Folatmetabolismus limitiert Krebswachstum
Folate metabolism limits cancer cell proliferation
Wissenschaftsdisziplinen
Chemie (70%); Medizinisch-theoretische Wissenschaften, Pharmazie (30%)
Keywords
-
One-Carbon Metabolism,
Folate Metabolism,
Mass Spectrometry,
Metabolomics,
Cancer,
Derivatization
Der Folatstoffwechsel ist ein biochemischer Prozess bei dem aus Folsäure (Vitamin B9) abgeleitete Verbindungen als Überträger von einzelnen Kohlenstoffgruppen verwendet werden. Alle diese von Folsäure abgeleiteten Verbindungen werden auch als Folate bezeichnet. Die übertragenen Kohlenstoffgruppen stellen die kleinsten molekularen Bausteine dar, die in lebenden Zellen zum Aufbau von komplexeren Molekülen wie z.B. DNA verwendet werden. Außerdem werden die Kohlenstoffgruppen zur Methylierung von Histonen und damit zur Regulation der DNA Transkription benötigt. Der Folatstoffwecsel ist daher unverzichtbar für die Zellteilung. Eine Krankheit bei der Zellteilung eine besondere Rolle spielt ist Krebs, der durch ein invasives, abnormales Zellwachstum definiert wird. Die Wichtigkeit des Folatstoffwechsel bei Krebs lässt sich wahrscheinlich am besten dadurch unterstreichen, dass die ersten Chemotherapeutika die in den 1950er Jahren auf den Markt gekommen sind im Folatstoffwechsel wirken. Einige dieser Medikamente bzw. ihre Nachfolger sind bis heute im Gebrauch. Der Fluss von Kohlenstoffgruppen durch den Folatmetabolismus wird von Enzymen kontrolliert, die das jeweils von der Zelle benötigte Gleichgewicht zwischen den einzelnen Folaten herstellen. Da alle an den Folatmetabolismus gekoppelten Stoffwechselwege unterschiedliche Folate als Ausgangsstoffe verwenden, lässt sich aus der Konzentration des jeweiligen Ausgangsstoffes die Aktivität des nachfolgenden Stoffwechselwegs ableiten. Leider sind die meisten Folate sehr instabile Metabolite die sich sofort nach dem Zell oder Gewebsaufschluss zu zersetzen, oder ineinander umzuwandeln, beginnen. Bis jetzt wird dieser Tatsache insofern begegnet, dass Folate in Gruppen zusammengefasst werden wobei die wichtige Information über den jeweiligen Ausgangsstoff verloren geht. Ein andere Ansatz besteht darin, die Probe möglichst rasch nach dem Aufschluss zu vermessen und mittels Standards die Zersetzung bzw. Umwandlung abzuschätzen und auf die Ursprüngliche Konzentration des Ausgangsstoffs rückzurechnen. Obwohl dieser Ansatz sehr genaue Resultate liefern kann, ist er in vielen Routineanwendung, zum Beispiel im klinischen Umfeld, praktisch nicht umsetzbar. Das Ziel dieses Projekts ist es den Folatmetabolismus eines Zellmodells für Krebsaggressivität zu untersuchen. Dazu werden wir eine stabile, sensitive und hochdurchsatzgeeignete Methode zur Folatanlyse entwicklen. Dabei werden wir die Folate direkt beim Aufschluss durch chemische Derivatisierung stabilisieren um eine Zersetzung oder Umwandlung in andere Folate zu verhindern. Die stabilisierten Folate erlauben eine für Folate neuartige Probenvorbereitung,die wiederum die Umsetzung einer Hochdurchsatzmethodebasierendauf Direktinfusionmassenspektrometrie wesentlich vereinfacht. Basierend auf der einfachen, vor Ort durchführbaren Derivatisierung, der besseren Lagerbarkeit der Proben sowie dem erwarteten hohen Probendurchsatz erwarten wir eine kostengünstige und im klinischen Routinebetrieb breite Anwendbarkeit unserer Methode. Auf lange Sicht wird es unsere Analysemethode erlauben genaue Vorraussagen zu machen welche Patienten auf welche Medikation ansprechen und damit eine gezieltere medizinische Intervention mit weniger Nebenwirkungen erlauben.
Im Zuge diese Erwin-Schrödinger Stipendiums wurde ein breit anwendbare Analysenmethode zur detaillierten Bestimmung aller natürlich vorkommenden Folatspezies entwickelt. Diese Folatspezies dienen als Träger der kleinstmöglichen Kohlenstoffeinheit die aus genau einem Kohlenstoff in unterschiedlichen Oxidationsstufen besteht. Diese Kohlenstoffeinheiten sind notwendige Bausteine beim Aufbau von auf zellulärer Ebene überlebensnotwendigen Verbindungen, zum Beispiel Nukleinsäuren und Aminosäuren. Darüber hinaus spielen sie auch in der Regulierung zellulärer Prozesse sowie im Schutz vor oxidativem Stress eine entscheidende Rolle. Viele Erkrankungen wie zum Beispiel und Herz- Kreislauf-Erkankungen, Neurodegenerative Krankheiten und auch Krebs gehen Mit Veränderungen im Folatstoffwechsel einher. Leider sind viele dieser Folatspezies sehr instabil und daher nicht mit gängigen analytischen Methodenbestimmbar. ImZuge dieses Stipendiums wurdeeineneue Derivatisierungsstrategie entwickelt mit der diese instabilen Folatspezies direkt bei der Probennahme mittels einer chemischen Reaktion stabilisiert werden. Diese stabilisierten Folate können dann mittels Flüssigkeitschromatographie gekoppelter Massenspektrometrie analysiert werden. Dadurch wurde nicht nur zum ersten Mal eine Analyse aller Folatspezies ermöglicht, auch die Empfindlichkeit der Analyse wurde verbessert. Der in der praktischen Anwendung wichtigste Effekt ist, dass die Stabilisierung der Folatspezies eine Lagerung der Proben ermöglicht und die Analyse ungemein vereinfacht. Einerseits erlaubt dies die Anwendung der Methode in einem klinischen Umfeld wo strikt zeitkontrollierte Abläufe nur sehr schwer umzusetzen sind, andererseits können die Proben auch in nicht darauf spezialisierten Laboren analysiert werden.
- ETH Zürich - 100%
Research Output
- 180 Zitationen
- 11 Publikationen
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2017
Titel Resolution Ladder for High-Resolution Mass Spectrometry DOI 10.1021/acs.analchem.7b02042 Typ Journal Article Autor Schittmayer M Journal Analytical Chemistry Seiten 9611-9615 -
2020
Titel Addressing Glutathione Redox Status in Clinical Samples by Two-Step Alkylation with N-ethylmaleimide Isotopologues DOI 10.3390/metabo10020071 Typ Journal Article Autor Tomin T Journal Metabolites Seiten 71 Link Publikation -
2020
Titel Plasma glutathione status as indicator of pre-analytical centrifugation delay DOI 10.1101/2020.12.09.417386 Typ Preprint Autor Tomin T Seiten 2020.12.09.417386 Link Publikation -
2018
Titel Olfactory cleft proteome does not reflect olfactory performance in patients with idiopathic and postinfectious olfactory disorder: A pilot study DOI 10.1038/s41598-018-35776-8 Typ Journal Article Autor Wolf A Journal Scientific Reports Seiten 17554 Link Publikation -
2018
Titel Myristic acid induces proteomic and secretomic changes associated with steatosis, cytoskeleton remodeling, endoplasmic reticulum stress, protein turnover and exosome release in HepG2 cells DOI 10.1016/j.jprot.2018.04.008 Typ Journal Article Autor Speziali G Journal Journal of Proteomics Seiten 118-130 -
2018
Titel Deletion of Adipose Triglyceride Lipase Links Triacylglycerol Accumulation to a More-Aggressive Phenotype in A549 Lung Carcinoma Cells DOI 10.1021/acs.jproteome.7b00782 Typ Journal Article Autor Tomin T Journal Journal of Proteome Research Seiten 1415-1425 -
2018
Titel Quantification of Cellular Folate Species by LC-MS after Stabilization by Derivatization DOI 10.1021/acs.analchem.8b00650 Typ Journal Article Autor Schittmayer M Journal Analytical Chemistry Seiten 7349-7356 Link Publikation -
2019
Titel Irreversible oxidative post-translational modifications in heart disease DOI 10.1080/14789450.2019.1645602 Typ Journal Article Autor Tomin T Journal Expert Review of Proteomics Seiten 681-693 Link Publikation -
2021
Titel Blood Plasma Quality Control by Plasma Glutathione Status DOI 10.3390/antiox10060864 Typ Journal Article Autor Tomin T Journal Antioxidants Seiten 864 Link Publikation -
2021
Titel Comparative proteomics of common allergenic tree pollens of birch, alder, and hazel DOI 10.1111/all.14694 Typ Journal Article Autor Darnhofer B Journal Allergy Seiten 1743-1753 Link Publikation -
2021
Titel Adipose Triglyceride Lipase Loss Promotes a Metabolic Switch in A549 Non–Small Cell Lung Cancer Cell Spheroids DOI 10.1016/j.mcpro.2021.100095 Typ Journal Article Autor Honeder S Journal Molecular & Cellular Proteomics Seiten 100095 Link Publikation