Der wissenschaftliche Nachlass von René de Nebesky-Wojkowitz
The Scientific Legacy of Rene´ de Nebesky-Wojkowitz
Wissenschaftsdisziplinen
Andere Geisteswissenschaften (45%); Soziologie (30%); Sprach- und Literaturwissenschaften (25%)
Keywords
-
Himalayan Studies,
Digital Archiving,
Darjeeling district,
Ethnographic Collection,
History Of Anthropology,
Ethno-Tibetology
Das Projekt, das von Univ.-Prof. Dr. Martin Gaenszle geleitet und am Forschungszentrum CIRDIS (Center for Interdisciplinary Research and Documentation of Inner and South Asian Cultural History) der Universität Wien angesiedelt ist, beabsichtigt, den wissenschaftlichen Nachlass des österreichischen Tibetologen und Anthropologen René de Nebesky-Wojkowitz aufzuarbeiten und die fachgeschichtliche Bedeutung seiner Studien zu den Religionen und Kulturen Tibets sowie zur Ritualpraxis in Nepal und Nordostindien aufzuzeigen. Das vierjährige Projekt konzentriert sich dabei auf die drei Asienreisen Nebesky-Wojkowitzs in den 1950ern und auf seine Arbeit an der Universität Wien sowie am ehemaligen Museum für Völkerkunde (heute Weltmuseum Wien), wo er die tibetische und nepalesische Kultur einem interessierten Publikum näher brachte. Mit seiner sprachlichen Qualifikation, seinem kulturanthropologischen Zugang und seinem Interesse für lebende Religionen, war er Wegbereiter für eine neue Methode, die man als Ethno-Tibetologie bezeichnen kann und die sowohl das Studium der Tibetologie und Buddhismuskunde in Wien, als auch die wissenschaftliche Perspektive zahlreicher Kolleginnen und Kollegen im Ausland prägte. Das Ziel des Projekts ist die Sichtung, Archivierung, interdisziplinäre Analyse und digitale Verfügbarmachung aller vorhandenen Daten und Materialien wie unpublizierte Feldnotizen, Tonaufnahmen, Filme, Fotografien, tibetische Manuskripte und Buchdrucke, sowie mehrere hunderte ethnographische undkünstlerische Objekte, die Nebesky-Wojkowitzwährendseiner Reisen zusammengetragen hatte. Ein Großteil dieses umfangreichen und heterogenen Nachlasses wurde dem Weltmuseum Wien überlassen, weitere Bestände befinden sich in diversen Archiven und Bibliotheken weltweit, unter anderem in Kopenhagen, Leiden und London. Unter besonderer Berücksichtigung des geographischen, politischen und historischen Hintergrunds der Forschungsreisen von Nebesky-Wojkowitz, sowie seines Forschungsnetzwerks, soll eine Landkarte der Kulturlandschaften (Cultural Map) erstellt werden, die das heterogene und verstreute Material verortet und in seiner Gesamtheit präsentiert. Das gesammelte Material wird entsprechend den Prinzipien von Langzeit- Erhaltung und Open Access in der CIRDIS Datenbank archiviert und digital zugänglich gemacht. Die Neubewertung des Wissenschaftlers Nebesky-Wojkowitz, seiner Interessen, seiner Forschungsstrategien und Methoden soll zu einem umfassenderen Bild der akademischen Geschichte der Kulturanthropologie Süd- und Zentralasiens wie auch der Tibetologie beitragen, nicht nur im Hinblick auf die Universität Wien, sondern auch bezüglich der Wirkung weltweit. Dies beinhaltet auch die öffentliche Erschließung der Bedeutung und des Wertes seiner leider viel zu wenig beachteten Sammlung im Weltmuseum Wien, die für zukünftige Programme und Ausstellungskonzepte des Museums ein großen Beitrag leisten kann.
Das Projekt, das am Forschungszentrum CIRDIS (Center for Interdisciplinary Research and Documentation of Inner and South Asian Cultural History) und am Institut für Südasien-, Tibet- und Buddhismuskunde der Universität Wien unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Martin Gaenszle durchgeführt wurde, widmete sich dem reichen wissenschaftlichem Erbe von René Nebesky-Wojkowitz (1923-1959), einem österreichischen Tibetologen und Ethnografen. Das Projekt konzentrierte sich vor allem auf Nebesky-Wojkowitz' Erkundungen in Südasien in den 1950er Jahren, seine dort erworbene Sammlung für das Weltmuseum Wien, sowie seine akademischen und populärwissenschaftlichen Beiträge. Nebesky-Wojkowitz' bahnbrechender Ansatz, der Sprachkenntnisse, anthropologische Untersuchungen und eine Wertschätzung für lebendige Traditionen vereinte, legte den Grundstein für das, was heute als "Ethno-Tibetologie" bezeichnet wird. Diese innovative Methode ebnete nicht nur den Weg für fortlaufende tibetische und buddhistische Studien in Österreich, sondern hinterließ auch einen nachhaltigen Eindruck auf Forschende weltweit. Das Projekt sammelte und analysierte gewissenhaft eine vielfältige Palette von Materialien, die von Nebesky-Wojkowitz während seiner Reisen gesammelt wurden. Diese Materialien, von unpublizierten Feldnotizen und Fotografien bis hin zu Tonaufnahmen, Filmen und Artefakten inklusive Manuskripte und Buchdrucke, bieten unschätzbare Einblicke in die Kulturen und Traditionen der Himalaya-Region. Durch die Einbettung der Daten in ihre geografischen und historischen Kontexte konnte das Projekt erste Einblicke nicht nur in die kulturelle und politische Situation des Himalaya in den 1950ern gewinnen, sondern vor allem Nebesky-Wojkowitz' umfassendes akademische Netzwerk identifizieren, und die Entwicklung der österreichischen Kultur- und Sozialanthropologie sowie der Tibetologie in dieser Zeit verfolgen. Ein bedeutendes Ergebnis des Projekts war die Entdeckung und Identifizierung zuvor unbekannter Publikationen, Vorträge, und falsch zugeordneter oder schlecht dokumentierter Objekte, was unser Verständnis von Nebesky-Wojkowitz' Arbeit und ihrer Bedeutung für die österreichische Forschung der Nachkriegszeit entscheidend bereichert. Darüber hinaus führten neugeschlossene Kooperationen mit lokalen Expert:innen und Institutionen in Nepal und Indien zu einem wichtigen Daten- und Wissenstransfer und der Weitergabe von Forschungsergebnissen an die lokalen Gemeinschaften in der Region, welcher in der Zukunft noch verstärkt werden soll. Durch seine Bemühungen, die Funde und Ergebnisse durch internationale Workshops, Publikationen, aber vor allem auch über die Online-Datenbank des Himalaya Archive Vienna (HAV) zu verbreiten, versucht das Projekt, die Bedeutung von Nebesky-Wojkowitz' weniger bekannten Veröffentlichungen und seiner vernachlässigten Sammlung im Weltmuseum Wien als potenziellen Beitrag zu laufenden Forschungsdebatten und zukünftigen Ausstellungskonzepten aufzuzeigen - und einer jüngeren Generation bekanntzumachen. Insgesamt dient das Projekt als Zeugnis für die anhaltende Relevanz von Nebesky-Wojkowitz' Arbeit und ihre fortwährende Auswirkung auf die Erforschung der Kulturen des Himalaya.
- Universität Wien - 100%
- Trine Brox, University of Copenhagen - Dänemark
- Kunsang Namgyal Lama, Centre d´Études Himalayennes - Campus De Villejuif - CNRS - Frankreich
- Anna Balikci, Namgyal Institute of Tibetology - Indien
- Kami Tsewang Gurung, Triten Norbutse Institution - Nepal
- Alban Von Stockhausen, Bernisches Historisches Museum - Schweiz
- Daniel Berounsky, Charles University Prague - Tschechien
- Heleen Plaisier, University of Edinburgh - Vereinigtes Königreich
Research Output
- 6 Zitationen
- 17 Publikationen
- 1 Policies
- 2 Künstlerischer Output
- 1 Datasets & Models
- 1 Software
- 11 Disseminationen
- 3 Wissenschaftliche Auszeichnungen
- 4 Weitere Förderungen