Hanryo shinto: regionale Shinto Reformen in Japan
Hanryo shinto: regional Shinto reforms in early modern Japan
Wissenschaftsdisziplinen
Philosophie, Ethik, Religion (20%); Soziologie (20%); Sprach- und Literaturwissenschaften (60%)
Keywords
-
Buddhism,
Shinto,
Control,
Reform,
Politics,
Religion
Dieses Projekt befasst sich mit regionalen religiösen Reformen in der japanischen Tokugawa-Zeit (16001867), genauer mit Reformen in den Fürstentümern (Daimyaten) Okayama und Mito, die 1666 beinahe gleichzeitig eingeleitet wurden. In beiden Fällen hatten die Reformen enorme Auswirkungen auf die lokalen religiösen Landschaften. Die Anzahl der buddhistischen Tempel wurde um mehr als 50% reduziert, während Shinto-Schreine, von denen viele von buddhistischen Mönchen verwaltet worden waren, von buddhistischen Einrichtungen getrennt wurden. Ähnliche Reformen fanden auch in einigen anderen Fürstentümern statt, doch Okayama und Mito erlebten die radikalsten Veränderungen. Wir schlagen einen neuen Fachbegriff vor, um diese Reformen zu beschreiben: hanryo shinto oder Daimyats-Shinto. Der Begriff ermöglicht eine klare Unterscheidung zwischen regionaler Shinto- Politik einerseits und dem offiziellen Shinto-Kult der regierenden Tokugawa-Dynastie, der von buddhistischen Institutionen überwacht wurde, andererseits. Die Hauptforschung besteht aus zwei unabhängigen Fallstudien und deren Vergleich. Die Studie über Okayama besteht aus einer detaillierten Analyse der religiösen Reformen aus der Sicht des örtlichen Herrschers und seiner Verwaltung. Die Fallstudie von Mito verfolgt einen stärker ethnografischen Ansatz, bei dem hanryo shinto aus einer grassroot-Perspektive analysiert wird, und konzentriert sich auf ein bestimmtes Dorf. Studien in westlichen Sprachen haben sich nur am Rande mit den fraglichen Reformen befasst. In Japan liegen zwar eingehendere Untersuchungen vor, aber selbst japanische Autoren ignorieren die Bedeutung dieser Phänomene in der langfristigen Geschichte des Shinto. Das Projekt zielt darauf ab, diese Lücke zu schließen, indem lokale Geschichte mit größeren religiösen Veränderungen in Verbindung gebracht wird. Nach unserem Verständnis ist dieser Ansatz von größter Relevanz, da hanryo shinto die Wurzeln jener Shinto-Politik beinhaltet, die zu Beginn der Meiji-Ära im Jahr 1868 landesweit in den Vordergrund trat. Beteiligte ForscherInnen: Dr. Bernhard Scheid (Leitung), Dr. Stefan Köck (Forschung zu Okayama), Brigitte Pickl-Kolaczia, MA (Forschung zu Mito).
Der Fokus dieses Forschungsprojekts lag auf den religiösen Reformen in Mito und Okayama, zwei Daimyaten des Tokugawa-zeitlichen Japan (1600-1867). Das von der Forschungsgruppe entwickelte Konzept des Daimyats-Shint (hanry shint, Domain Shinto) erachtet diese beiden Regionen als Musterbeispiele einer spezifischen Politik, die u.a. zu einer Aufwertung lokaler shintistischer Schreine führte. Während die nachhaltigsten Reformen auf das spätere 17. Jh. beschränkt sind, enthält hanry shint Keime einer Shint-fokussierten Religionspolitik, die im 19. Jahrhundert und besonders in der Meiji-Zeit (1868-1912) landesweit realisiert wurde. Die untersuchten Regionen sind daher für die gesamte Geschichte des frühmodernen Shint von äußerster Relevanz. Im Rahmen der Projektarbeit wurde eine "thematic section" in der Fachzeitschrift Japan Review mit insgesamt 5 Artikeln zum Thema Domain Shinto erarbeitet und 2024 publiziert. Außerdem wurden zwei Monografien vorbereitet, darunter eine Dissertation, die 2025 abgeschlossen wurde.
- Yachie Yamaguchi, Ibaraki Prefectural Archives and Museum - Japan
- Inoue Tomokatsu, Saitama University - Japan
- Hiroki Tanaka, University of Okayama - Japan
- Gerald Groemer, University of Yamanashi - Japan
- Marcus Teeuwen, University of Oslo - Norwegen
Research Output
- 11 Publikationen