Ciliat-Chlorella Symbiosen: Erforschung alternativer Vorzüge
Testing alternative benefits in Chlorella-ciliate symbiosis
Wissenschaftsdisziplinen
Biologie (75%); Geowissenschaften (25%)
Keywords
-
Chlorella-bearing ciliates,
Symbiotic Algae Phylogeny,
Solar Ultraviolet Radiation,
Ciliates Aut- And Synecology,
Physiological Adaptation,
Mountain Lakes
Ciliaten, die in Symbiose mit Algen (sogenannten "Zoochlorellen" und "Zooxanthellen") leben oder funktionelle Chloroplasten akkumulieren, sind feste Bestandteile pelagischer Nahrungsnetze in Ozeanen und Binnengewässern. Sowohl als Primär- als auch als Sekundärproduzenten nehmen diese Organismen eine Doppelfunktion in aquatischen Ökosystemen ein. Dennoch ist wenig über die Faktoren, die ihre Dynamik und Verteilung in der Wassersäule verschiedener aquatischer Ökosysteme regulieren, bekannt. Symbiosen zwischen Ciliaten und Algen werden oft als Anpassung an nährstoffarme Verhältnisse angesehen. Derartige Symbiosen scheinen jedoch mehr Vorteile als den des Ernährungsvorteils bei Futterknappheit in sich zu bergen, da sie auch in sonnenlichtdurchfluteten eutrophen, also futterreichen Gewässern vorkommen. Ausgehend von der existierenden wissenschaftlichen Literatur und eigenen vorläufigen Ergebnissen über das Vorhandensein von UV- Sonnenschutzstoffen in symbiotischen Ciliaten, nehmen wir an, dass sich eine Symbiose mit Algen der Gattung Chlorella in dieser Organismengruppe möglicherweise auch wegen anderer Vorteile, wie einem wechselseitigen Schutz gegen die zerstörerischen Effekte der natürlichen UV-Strahlung, entwickelt hat. Während dieses dreijährigen Projektes wollen wir nun neue Denkansätze in Freiland- und Laborexperimenten kombinieren, um sieben Hypothesen zu testen, die mehrere Aspekte der Ökologie und Anpassung von Chlorella-tragenden Ciliaten für das Leben unter hohen UV-Strahlungsbedingungen, wie sie in vielen Bergseen vorgefunden werden, klären sollen. Unsere Forschungsaktivitäten werden sich auf photobiologische, ökologische, und molekularbiologische Techniken, sowie eine direkte Abschätzung der DNA - Schädigung und die phylogenetische Charakterisierung der symbiontischen Algen, konzentrieren. Durch diesen integrierenden Ansatz möchten wir zum besseren Verständnis der Verbindung zwischen natürlicher UV-Strahlung und dieser Organismengruppe beitragen. Relativ schnelle Generationszeiten von Ciliaten und die Möglichkeit, symbiontentragende und symbiontenfreie (aposymbiotische) Klone zu erhalten, schaffen exzellente Rahmenbedingungen zur experimentellen Durchführung unserer Hypothesen. Unsere Resultate werden relevante Informationen auf dem Gebiet der Photobiologie und Ökologie symbiotischer Ciliaten beisteuern, sowie zu anderen Wissensgebieten wie Aspekten der phylogenetischen Evolutionphototropher Symbiosen und des sogenannten "Global Change".
Mikroskopisch kleine einzellige Wimpertierchen (Ciliaten), die mit Algen in Symbiose leben, sind in Seen weit verbreitet. Die Ciliaten erhalten einerseits Photosyntheseprodukte ihrer Symbionten und nehmen andererseits Nahrung in Form von Bakterien oder Mikroalgen auf. Diese Doppelrolle als Primärproduzenten und Konsumenten macht sie daher zu wichtigen Gliedern in der planktischen Nahrungskette. Bisher war bekannt, dass solche mixotrophen Lebensweisen besonders in nährstoffarmen Gewässern vorteilhaft sind. Durch ihre photosynthetisch aktiven Grünalgen-Symbionten der Gattung Chlorella sind diese mixotrophen Ciliaten an Licht gebunden und daher oft schädlicher UV-Strahlung ausgesetzt. In unserem Projekt untersuchten wir weitere Vorteile in solchen Symbiosen als die der Ernährung und konnten erstmals unterschiedliche UV-Schutzstrategien nachweisen: einerseits schützen sich die Ciliaten und ihre Symbionten direkt vor der UV-Strahlung durch Selbst-Abschattung, andererseits indirekt durch die Reduktion des photooxidativen Stresses, der durch die Produktion von Sauerstoffradikalen entsteht. Weiters konnten wir erstmals nachweisen, dass die Chlorella-Symbionten einiger Ciliatenarten spezielle UV-Schutzsubstanzen synthetisierten. Ausserdem zeigten genetische Analysen, dass die Chlorellen verschiedener Ciliaten aus einem See relativ ähnlich waren, dass aber Chlorellen einer Ciliatenart aus zwei unterschiedlich transparenten Seen deutlich verschieden waren. Die Gründe dafür liegen höchstwahrscheinlich in physiologischen Anpassungen, wie z. B. der Synthese von UV-Schutzsubstanzen in mixotrophen Ciliaten, die in transparenten Seen erhöht ist. Weitere Studien an Paramecium bursaria - der meist untersuchtesten Ciliaten-Algen- Symbiose - brachten biogeographische Muster der Symbionten zum Vorschein und weisen daher auf höchst differenzierte Symbiosen hin. Die hohe Wirtsspezifität der Algen in P. bursaria konnten wir auch in Laborexperimenten nachweisen. Unsere Ergebnisse tragen nicht nur wesentlich zum Kenntnisstand auf den Gebieten der Ökologie und Photobiologie symbiontischer Ciliaten bei, sondern auch auf Gebieten wie dem Klimawandel und der damit verbundenen Empfindlichkeit bzw. Anpassung bestimmter Arten und Populationen auf erhöhte UV-Belastung. Ausserdem konnten wir wichtige physiologische und phylogenetische Aspekte solcher phototropher Symbiosen aufklären.
- Universität Innsbruck - 100%
- Anita G. J. Buma, University of Groningen - Niederlande
Research Output
- 412 Zitationen
- 11 Publikationen
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2017
Titel Bioaccumulation of ultraviolet sunscreen compounds (mycosporine-like amino acids) by the heterotrophic freshwater ciliate Bursaridium living in alpine lakes DOI 10.1080/20442041.2017.1294348 Typ Journal Article Autor Sonntag B Journal Inland Waters Seiten 55-64 Link Publikation -
2010
Titel Factors involved in the distribution pattern of ciliates in the water column of a transparent alpine lake DOI 10.1093/plankt/fbq117 Typ Journal Article Autor Sonntag B Journal Journal of Plankton Research Seiten 541-546 Link Publikation -
2011
Titel Are Freshwater Mixotrophic Ciliates Less Sensitive to Solar Ultraviolet Radiation than Heterotrophic Ones?1 DOI 10.1111/j.1550-7408.2011.00540.x Typ Journal Article Autor Sonntag B Journal Journal of Eukaryotic Microbiology Seiten 196-202 Link Publikation -
2007
Titel Sources of mycosporine-like amino acids in planktonic Chlorella-bearing ciliates (Ciliophora) DOI 10.1111/j.1365-2427.2007.01778.x Typ Journal Article Autor Sonntag B Journal Freshwater Biology Seiten 1476-1485 Link Publikation -
2006
Titel Mycosporine-like Amino Acids in the Zooxanthella-Ciliate Symbiosis Maristentor dinoferus DOI 10.1016/j.protis.2006.01.002 Typ Journal Article Autor Sommaruga R Journal Protist Seiten 185-191 -
2009
Titel Photobiological Aspects of the Mutualistic Association Between Paramecium bursaria and Chlorella DOI 10.1007/978-3-540-92677-1_5 Typ Book Chapter Autor Sommaruga R Verlag Springer Nature Seiten 111-130 -
2008
Titel CILIATE-SYMBIONT SPECIFICITY OF FRESHWATER ENDOSYMBIOTIC CHLORELLA (TREBOUXIOPHYCEAE, CHLOROPHYTA)1 DOI 10.1111/j.1529-8817.2007.00455.x Typ Journal Article Autor Summerer M Journal Journal of Phycology Seiten 77-84 -
2009
Titel Symbiotic Ciliates Receive Protection Against UV Damage from their Algae: A Test with Paramecium bursaria and Chlorella DOI 10.1016/j.protis.2008.11.005 Typ Journal Article Autor Summerer M Journal Protist Seiten 233-243 -
2020
Titel Effectiveness of Photoprotective Strategies in Three Mixotrophic Planktonic Ciliate Species DOI 10.3390/d12060252 Typ Journal Article Autor Sonntag B Journal Diversity Seiten 252 Link Publikation -
2016
Titel Stress and Protists: No life without stress DOI 10.1016/j.ejop.2016.06.001 Typ Journal Article Autor Slaveykova V Journal European Journal of Protistology Seiten 39-49 Link Publikation -
2013
Titel A morphogenetic survey on ciliate plankton from a mountain lake pinpoints the necessity of lineage-specific barcode markers in microbial ecology DOI 10.1111/1462-2920.12194 Typ Journal Article Autor Stoeck T Journal Environmental Microbiology Seiten 430-444 Link Publikation