Inter Alpes Noricas - Römische Ressourcenerschließung
Inter Alpes Noricas – Roman resource development
Wissenschaftsdisziplinen
Andere Technische Wissenschaften (10%); Geschichte, Archäologie (90%)
Keywords
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Roman infrastructure,
Alpine resources,
Coin finds,
Iron metallurgy,
Roman findings,
Coin hoards
Die römische Landnahme und Provinzgründung ist vor allem im Zusammenhang mit strategisch- militärischen Aspekten und der Erkundung von Lagerstätten zu sehen. Die bereits unter Caesar vor der Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. einsetzende Erschließung des Alpenbogens im Gebiet der späteren römischen Provinz Noricum steht in engem Zusammenhang mit infrastrukturellen Maßnahmen wie dem Ausbau des Straßennetzes und der Errichtung von Handelsemporien sowie von Militärposten. Im Rahmen des Projekts wird die römische Ressourcenerschließung und Infrastruktur im inneralpinen Raum der Provinz Noricum untersucht. Das Forschungsgebiet erstreckt sich auf die Region des Salzkammergutes, eine Mikroregion, in der reiche Salz-, Eisen- und Buntmetalllagerstätten beheimatet sind. Der Fokus liegt dabei auf der Analyse des Verkehrsnetzes. Die Kernfrage des Projekts zielt auf die Bewertung der Siedlungsmerkmale in Bezug auf das überregionale Straßennetz und die lokalen Wegtrassen ab. Die Abhängigkeit von Transportkapazitäten sowie Infrastruktureinrichtungen wird mit Hilfe von Zeit-Distanz-Analysen untersucht. Durch die Analyse des gesamten archäologischen Fundmaterials können zudem Informationen über die an diesen Prozessen beteiligten Personen erwartet werden. Hauptziel ist die Implementierung von dynamischen Simulationsmodellen für einen römischen Siedlungs- und Wirtschaftsraum. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Analyse der gesamten antiken Münzfunde der Region, die 1400 Einzelfunde sowie zwei Münzhorte aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. umfassen. Diese sind nicht nur für die Erforschung der Region von Bedeutung, sondern sie erweisen sich als immens wichtig für die Beurteilung der wirtschaftlichen Strukturen der Provinz Noricum sowie der historisch-politischen Umstände des mittleren 3. Jahrhunderts (sog. Krise des 3. Jahrhunderts) in einem weiteren geographischen Rahmen. Hinzu kommt, dass aufgrund der einzigartigen Fundsituation der beiden Münzschätze weitreichende historische Ergebnisse zu erwarten sind. Denn gerade ihre Fundumstände bereichern die aktuelle Diskussion über die Möglichkeiten der Analyse von Münzhorten in ihrem landschaftlichen Umfeld. Dabei wird auch die genaue Untersuchung der Begleitfunde (z. B. abgetrennter Finger, Fingerring), nämlich nicht numismatische Objekte, einbezogen, deren Aussagewert bislang unterschätzt wurde. Im Zuge des Projekts werden außerdem archäometallurgische Untersuchungen lokaler Eisenvorkommen durchgeführt und die Verarbeitung des Metalls zum Zwecke der Ausrüstung und des Transports überprüft. Diese Analysen zielen insbesondere auf technologische und metallurgische Aspekte der Herstellung von Hipposandalen ab. Denn aus dem Untersuchungsgebiet stammen mehr als 800 Hipposandalen, was für eine alpine Region einzigartig ist. Die Ergebnisse des Projektes werden neue Einblicke in die römische Ressourcenerschließung im alpinen Raum und die damit verbundene Verkehrsinfrastruktur und Versorgunglogistik über einen längeren Zeitraum erlauben.
- Leif Scheuermann, Universität Trier - Deutschland