Historische Geographien - verräumlichte Geschichte
Historical Geographies, Spatialized History
Wissenschaftsdisziplinen
Humangeographie, Regionale Geographie, Raumplanung (100%)
Keywords
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Human Geography,
Economic History,
Urban Development,
Cities,
Mexico City,
Globalization
Die Habilitation untersucht die Entwicklung und Transformation lateinamerikanischer Städte im 20. Jahrhundert wobei auf die mexikanischen Städte besonderes Augenmerk gelegt wird. Aufbauend auf den theoretischen und methodologischen sozialwissenschaftlichen Diskussionen über die Zusammenhänge zwischen Geographie, Geschichte und Gesellschaft, untersucht die Habilitation. a) die gesellschaftliche Produktion von städtischem Raum: Warum, wie, von wem und unter welchen spezifisch- historischen Bedingungen werden spezifische Städte erzeugt? b) ob und wie diese städtischen Geographien die weitere wirtschaftliche und soziale Entwicklung bestimmter Gesellschaften geprägt haben. Das Leitmotiv der Habilitation ist also, dass das Machen von Geschichte das Machen von Geographien impliziert und umgekehrt. Gesellschaften entwickeln sich nicht nur an bestimmten Orten. Sie entwickeln sich vielmehr durch die andauernde Produktion und Reproduktion von Räumlichkeiten (z.B. Städte). Diese Städte sind gegenüber bestimmten sozialen Gruppen und politischen oder wirtschaftlichen Strategien keineswegs neutral. Dass Räumlichkeiten unter bestimmten Bedingungen produziert wurden impliziert, dass sie von bestimmten Absichten oder Konflikten einer Gesellschaft zu einem bestimmten Zeitpunkt durchdrungen sind. Sie sind deshalb ein Mehr zur Erreichung bestimmter Ziele - und ein Hindernis zur Durchsetzung anderer. Die Entwicklung und Transformation der mexikanischen Städte im 20. Jahrhundert kann folglich gelesen werden als die räumliche Komponente (und nicht Ausdruck) verschiedener Entwicklungswege von der Revolution über die importsubstituierende Industrialilsierung bis zur Globalisierung. Die wesentlichen Beiträge der Habilitation zur Forschung sind die folgenden: Mit ihrer detailreichen Darstellung der Stadtentwicklung in Mexiko im 20. Jahrhundert bietet sie eine gute empirische Grundlage für die Erforschung der Beziehungen zwischen Geographie und Gesellschaft. Theoretische Argumente, wie sie von Edward Soja, Benno Werlen oder Martina Löw (um nur drei wichtige Vertreter der raumtheoretischen Diskussionen zu nennen) können so im Lichte einer profunden Analyse einer konkreten, wenn auch nicht zu eng gefassten Fallstudie diskutiert werden. Ein zweiter wichtiger Beitrag liegt im Fokus auf die historischen Dimensionen des "Machens von (städtischen) Geographien". Die Habilitation argumentiert, dass die dialektischen Beziehungen zwischen Raum (z.B. der gebauten Umwelt von Städten) und sozialen Prozessen am besten durch eine historische Analyse erfasst werden können, die in den aktuellen Diskussionen um die "Handlungszentrierte Sozialgeographie" allerdings häufig fehlt. Drittens hilft die Habilitation eine der größten Schwächen der gegenwärtigen Stadtgeographie innerhalb der Lateinamerikastudien - und darüber hinaus - zu überwinden. Die meisten der Untersuchungen behandeln die gesellschaftliche Einbettung von Verstädterungsprozessen nicht angemessen. Obwohl Phänomene wie die Entstehung von "Megastädten" oder jüngst von neuen Industriestädten detailreich beschrieben werden, sind sie kaum Gegenstand einer näheren (ganz zu schweigen von erschöpfenden) Untersuchung der Beziehungen zwischen bestimmten städtischen Formen und Prozessen (wie z.B. der Zentralisierung oder Dezentralisierung) und breiten sozialen und wirtschaftlichen Entwicklungen gewesen.
- Universität Wien - 100%