Sprungbrett oder Stolperstein? Studie beleuchtet Effekte früher Förderungen auf wissenschaftliche Karrieren
Eine internationale Studie des Research on Research Institute gibt Aufschluss darüber, inwieweit frühe Förderungen spätere Förderchancen und wissenschaftliche Produktivität beeinflussen. © Katelyn Perry/unsplash

Das Research on Research Institute (RoRI), an dem 20 Förderorganisationen und Forschungsinstitute beteiligt sind (darunter auch der FWF), hat soeben die Studie „Matthew effect and early-career setbacks in research funding—a replication study“ veröffentlicht.

Die Studie geht der Frage nach, wie frühe Förderentscheidungen die weitere wissenschaftliche Karriere beeinflussen. Im Mittelpunkt stehen zwei gegensätzliche Effekte: der Matthew-Effekt (kumulative Vorteile durch frühe Förderung) und der Early-Career-Setback-Effekt (mögliche Leistungssteigerung nach frühem Scheitern). Auf Basis von Antrags- und Publikationsdaten aus sechs Förderorganisationen wurde geprüft, inwieweit frühe Förderungen spätere Förderchancen und wissenschaftliche Produktivität beeinflussen. Die Ergebnisse liefern wichtige Impulse für die Ausgestaltung von Förderstrategien.

In die Analyse flossen Daten von sechs Forschungsförderorganisationen ein: FWF (Österreich), FNR (Luxemburg), Wellcome Trust (UK), CIHR, SSHRC und Health Research BC (Kanada). Insgesamt wurden 109.624 Anträge aus 14 Förderprogrammen ausgewertet. Für den FWF wurden pseudonymisierte Daten aus 15.366 Anträgen aus den Programmen Erwin Schrödinger, FWF-START-Preise und Einzelprojekte der Jahre 2009–2020 sowie aggregierte Publikationsdaten (Zitationsraten) der Antragstellenden herangezogen.

Für den FWF und die Grundlagenforschung in Österreich zeigen sich folgende zentrale Ergebnisse:

  • Stärkerer Early-Career-Setback-Effekt

In den Karrieren von FWF-geförderten Forschenden fällt dieser Effekt ausgeprägter aus als bei den meisten anderen Förderorganisationen. Das deutet darauf hin, dass vielversprechende Forschende, die bei einer ersten Antragstellung scheitern, später dennoch erfolgreich eine Förderung einwerben können. Allerdings ist dieser Befund teilweise auf Selektionsprozesse zurückzuführen: Vor allem sehr leistungsstarke Forschende, die knapp gescheitert sind, bleiben aktiv und stellen erneut Anträge.

  • Schwächerer Matthew-Effekt

Im Vergleich zu anderen Förderern zeigt sich bei den Förderungen des FWF ein weniger starker kumulativer Vorteil durch frühe Förderung. Früh geförderte Forschende haben später zwar etwas häufiger Erfolg, jedoch deutlich weniger automatisch als bei anderen Organisationen.

Begutachtung auf aktuelle Projektqualität fokussiert

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass beim FWF frühere Bewilligungen vergleichsweise geringeren Einfluss auf nachfolgende Förderentscheidungen haben als bei anderen Förderinstitutionen. Das spricht für eine stärkere Orientierung des Entscheidungsverfahrens an der wissenschaftlichen Qualität des jeweils aktuellen Förderantrags.

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