Einer kommenden Revolution gedenken
Commemorating a revolution yet to come
Wissenschaftsdisziplinen
Humangeographie, Regionale Geographie, Raumplanung (25%); Kunstwissenschaften (50%); Soziologie (25%)
Keywords
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Revolution,
Cinema,
Observational,
Anti-Caste movement,
Adjacency,
Spiritual
Das Projekt schlägt vor, sowohl das Fortbestehen des Kastensystems in Indien als auch den Widerstand dagegen mithilfe einer künstlerischen Praxis zu untersuchen und zu reflektieren. Auf diese Weise wird der Versuch unternommen, eine filmische Form zu finden, die mit den Visionen einer kastenlosen Gesellschaft resoniert. Als integraler Bestandteil der hinduistischen Gesellschaftsstruktur kodifiziert das Kastensystem vermeintlich ewige Hierarchien innerhalb der sozialen Struktur. Dabei wird vorausgesetzt, dass man in seine Kaste hineingeboren wird, ohne die Möglichkeit eines Wechsels. In diesem sozialen Gefüge gelten Menschen, die Arbeiten verrichten, die als niedrig oder schmutzig eingestuft werden, wie das Reinigen der Dachrinnen, das Beseitigen von Tierkadavern usw., als unheilig und unberührbar. Diese Gruppe, die heute meist mit dem politisch aufgeladenen Begriff Dalit (wörtlich: die Unterdrückten) bezeichnet wird, wurde unterdrückt, ausgegrenzt und diskriminiert. Im Laufe der Jahre hat sich das Kastensystem gewandelt und mit Kräften der Moderne verbündet die Diskriminierung aufgrund der Kastenzugehörigkeit bestimmt weiterhin das tägliche Leben der Gegenwart. Trotz der Fortschritte, welche die Anti-Kasten-Bewegung im Laufe der Jahrzehnte erzielt hat, bleibt das Ideal einer kastenlosen Gesellschaft in weiter Ferne. Mahad, eine kleine Stadt in Maharashtra (Westindien), nimmt in der Vorstellung der indischen Anti-Kasten- Bewegung der Dalits einen ganz besonderen, ikonischen Platz ein. Es ist jene Stadt, in welcher der herausragende Dalit-Führer, Dr. Ambedkar, der die zeitgenössische Dalit-Bewegung in vielerlei Hinsicht geprägt hat, 1927 seine erste Protestkundgebung abhielt. Im Zentrum dieses Projekts steht die Schaffung einer filmischen Arbeit, welche den revolutionären radikalen Moment von Mahad und die Anti-Kasten- Bewegung aufgreift und teilt. Die Filmarbeit beabsichtigt, über die Binarität von Feierlichkeit oder Ablehnung hinauszugehen und stattdessen mit Mahad zu sein, mit all seiner Komplexität, seinen Fehlern, seinen Errungenschaften und seiner Kritik. Um dies zu erreichen, wird die Arbeit versuchen, die Grenzen dessen, was mit Kino möglich ist, herauszufordern. Die Arbeit geht von der Überzeugung aus, dass das Kino nicht bloß ein audiovisuelles, sondern vielmehr ein spirituelles Medium ist. Der Versuch besteht darin, das Unsichtbare sichtbar zu machen, das Unhörbare zum Klingen zu bringen. Die vorgeschlagene filmische Arbeit wird eine sinnliche, erfahrungsgeleitete Mehrbildschirm-Arbeit sein. Auf diese Weise sollen der Mahad-Kampf und seine Nachwirkungen aktiv/bewusst nicht auf eine verstehbare, erklärbare, lineare Erzählung reduziert werden. Unsere Frage lautet: Wäre es möglich, durch eine solche Herangehensweise eine filmische Form zu finden, die wahrhaftig diese Revolution erinnert, eine Revolution, die noch kommen wird? Wird uns ein solches Gedenken dem Ideal einer kastenlosen Gesellschaft näherbringen?
- Amruta Waghmare, All India Panther Sena - Indien
- Sakharam Jadhav, Baudhjan Panchayat Samiti - Indien