Gangstörungen, zumindestens bei jungen Patient* innen mit genetisch verursachter Erkrankung. Unsere Untersuchungen zur funktionellen Konnektivität zeigten daß funktionelle Diskonnection bei CADASIL Patient* innen ein Marker für kognitive Funktion ist. Es zeigte sich aber auch, daß die Zuverlässigkeit von funktionellen Netzwerkmaßen wie sie in einer hochfrequenten seriellen Imaging Studie bestimmt werden bei CADASIL Patient* innen niedrig ist. Der Befund, daß Alter ein Prädiktor fniedriger Meßzuverlässigkeit ist hat Auswirkungen auf die Anwendung dieser Methodik in Indikationsstellungen die über die Kleingefäßerkrankung des Gehirns hinausgehen.
- Marco Düring, Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München - Deutschland
Research Output
- 571 Zitationen
- 14 Publikationen
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2024
Titel Amyloid pathology and vascular risk are associated with distinct patterns of cerebral white matter hyperintensities: A multicenter study in 3132 memory clinic patients DOI 10.1002/alz.13765 Typ Journal Article Autor Biesbroek J Journal Alzheimer's & Dementia Seiten 2980-2989 Link Publikation -
2020
Titel Multi-shell Diffusion MRI Models for White Matter Characterization in Cerebral Small Vessel Disease. DOI 10.1212/wnl.0000000000011213 Typ Journal Article Autor Konieczny M Journal Neurology Link Publikation -
2020
Titel Gray Matter Covariance Networks as Classifiers and Predictors of Cognitive Function in Alzheimer’s Disease DOI 10.3389/fpsyt.2020.00360 Typ Journal Article Autor Wagner F Journal Frontiers in Psychiatry Seiten 360 Link Publikation -
2020
Titel Alterations and test–retest reliability of functional connectivity network measures in cerebral small vessel disease DOI 10.1002/hbm.24967 Typ Journal Article Autor Gesierich B Journal Human Brain Mapping Seiten 2629-2641 Link Publikation -
2022
Titel Strategic white matter hyperintensity locations for cognitive impairment: A multicenter lesion-symptom mapping study in 3525 memory clinic patients DOI 10.1002/alz.12827 Typ Journal Article Autor Coenen M Journal Alzheimer's & Dementia Seiten 2420-2432 Link Publikation -
2019
Titel Minor gait impairment despite white matter damage in pure small vessel disease DOI 10.1002/acn3.50891 Typ Journal Article Autor Finsterwalder S Journal Annals of Clinical and Translational Neurology Seiten 2026-2036 Link Publikation -
2021
Titel Microstructural Tissue Changes in Alzheimer Disease Brains: Insights from Magnetization Transfer Imaging DOI 10.3174/ajnr.a6975 Typ Journal Article Autor Colonna I Journal American Journal of Neuroradiology Seiten 688-693 Link Publikation -
2023
Titel Spatial distributions of white matter hyperintensities on brain MRI: A pooled analysis of individual participant data from 11 memory clinic cohorts DOI 10.1016/j.nicl.2023.103547 Typ Journal Article Autor Coenen M Journal NeuroImage: Clinical Seiten 103547 Link Publikation -
2018
Titel Grey-matter network disintegration as predictor of cognitive and motor function with aging DOI 10.1007/s00429-018-1642-0 Typ Journal Article Autor Koini M Journal Brain Structure and Function Seiten 2475-2487 Link Publikation -
2018
Titel Free water determines diffusion alterations and clinical status in cerebral small vessel disease DOI 10.1016/j.jalz.2017.12.007 Typ Journal Article Autor Duering M Journal Alzheimer's & Dementia Seiten 764-774 Link Publikation -
2021
Titel Factors influencing serum neurofilament light chain levels in normal aging DOI 10.18632/aging.203790 Typ Journal Article Autor Koini M Journal Aging (Albany NY) Seiten 25729-25738 Link Publikation -
2020
Titel Cross-sectional and Longitudinal Assessment of Brain Iron Level in Alzheimer Disease Using 3-T MRI DOI 10.1148/radiol.2020192541 Typ Journal Article Autor Damulina A Journal Radiology Seiten 192541 -
2020
Titel Small vessel disease more than Alzheimer's disease determines diffusion MRI alterations in memory clinic patients DOI 10.1002/alz.12150 Typ Journal Article Autor Finsterwalder S Journal Alzheimer's & Dementia Seiten 1504-1514 Link Publikation -
2022
Titel Free water diffusion MRI and executive function with a speed component in healthy aging DOI 10.1016/j.neuroimage.2022.119303 Typ Journal Article Autor Berger M Journal NeuroImage Seiten 119303 Link Publikation