Dieses Citizen-Science-Projekt findet an einem besonders spannenden Ort statt: der Schule. Eine Schule hat alles, was Viren brauchen, um sich gut zu verbreiten, vor allem viele Menschen auf engem Raum. WĂ€hrend des mehrmonatigen Projekts werden Forschende gemeinsam mit SchĂŒler:innen ein transdisziplinĂ€res Forschungsprojekt aufsetzen, um der Ăbertragung und Verbreitung von Viren ĂŒber die Luft noch genauer auf die Spur zu kommen. Die Wissenschaftler:innen bringen medizinische, epidemiologische und soziologische Forschungsexpertise und -erfahrung mit, die SchĂŒler:innen Neugier und Unvoreingenommenheit. âDie SchĂŒler:innen sind als unsere Kooperationspartner:innen sehr intensiv in den ganzen Prozess eingebundenâ, sagt Andreas Bergthaler, Virologe an der MedUni Wien, der das Projekt leitet. âDas bedeutet, dass wir gemeinsam das Forschungsdesign entwickeln, die Experimente konzipieren, die Luftfilter aufstellen, die Proben gemeinsam erheben und auswerten usw. Am Ende sind die SchĂŒler:innen auch Co-Autor:innen der Publikation.â Da das Projekt transdisziplinĂ€r ist, werden auch sozialwissenschaftliche Methoden Anwendung finden, um die sozialen Bedingungen zu untersuchen, die epidemiologisch relevant sind. Und das Projekt ist noch in einer weiteren Hinsicht auĂergewöhnlich: Es macht sich selbst zum Gegenstand der Forschung. Die Ergebnisse werden zudem in den vorwissenschaftlichen Arbeiten der SchĂŒler:innen verarbeitet. Ob spĂ€ter alle jugendlichen Teilnehmer:innen eine wissenschaftliche Karriere beginnen, ist zweitrangig: âBei solchen Projekten geht es letztlich um die Kommunikation mit der nĂ€chsten Generationâ, sagt Bergthaler. âGanz unabhĂ€ngig vom Thema möchten wir vermitteln, wie Wissenschaft funktioniert und wie man mit komplexen Fragestellungen umgeht. Das ist meiner Ăberzeugung nach von allgemeiner Wichtigkeit fĂŒr die Gesellschaft, nicht nur, um wissenschaftlichen Nachwuchs fĂŒr die Forschung zu interessieren.â
Forschen fĂŒr und mit der Gesellschaft in 6 neuen Top-Citizen-Science-Projekten

Die Einbindung von BĂŒrger:innen in Forschungsprojekte im Programm Top Citizen Science ist mehr als eine symbolische Geste: Das Engagement fachfremder Personen ist eine Bereicherung, und einige Projekte wĂ€ren ohne ihre Einbindung gar nicht durchfĂŒhrbar. âGemeinsames Forschen von fachlichen Lai:innen und Wissenschaftler:innen erfordert auf beiden Seiten Kompetenzen, die wir mit der Förderschiene Top Citizen Science gezielt stĂ€rkenâ, sagt Christof Gattringer, PrĂ€sident des FWF.
In diesem Jahr fördert der FWF sechs Top-Citizen-Science-Projekte. Das Fördervolumen betrĂ€gt knapp 300.000 Euro; von der Medizin ĂŒber Pflegewissenschaften, Soziologie, Informatik, Geowissenschaften und Geschichte bzw. ArchĂ€ologie sind natur-, sozial- und geisteswissenschaftliche Disziplinen vertreten. Die diesjĂ€hrige Förderrunde ist gemessen an der Anzahl der Projekte und am Fördervolumen die gröĂte seit der Etablierung des Programms im Jahr 2015.
Um Kooperationen auf einem sehr hohen akademischen Niveau zu ermöglichen, sind alle Top- Citizen-Science-Projekte Teil eines vom FWF geförderten Basis-Forschungsprojekts und ergÀnzen dieses.
Von SchĂŒler:innen ĂŒber die Bewohner:innen eines Pflegeheims bis zur lokalen Bevölkerung in zwei alpinen TĂ€lern sind in diesem Jahr Personen aus vielen verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen als Citizen Scientists an den Projekten beteiligt. Von diesen wissenschaftlich tĂ€tigen BĂŒrger:innen wird einiges verlangt: Sie werden Expertise und Wissen zur VerfĂŒgung stellen, sich mit der neuesten AI matchen, Daten erheben, Fotos machen und Forschungsergebnisse interpretieren. âVon den Kooperationen sollen die Beteiligten und die einzelnen Forschungsprojekte profitieren; ebenso hoffen wir, einen Beitrag zur Verbreitung von wissenschaftlichem Wissen und wissenschaftlichen Methoden zu leistenâ, so Gattringer.
Die aktuellen sechs Projekte werden zwei Jahre lang dauern. Einreichungen fĂŒr die nĂ€chste Förderrunde des Programms Top Citizen Science sind bis zum 8. April 2024 möglich.
Ăber Top Citizen Science
Top Citizen Science fördert ForschungsaktivitĂ€ten, die eine Beteiligung von BĂŒrger:innen ermöglichen, die zu einem substanziellen, zusĂ€tzlichen wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn beitragen. Die wissenschaftliche QualitĂ€t der Top-Citizen-Science-Projekte wird durch ein zugehöriges FWF-Forschungsprojekt (âBasisprojektâ) sichergestellt, das bis zur Förderentscheidung (Oktober des Einreichjahres) noch nicht abgeschlossen ist. Ein Top- Citizen-Science-Projekt kann maximal 24 Monate umfassen und eine Förderung von maximal 100.000 Euro erhalten. Die Entscheidung ĂŒber die Förderung als Top-Citizen-Science-Projekt trifft das Kuratorium des FWF auf Grundlage einer internationalen Begutachtung.