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Die Spezialforschungsbereiche des FWF heben Synergien und bringen Forschungsnetzwerke nach internationalem Maßstab hervor. © iStock

Forschende zusammenbringen, Schwerpunkte vertiefen und gemeinsam neue Forschungsfelder erschließen: Die Spezialforschungsbereiche des Österreichischen Wissenschaftsfonds FWF heben Synergien und bringen Forschungsnetzwerke nach internationalem Maßstab hervor. In der jüngsten Ausschreibungsrunde, finanziert mit Mitteln des Fonds Zukunft Österreich, reichten 17 Konsortien ein Konzept zur internationalen Begutachtung ein – vier davon konnten einen Vollantrag stellen, drei werden nun mit einem Fördervolumen von insgesamt 11 Millionen Euro für die nächsten vier Jahre gefördert. Zusätzlich zu den drei neuen Netzwerken beschloss der FWF die Verlängerung der Förderung von vier bestehenden Spezialforschungsbereichen F77, F78, F79, F80, die auf der FWF-Website bzw. unten näher beschrieben sind.

Neue Forschungsnetzwerke nach internationalem Maßstab

Der erste neue Spezialforschungsbereich erweitert die Grenzen der Mathematik an der Schnittstelle von Wahrscheinlichkeiten und Kombinatorik und wird vom Mathematiker Nathanael Berestycki von der Universität Wien koordiniert, Forschende der Universität Wien, der Technischen Universität Graz sowie der Technischen Universität Wien sind eng eingebunden. Der zweite Spezialforschungsbereich entwickelt eine neuartige theoretische Perspektive auf die Einbettung der Sprachfähigkeit und Grammatik natürlicher Sprachen in das kognitive System. Forschende der Universität Graz und Wien arbeiten darin eng zusammen. Der dritte Spezialforschungsbereich liegt im Bereich der Physik mit dem Ziel, die Messgenauigkeit physikalischer Methoden (Spektroskopie) zu steigern, Forschende der Universität Wien, der Technischen Universität Wien, des Institute of Science and Technology Austria sowie der Universität Würzburg sind Teil des Netzwerks.

Spezialforschungsbereiche stärken institutionenübergreifende Zusammenarbeit

Mit diesen Förderungen zielt der FWF darauf ab, exzellente Forschungsnetzwerke hervorzubringen. Österreichs Forschungsstätten erhalten die Möglichkeit, vielversprechende Forscher:innen fest zu verankern und das eigene Forschungsprofil zu schärfen. Das Arbeiten in Teams wird großgeschrieben, schließen sich doch bis zu 15 Forschende in einem Spezialforschungsbereich zusammen. Im Mittelpunkt stehen oft multi- bzw. interdisziplinär angelegte Forschungsthemen. Die Beteiligung von Forscherinnen und Nachwuchswissenschaftler:innen ist dabei ebenso ein zentrales Anliegen. Die finanziellen Mittel des Förderprogramms stammen vom Fonds Zukunft Österreich.

„Spezialforschungsbereiche führen Expertise und Wissen an Österreichs Forschungsstätten zusammen, wodurch neue Netzwerke nach internationalen Standards wachsen. Das Verknüpfen unterschiedlicher Herangehensweisen bringt nicht nur für alle Beteiligten einen Mehrwert, sondern erhöht am Ende auch den Erkenntnisgewinn“, so FWF-Präsident Christof Gattringer, der den frisch geförderten Forschenden herzlich gratuliert.

Die neuen Spezialforschungsbereiche im Überblick

Spezialforschungsbereich „Diskrete Zufallsstrukturen: Abzählung und Grenzobjekte“

Portrait Nathanael Berestycki
Der Mathematiker Nathanael Berestycki koordiniert den neuen Spezialforschungsbereich „Diskrete Zufallsstrukturen“, in dem Forschende der Universität Wien, der Technischen Universität Wien und der Technischen Universität Graz eng zusammenarbeiten werden. © Universität Wien/Barbara Mair

Koordination: Nathanael Berestycki, Universität Wien
Forschungsnetzwerk: TU Wien (Michael Drmota, Marcin Lis, Benedikt Stufler, Fabio Toninelli), Universität Wien (Ilse Fischer, Christian Krattenthaler), TU Graz (Mihyun Kang)
Fördervolumen: 4,3 Millionen Euro / vier Jahre Laufzeit

Im Zentrum dieses Forschungsnetzwerkes stehen zufällige diskrete Strukturen, die allgegenwärtig in vielen Bereichen der modernen Mathematik, aber auch essenziell für die Beschreibung diverser Phänomene in der mathematischen Physik sind. Sie spielen zum Beispiel eine Schlüsselrolle, um Phasenübergänge zu verstehen, die physikalische Systeme bei abrupten Veränderungen durchmachen – wie Wasser beim Übergang vom flüssigen zum festen Zustand, wenn die Temperatur unter null fällt. Dazu werden in diesem Spezialforschungsbereich verschiedene zweidimensionale Modelle betrachtet, wie das berühmte Dimer Model und planare Graphen. Es werden dabei probabilistische und kombinatorische Sichtweisen vereint, um fundamentale Fragen über diese Modelle zu beantworten. Wie können sie abgezählt werden, entweder exakt oder näherungsweise? Wie kann man ihre Zufallsgeometrie unter geeigneter Skalierung verstehen? Wie kann man die faszinierende Beobachtung erklären, dass die gleichen Strukturen und Gesetzmäßigkeiten in ganz verschiedenen Kontexten immer wieder auftreten? Solche Fragen haben tiefliegende Verbindungen zur mathematischen Physik, von topologischen Phasenübergängen bis hin zur Liouville-Quantengravitation, die untersucht werden.

Spezialforschungsbereich „Sprache zwischen Redundanz und Defizienz“

Portrait Edgar Onea Gáspár
Der Sprachwissenschaftler Edgar Onea Gáspár koordiniert den neuen Spezialforschungsbereich „Sprache zwischen Redundanz und Defizienz“, in dem Forschende der Universität Graz und Universität Wien eng zusammenarbeiten. © privat

Koordination: Edgar Onea Gáspár, Universität Graz
Forschungsnetzwerk: Universität Graz (Boban Arsenijević, Steffen Heidinger, Susanne Wurmbrand), Universität Wien (Daniel Büring, Dalina Kallulli, Eva-Maria Remberger, Albert Wall)
Fördervolumen: 3,8 Millionen Euro / vier Jahre Laufzeit

Sprache ist eine unserer fundamentalsten kognitiven Fähigkeiten. Der Spezialforschungsbereich entwickelt einen neuen Ansatz zur Modellierung des sprachlichen Systems. Den Ausgangspunkt bildet die Hypothese, dass der kognitive Kern der Sprachfähigkeit zwar auf logisch-symbolischen Berechnungen basiert, jedoch in ein kognitives System stochastischer Natur eingebettet ist. Als Schnittstelle zwischen der symbolischen und der stochastischen Komponente bedient sich die Grammatik der zentralen Optimierungsfaktoren Redundanz und Defizienz, die sprachlichen Operationen zugrunde liegen können und es ermöglichen, sowohl unter- als auch überspezifizierte Eingaben zu verarbeiten. Der Spezialforschungsbereich bündelt die außerordentlich starke linguistische Forschung an den Universitäten Graz und Wien und befasst sich mit einheitlich definierten, umfassenden empirischen Bereichen der Grammatik (Pronomina und Ellipse). Die Teilprojekte beleuchten, klassifizieren und modellieren diese theoretisch und empirisch unter der Perspektive der Konzepte Redundanz und Defizienz. Die zu erwartenden Erkenntnisse versprechen nicht nur ein tiefergreifendes Verständnis der grundlegenden Mechanismen des grammatischen Systems, sondern eröffnen auch neue Perspektiven für zentrale Fragestellungen der Kognitionswissenschaften hinsichtlich der Rolle der Sprache in der Kognition.

Spezialforschungsbereich „Kohärente Metrologie jenseits elektrischer Dipolübergänge (COMB.AT)“

Portrait Oliver Heckl
Der Physiker Oliver Heckl koordiniert den neuen Spezialforschungsbereich „Kohärente Metrologie jenseits elektrischer Dipolübergänge (COMB.AT)“, in dem Forschende der Universität Wien, der Technischen Universität Wien, des Institute of Science and Technology Austria und der Universität Würzburg eng zusammenarbeiten. © privat

Koordination: Oliver Heckl, Universität Wien
Forschungsnetzwerk: Technische Universität Wien (Thorsten Schumm, Andrius Baltuška), Universität Würzburg (Adriana Pálffy-Buß), Institute of Science and Technology Austria (Mikhail Lemeshko)
Fördervolumen: 3,1 Millionen Euro

Im Spezialforschungsbereich COMB.AT, einem ambitionierten Projekt in der optischen Metrologie, erforscht ein Team aus Forschenden fundamentale physikalische Konstanten auf einem bisher unerreichten Niveau der Präzision. Mit einer innovativen Methode, die Licht mit Orbitaldrehimpuls (OAM) einsetzt, zielt COMB.AT darauf ab, die Messgenauigkeit in der molekularen und nuklearen Spektroskopie zu steigern.

Diese Forschung verbindet die Expertise von führenden theoretischen und experimentellen Physiker:innen, die im Zuge des SFB gemeinsam an der Grenze des wissenschaftlichen Verständnisses arbeiten. COMB.AT konzentriert sich auf elektrisch-dipolverbotene Übergänge, die mithilfe von Licht mit OAM untersucht werden können. Das eröffnet ein neues Paradigma für die Präzisionsmessung und die Entwicklung innovativer nuklearer und molekularer Uhren.

Diese wegweisende SFB-Kooperation ermöglicht so, langfristig angelegte und interdisziplinäre Forschungsthemen zu bearbeiten, um die Grenzen der optischen Metrologie und Spektroskopie entscheidend zu erweitern und wissenschaftliche Infrastruktur für exzellente Forschung zu schaffen.

Zusätzlich zu den drei neuen Spezialforschungsbereichen verlängert der FWF die Förderung folgender bestehender Spezialforschungsbereiche um weitere vier Jahre mit einem Gesamtfördervolumen von 21,5 Millionen Euro:

Spezialforschungsbereich „Advanced Computational Design“

Koordination: Michael Wimmer, TU Wien
Forschungsnetzwerk: Technische Universität Graz, Universität Innsbruck

Spezialforschungsbereich „Stammzellenmodulation in neuronaler Entwicklung und Regeneration“

Koordination: Jürgen A. Knoblich, Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA), Österreichische Akademie der Wissenschaften
Forschungsnetzwerk: Institute of Molecular Pathology (IMP), Institute of Science and Technology Austria, Max Perutz Labs/Universität Wien, Universität Innsbruck, Medizinische Universität Wien

Spezialforschungsbereich „Gezielter Proteinabbau – von kleinen Molekülen zu komplexen Organellen“

Koordination: Sascha Martens, Universität Wien
Forschungsnetzwerk: Institute of Molecular Pathology (IMP), Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA)/ÖAW, Research Center for Molecular Medicine/ÖAW, Gregor Mendel Institut für Molekulare Pflanzenbiologie/ÖAW, Medizinische Universität Wien, Max Delbrück Center (Berlin)

Spezialforschungsbereich „RNAdeco: chemische Dekoration von RNA“

Koordination: Michael F. Jantsch, Medizinische Universität Wien
Forschungsnetzwerk: Max Perutz Labs/Universität Wien, Institute of Science and Technology Austria, Medizinische Universität Innsbruck, Universität Wien

Über die Spezialforschungsbereiche

Mit einer Spezialforschungsbereich-Förderung können 5 bis 15 Wissenschaftler:innen ein international sichtbares Forschungsnetzwerk bilden, um Forschungsfragen mehrheitlich an einem Standort zu vertiefen. Das Programm adressiert besonders multi- bzw. interdisziplinär angelegte Forschungsthemen. Forschungsstätten erhalten die Möglichkeit, mit einer SFB-Förderung exzellente Rahmenbedingungen für vielversprechende Forscher:innen zu schaffen und das eigene Forschungsprofil zu schärfen. Das Programm wird mit Mitteln des Fonds Zukunft Österreich finanziert.

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