Griechische Vasen aus Wiener Universitätssammlungen für CVA
Greek Vases of the Vienna University Collections for the CVA
Wissenschaftsdisziplinen
Andere Naturwissenschaften (10%); Geschichte, Archäologie (70%); Kunstwissenschaften (20%)
Keywords
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Classical Archaeology,
Greek Vases,
Etruscan Vases,
Restoration of Pottery,
Archaeometry,
Provenance Studies
In der Archäologischen Sammlung der Universität Wien wurden seit 1878 griechische und etruskische Vasen hauptsächlich für den praktischen Unterricht gesammelt. Lange Zeit spielten sie wissenschaftlich keine Rolle, da sie nur unzureichend publiziert waren, abgesehen von den im ersten Wiener Band der Reihe Corpus Vasorum Antiquorum 1942 vorgelegten Stücke. Seitdem hat sich die Anzahl der Gefäße hauptsächlich durch Schenkungen deutlich vergrößert. Mit diesem Grundlagen-Forschungsprojekt sollen 155 vollständige oder fragmentierte Tongefäße aus der Archäologischen Sammlung sowie fünf Vasen aus der Studiensammlung des Instituts für Urgeschichte und Historische Archäologie der geometrischen und archaischen Zeit (Mitte des 9. Jhs. Anfang des 5. Jhs. v. Chr.) erstmals umfassend wissenschaftlich bearbeitet werden. Mit Hilfe gängiger archäologischer Methoden werden in einschlägigen Publikationen Vergleiche zu Ornamenten, ikonographischen Darstellungen oder Gefäßformen gesucht, um auf dieser Basis eine Klassifizierung, Datierung und eine Zuschreibung an einen Maler, Töpfer oder eine Werkstatt zu erreichen. Dabei werden auch zerstörungsfreie naturwissenschaftliche Untersuchungen zum Einsatz kommen: durch 3D-Laser-Scans von jedem Objekt können berührungsfrei Profil- und Schnittzeichnungen hergestellt werden, die eine Berechnung des Gefäßvolumens oder die Abrollung einer Darstellung ermöglichen. Eine Neutronen-Aktivierungs-Analyse wird helfen, die Produktionsregion einiger Fragmente einzugrenzen, und durch eine Röntgen-Fluoreszenz-Analyse können verblasste Darstellungen wieder sichtbar gemacht oder jüngere Übermalungen erkannt werden. Wichtiger Teil des Projektes wird die Restaurierung sein, wobei viele der Gefäße und Fragmente auseinander genommen, von Verunreinigungen gesäubert und neu zusammengesetzt werden müssen. Zusätzlich dazu werden alle im CVA-Band von 1942 vorgelegten 61 Objekte erneut überprüft werden, da sich die Vasenforschung in den vergangenen 80 Jahren intensiv weiterentwickelt hat. Auch Provenienzforschungen sind Teil des Projektes; hier werden Zusammensetzungen von Fragmenten innerhalb und außerhalb der jeweiligen Sammlung erwartet. Auf Untersuchung bzw. Restaurierung beruhende neue Erkenntnisse sollen bei einem Workshop erarbeitet, in einer Ausstellung präsentiert und auf einer eigenen Projekt-Homepage veröffentlicht werden. Bei Workshop und Ausstellung wird der Schwerpunkt auf technischen Aspekten der Herstellung der griechischen und etruskischen Gefäßkeramik liegen, also auf Spuren, die während des Töpferns, Bemalens und Brennens entstanden sind. Gerade während der Bearbeitung und der Restaurierung werden sowohl durch Autopsie als auch durch digitale Erfassungsmethoden neue Ergebnisse auf dem Gebiet der Produktion sowie des späteren Schicksals eines Gefäßes erwartet. Mit dem Projektende wird ein druckfertiges Manuskript vorliegen, das im Anschluss als neuer österreichischer CVA-Band Wien, Universitätssammlungen, publiziert werden kann.
Das durch den FWF geförderte Projekt wurde von 01.06.2021 bis 31.07.2025 am Österreichischen Archäologischen Institut der Österreichischen Akademie der Wissenschaften durchgeführt. Dafür wurden aus zwei Sammlungen der Universität Wien griechische und etruskische Keramikgefäße bearbeitet, deren Produktionsorte im östlichen Mittelmeerraum, in Griechenland und Etrurien liegen. Sie werden von der Mitte des 10. Jhs. bis zum Anfang des 5. Jhs. v. Chr. datiert. Während in der Studiensammlung des Institutes für Urgeschichte und Historische Archäologie die antiken Gefäße und Fragmente noch nie publiziert wurden, liegt für die Archäologische Sammlung des Instituts für Klassische Archäologie bereits ein Band der Reihe Corpus Vasorum Antiquorum (CVA), publiziert 1942, vor, aber seitdem hat sich die Zahl der Gefäße deutlich vergrößert. Jedes Gefäß und jedes Gefäßfragment wurde untersucht und vermessen, strukturiert beschrieben, gezeichnet und fotografiert. Der wissenschaftliche Kommentar befasst sich mit der Form des Gefäßes, ornamentalen und figurativen Darstellungen, um zu einer Datierung und einer Zuordnung zu einem Maler oder einer Werkstatt zu gelangen. Von jedem Boden- und Randfragment wurden entweder digital mittels Laserscan oder von Hand Profilzeichnungen angefertigt. Das Volumen wurde bei intakten Gefäßen durch Befüllen mit Linsen oder Reis gemessen und bei fragmentierten Gefäßen auf der Grundlage der Profilzeichnungen errechnet. Da die Herkunftsregion einiger Fragmente makroskopisch nicht bestimmt werden konnte, wurde an acht Proben eine Neutronenaktivierungsanalyse durchgeführt. Die Restaurierung war ein wichtiger Teil des Projekts, da viele der Gefäße und Fragmente gereinigt, restauriert oder wieder zusammengesetzt werden mussten. Die Provenienz, d. h. die Geschichte eines Objekts von seiner Herstellung bis heute, wurde für alle Objekte untersucht und so vollständig wie möglich zurückverfolgt. Während der Projektlaufzeit nahm die Projektleiterin an fünf Konferenzen teil, hielt acht Vorträge und präsentierte ein Poster. Sie bereitete eine Ausstellung vor zu Spuren an Keramikgefäßen, die während des Töpferns, Bemalens und Brennens entstanden; diese war vier Monate lang in der Archäologischen Sammlung zu sehen. Außerdem organisierte sie einen zweitägigen Workshop, auf dem 13 Spezialisten aus vier Ländern Ergebnisse ihrer aktuellen Forschungen vorstellten. Dieses Drittmittel-finanzierte Projekt dient der Grundlagenforschung: 170 vollständige oder fragmentierte Keramikgefäße aus beiden Universitätssammlungen wurden umfassend wissenschaftlich analysiert. Die Ergebnisse werden in gedruckter Form als neuer CVA-Band sowie online in einer Datenbank (www.cvaonline.org) veröffentlicht. Aufgrund der einheitlichen Struktur der Beschreibungstexte kann die neue Publikation dann als Quelle für Vasenspezialisten auf der ganzen Welt dienen, um ihre eigenen Forschungen durchzuführen, bietet aber auch wichtige Einblicke für alle Archäologen, die sich für die Herstellung und Verwendung griechischer Keramik sowie für die Geschichte von Universitätssammlungen interessieren.
- Katharina Uhlir, KHM-Museumsverband , nationale:r Kooperationspartner:in
- Johannes Sterba, Technische Universität Wien , nationale:r Kooperationspartner:in
- Stephan Karl, Universität Graz , nationale:r Kooperationspartner:in
- Alois Stuppner, Universität Wien , nationale:r Kooperationspartner:in
- Claudia Lang-Auinger, Österreichische Akademie der Wissenschaften , nationale:r Kooperationspartner:in
- Athena Tsingarida, Université Libre de Bruxelles - Belgien
- Bettina Kreuzer, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg - Deutschland
- Mario Iozzo, Museo Archeologico Nazionale di Firenze - Italien
- Thomas Mannack, The University of Oxford - Vereinigtes Königreich
Research Output
- 4 Publikationen
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2023
Titel S. Schmidt (Hrsg.), Scherben und Geschichte: die absolute Datierung bemalter griechischer Keramik, CVA Deutschland Beiheft 10 (München 2022) Typ Journal Article Autor Schörner H Journal Bryn Mawr Classical Review Link Publikation -
2023
Titel Attisch-rotfigurige Lekythos. Objekt des Monats April 2023, Sammlungen der Universität Wien Typ Other Autor Hadwiga Schörner Link Publikation -
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Titel Alte Vasen - alte und neue Probleme - neue Erkenntnisse. Das Entstehen eines neuen CVA-Bandes an der Universität Wien Typ Conference Proceeding Abstract Autor Hadwiga Schörner Konferenz 19. Österreichischer Archäologientag in Innsbruck Link Publikation -
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Titel Problematische Provenienzen. Wie umgehen mit originalen antiken Objekten aus Privatbesitz? Typ Other Autor Hadwiga Schörner Konferenz Brennpunkt Sammlung. Universitätssammlungen als Orte kritischer Auseinandersetzung. Jahrestagung der Gesellschaft für Universitätssammlungen, Wien 6.-8.10.2022 Link Publikation