Forschung als Stimme - die afrikanische Präsenz in Neapel
Research as Vocality: Tracing the African Presence in Naples
Wissenschaftsdisziplinen
Andere Geisteswissenschaften (25%); Kunstwissenschaften (60%); Soziologie (15%)
Keywords
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African diaspora,
Vocality,
Personal narratives,
Italian colonialism,
African Slavery in Europe,
Afro-European Identities
Obwohl die Anwesenheit von Menschen afrikanischer Herkunft in der Stadt Neapel seit mindestens dem 15. Jahrhundert gut dokumentiert ist, wurden persönliche und kollektive Geschichten im Zusammenhang mit einer solchen Anwesenheit vernachlässigt oder vergessen. Infolgedessen werden afrikanisch-italienische Individuen und Gemeinschaften immer noch als anders wahrgenommen. Durch die Migrationsflüsse des letzten Jahrzehnts sind Fragen der gesellschaftlichen Repräsentation oder des Rechts auf Staatsbürgerschaft in der italienischen Gesellschaft nochmals komplexer und virulenter geworden. Mit diesen Fragestellungen und gesellschaftlichen Konstellationen haben sich Künstler*innen und Aktivist*innen in den letzten Jahren immer wieder konfrontiert und mittels künstlerischer Kreationen, politischer Statements und/oder forschungsbasierter Analysen Ihre Stimmen zu erheben. Die internationale Bewegung, die den #BlackLivesMatter- Protesten folgte, verlieh ihren Positionen zusätzliche Sichtbarkeit, wenn auch nur für eine begrenzte Zeit. Das Projekt Research as Vocality möchte die physische, relationale, politische und expressive Kraft ihrer Stimmen, sowohl ihrer Singstimmen als auch ihrer Wortmeldungen, hervorheben und dadurch diese Künstler*innen und Aktivist*innen in den Vordergrund rücken. Darüber hinaus soll das Projekt auch dadurch eine grundlegende Wirkung erzielen, dass es die historischen Beziehungen zwischen Neapel und Afrika in den Mittelpunkt stellt, um ein neues und nachhaltiges Verständnis für aktuelle Fragen der Mobilität, Nationalität, Unterschiede in Bezug auf Ethnizität oder Geschlecht, Zugang zu Rechten und Möglichkeiten aufzubauen. Die ethnologische Forschungslinie des Projekts ist sowohl partizipativ als auch archivalisch ausgerichtet. Es greift auf den Rahmen von Black Vocality zurück, den Gianpaolo Chiriacò am Center for Black Music Research in Chicago entwickelt hat und der auf dialogischen und performativen Kooperationen basiert, in denen Künstler*innen und Forscher*innen historische Dokumentationen analysieren und hinterfragen. Neapel ist eine bemerkenswerte Fallstudie für eine kunstbasierte Forschung, die sich auf Gesang konzentriert, denn 1.) erscheinen afrikanische Sklaven bereits im neapolitanischen Musikrepertoire des 16. Jahrhunderts, 2.) beherbergte Neapel 1940 die Hauptausstellung des italienischen Kolonialismus, und 3.) ist die Stadt international bekannt für ihre Vokalkunst. Die kooperative Erforschung vokaler Äußerungen (Lieder, Rap, Spoken Word, Predigten etc.) in Bezug auf die afrikanische Diaspora in Neapel wird die Unterscheidung zwischen Künstler*innen als Gegenstand der Forschung und Forscher*innen als aktiven Part derselben umkehren. Es wird sich vielmehr auf die Arbeit von Künstler*innen/Forscher*innen konzentrieren, die sich gleichberechtigt in die kollektive Diskussion einbringen. Die Personen, die in diesen sich vermischenden Rollen das Projekt primär durchführen, sind Djarah Kan, Napoleon Maddox und Gianpaolo Chiriacò. Ihre Arbeit wird in drei Phasen unterteilt: 1) eine ortsspezifische multimedia Produktion, die sich an der von Maddox geschaffenen Performance Twice the First Time orientiert aber durch die kollektive Arbeit des Projekts transformiert wird; 2) eine Phase, in der dialogische und performative Räume für andere Künstler*innen/Forscher*innen geschaffen werden; 3) eine abschließende Ausstellung in Innsbruck.
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