Gehirnsynchronität und Kommunikation jenseits des Angesichts
Syncing Minds Beyond the Face
Wissenschaftsdisziplinen
Philosophie, Ethik, Religion (30%); Psychologie (70%)
Keywords
-
Autism Spectrum Disorders,
Emotion Recognition,
Emotion Sharing,
Hyperscanning,
Neural Synchrony,
Neuroaesthetics
In etwa 1-3 % der Bevölkerung liegen auf dem Autismus-Spektrum, davon etwa 90 000 Menschen in Österreich. Diese haben oft Schwierigkeiten bei der Emotionserkennung und - kommunikation, wodurch es zu negativen Auswirkungen auf ihr soziales Leben, die Navigation in Ausbildung und im Beruf sowie ihr allgemeines Wohlbefinden kommt. Es gibt viele unbeantwortete Fragen bezüglich des Ausmaßes und der Mechanismen der Emotionskommunikation bei autistischen Menschen. Wir vermuten, dass dies vor allem auf zwei noch ausstehende Forschungsbedürfnisse zurückzuführen ist: Erstens müssen verschiedene Formen des Emotionsausdrucks erforscht werden, welche über mimikbasierte Stimuli hinausgehen. Inwieweit die Ergebnisse, die mit Hilfe von mimikbasierten Stimuli erzielt werden, auf eine veränderte Emotionserkennung zurückzuführen sind und inwieweit andere Faktoren eine Rolle spielen ist noch unbeantwortet. Zweitens gibt es derzeit wenige Forschungsarbeiten über den tatsächlichen zwischenmenschlichen Prozess und die Sender- Empfänger-Interaktion in sozialen Kontexten, welche die Synchronität zwischen Körpern/Gehirnen berücksichtigen. Dieses Projekt soll jene offenen Bedürfnisse durch einen einzigartigen interdisziplinären Ansatz angehen, indem es Experten in empirischer Ästhetik (PI Matthew Pelowski) und klinischer sozialer Neurowissenschaft (Giorgia Silani) mit Nachwuchsforschern (Young Ah Kim) zusammenbringt. Um über die Emotionskommunikation durch Mimik hinauszusehen, werden wir ein alternatives Medium für den Emotionsausdruck verwenden: Visuelle Kunst. Visuelle Kunst kann beim Betrachter starke emotionale Reaktionen hervorrufen, ohne dass eine andere Person direkt anwesend ist. Darüber hinaus berichten einige Menschen auf dem Autismus-Spektrum, denen im Alltag die Emotionserkennung bei anderen Menschen schwierig fällt, dennoch von intensiven emotionalen Erfahrungen, wenn sie sich mit Kunstwerken auseinandersetzen, was das Potenzial der Kunst bei der Vermittlung von Emotionen unterstreicht. Daher wird in dieser Studie untersucht, wie autistische und nicht- autistische Menschen Emotionen durch visuelle Kunst im Vergleich zu Gesichtsausdrücken ausdrücken und wahrnehmen Darüber hinaus wird im Rahmen dieser Studie untersucht, wie die Gehirne und Körper des Ausdrückenden und des Wahrnehmenden bei der Kommunikation von Emotionen interagieren, indem mobile Gehirnbildgebung (fNIRS: funktionelle Nahinfrarotspektroskopie) und physiologische Messungen (elektrodermale Aktivität) eingesetzt werden. Das Projekt wird nicht nur das theoretische Verständnis des neuropsychologischen Prozesses der Emotionskommunikation verbessern, sondern diese auch in einem realen Umfeld anwenden, um zu untersuchen, ob die Beschäftigung mit Kunstwerken, die von autistischen Künstlern geschaffen wurden, die negative Stigmatisierung verringern und eine prosoziale Einstellung gegenüber autistischen Menschen fördern kann, und wie kunstbasierte Interventionen Menschen auf dem Spektrum zugute kommen können.
- Universität Wien - 100%
- Rebecca Chamberlain, Goldsmiths University of London - Großbritannien
- Hee Jeong Yoo, Seoul National University College of Medicine - Korea