Ketamin bei Negativsymptomen der Schizophrenie
Ketamine for negative & depressive symptoms of schizophrenia
Wissenschaftsdisziplinen
Klinische Medizin (60%); Medizinisch-theoretische Wissenschaften, Pharmazie (40%)
Keywords
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Schizophrenia,
Negative Symptoms,
Ketamine,
Esketamine,
MRI imaging
Schizophrenie ist eine psychische Erkrankung, die bei betroffenen Personen und ihren Angehörigen erhebliches Leid verursacht. Die akute Phase der Schizophrenie wird Psychose genannt. Typische Beschwerden sind etwa Stimmenhören, das Gefühl verfolgt zu werden oder ein Durcheinanderkommen der Gedanken. Diese Symptome, auch Positiv-Symptome genannt, sind sehr charakteristisch, verändern das Verhalten und ermöglichen so meist eine schnelle und treffsichere Diagnose. Bei rechtzeitiger Behandlung bilden sich Positiv- Symptome oft vollständigzurück. Negativ-Symptomeder Schizophrenie, etwa Antriebslosigkeit, Interessensverlust, Verarmung der Sprache, emotionaler und sozialer Rückzug, sind deutlich schwieriger zu behandeln. Negativ-Symptome machen es Betroffenen oft schwer, ihren Alltag zu bewältigen oder einer Arbeit nachzugehen. Auch Angehörige empfinden Negativ-Symptome als große Belastung. Zudem leiden PatientInnen mit Negativ-Symptomen häufig auch an einer Depression. Im Gegensatz zu Positiv- Symptomen wirkenderzeit verfügbare MedikamentebeiNegativ-Symptomennur unzureichend und verzögert. Hier wollen wir zeigen, dass Ketamin eine rasch wirksame und verträgliche Behandlung für negative und depressive Symptome der Schizophrenie sein könnte. Ketamin wird für Kurznarkosen und in der Notfallmedizin verwendet. Seit einiger Zeit weiß man, dass Ketamin einen zuverlässigen und schnellen antidepressiven Effekt hat. Im Gehirn wirkt Ketamin über den Botenstoff Glutamat. Es löst das Gefühl aus, weit weg vom Körper und sich selbst zu sein; Farben, Gedanken und Emotionen werden intensiver wahrgenommen. Dies führte zur Sorge, dass Ketamin bei entsprechender Veranlagung oder Vorgeschichte Psychosen auslösen könnte. Wenn psychotische Symptome vorhanden sind, wird Ketamin derzeit daher nicht angewendet. Ein weiterer Grund dafür ist ältere Literatur zu Phencyclidin, einer dem Ketamin verwandten Substanz, der man nachsagt, psychotische Erkrankungen auszulösen. Nach intensiver Literaturarbeit haben wir festgestellt, dass es für diese Befürchtung kaum wissenschaftliche Grundlage gibt. Mittlerweile gibt es Fallberichte, die einen therapeutischen Effekt von Ketamin auf negative und depressive Symptome ohne Verstärkung von psychotischen Symptomen beschreiben. In diesem Projekt erhalten PatientInnen mit Negativ-Symptomen in zufälliger Reihenfolge Ketamin oder ein Scheinmedikament (Placebo). Intensive Betreuung und regelmäßige psychiatrische Untersuchungen sollen sicherstellen, dass unerwünschte Behandlungseffekte schnell erkannt und behandelt werden. Wiederholte Magnetresonanz-Untersuchungen des Gehirns sollen zudem erste Hinweise auf die Wirkweise von Ketamin bei Negativ- Symptomen geben. Wenn unsere Vermutungen zu Wirksamkeit und Verträglichkeit von Ketamin bestätigt werden, wäre dies ein wichtiger Schritt für die Entwicklung von zuverlässigen und rasch wirksamen Medikamenten für Negativ-Symptome der Schizophrenie.