Gedächtnisprozesse bei Herzstillstand-Patienten

Reanimierte Patienten berichten gelegentlich von Eindrücken während eines Herzstillstands. Da das Gehirn Sekunden nach Unterbrechung der Blutzufuhr seine elektrische Aktivität einstellt, erhebt sich die Frage nach deren Zustandekommen. In seltenen Fällen berichten Patienten, sie hätten bei der Reanimation von einem außerhalbihrerKörpergelegenenPunktaus zugesehen. Wissenschaftliche Studien zu diesem Thema sind selten und unvollständig. Wir planen an einer internationalen Studie an 10 verschiedenen Spitälern mitzuwirken. Zur Erfassung geeigneter Fälle werden diebeteiligtenNotfallstationen mitSensorenzur Registrierung der Durchblutung und der elektrischen Aktivität des Stirnhirns ausgestattet und mit zufallsgenerierten, von Computern präsentierten Bildern außerhalb des Blickfelds der im Raum anwesenden Personen.Eine durch dieses Projekt bezahlte medizinisch-technische Kraft kümmert sich um Sensoren und Bildpräsentation, während sich die Notfallmediziner ausschließlich der Lebensrettung widmen. Von Reanimierten behauptete Eindrücke können anhand der im Computer gespeicherten Bildgeschichte überprüft werden. Unser Projekt soll nicht nur wissenschaftliche Fakten zur Diskussion eines umstrittenen Themas liefern, sondern auch zur Verbesserung des technischen Ablaufes von Reanimationen beitragen.

Das KLIF453 Projekt wurde konzipiert, um die bereits vorhandenen Vorentwicklungen aus dem multizentrischen AWARE Vorläuferprojekt im Kontext von AWARE II weiter zu entwickeln. Es handelt sich um neue Verfahren um Gedächtnisprozesse bei Herzstillstandspatientinnen und -patienten genauer untersuchen zu können. Dies wurde über hochstandardisierte Interviews und - weltweit erstmalig - über die Aufnahme von physiologischen Daten spontaner und evozierter Hirnfunktionen durchgeführt. Solche Daten erlauben erstmals eine Korrelation von Gedächtnisberichten mit dem Hirnfunktionszustand. Während des Projekts wurden mehr als 100 komplexe Datensätze von Herzstillstandspatientinnen und -patienten aufgenommen. Diese werden aktuell mit umfangreich analysiert. Ferner, wurde während des Projekts ein völlig neues Hirnstimulationsverfahren auf Ultraschallbasis entwickelt um evozierte Hirnfunktionen besser untersuchen zu können. Diese neue Hirnstimulationstechnik (Transkranielle Pulsstimulation TPS) wurde in international führenden Forschungszeitschriften veröffentlicht und stellt auch eine völlig neue nicht-invasive Hirntherapie dar. Therapeutische Erfolge bei Gedächtnisstörungen (Demenz) und motorischen Störungen (Parkinson Erkrankung) konnten bereits beobachtet werden.