Ästhetisches Urteilen in Gemeinschaft
Joint Aesthetic Judgments
Wissenschaftsdisziplinen
Erziehungswissenschaften (80%); Philosophie, Ethik, Religion (20%)
Keywords
-
Aesthetic Community,
Arts-Based Research,
Participation,
Aesthetic Education,
Individualism
Eine einseitige Fokussierung auf das Individuum in der schulischen Praxis und der diese fundierenden Theorie kann gemeinschaftliche Lern- und Bildungsprozesse schwächen. Welche Dimension eine solche Schwächung haben kann, zeigt sich besonders deutlich im Kunstunterricht: Hier steht die persönliche Wahrnehmung und Ausdrucksfähigkeit des*der Einzelnen fast immer im Mittelpunkt, während gemeinschaftliches Engagement kaum Beachtung findet. Besonders wenn es um Urteile geht, scheint die Konzentration auf die Einzelnen alternativlos zu sein. Wenn bedacht wird, dass Urteilen ein kommunikativer Akt ist, der auf andere gerichtet und diesen zugewandt ist, ist der starke Fokus auf das Individuum besonders frappierend. Ästhetisches Urteilen in Gemeinschaft hinterfragt diese Fokussierung, indem sie theoretische wie auch praktische Zugänge zum Urteilen im Kunstunterricht auf traditionelle westliche Vorstellungen zurückführt, die das Ideal einer vernunftzentrierten Aufklärung ungebrochen fortführen. Es untersucht die Schule als einen Ort, an dem Gemeinschaft zentral ist, selbst so wesentliche zwischenmenschliche Praktiken wie das Urteilen aber individualisiert und Schüler*innen damit voneinander abgegrenzt werden. Um dieses Paradox eines Orts der Gemeinschaft zu konfrontieren, der Gemeinschaftlichkeit zugunsten leistungsorientierter Individualisierung zurückdrängt, erforscht das Projekt bestehende Praktiken im Standardunterricht, befragt die impliziten Theorien und entwickelt partizipativ mit Schüler*innen neue Wege, wie Menschen ästhetische Artefakte und Situationen gemeinsam erfahren und sinnvoll zusammen zu Urteilen über diese kommen können. Dabei wird eine Vorstellung von Gemeinschaft entwickelt, die nicht auf Einheitlichkeit, sondern auf das gemeinsame Handeln heterogener Akteur*innen abzielt.
- Torsten Meyer, Universität Köln - Deutschland
- Gabriele Weiß, Universität Siegen - Deutschland
- Patrique Degraft-Yankson, University of Education, Winneba - Ghana
- Nicole Brown, University College London - Großbritannien