Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte LVII
Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte LVII
Wissenschaftsdisziplinen
Kunstwissenschaften (100%)
Keywords
-
Art History,
Cultural Studies,
Art and Power
Der Band LVII des "Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte" beschäftigt sich mit den Zusammenhängen von bildlicher Darstellung und gesellschaftlicher Realität. Im Zentrum stehen Fragen nach Bezügen zwischen Kunst, Wissenschaft und sozialen Machtverhältnissen, wobei neben mittelalterlichen und frühneuzeitlichen auch moderne Themen behandelt werden. Die ersten sechs Aufsätze sind dem 15.-17. Jahrhundert zugeordnet. Der einleitende Text von Mojmir Frinta (New York) setzt sich mit Miniaturdarstellungen des "Masters of the travels of John Mandeville" auseinander. Der anschliessende Beitrag von Tomislav Vignjevic (Ljubljana) verdeutlicht anhand des in der frühen Neuzeit verbreiteten Bildes der "drei Stände", auf welche Weise zu jener Zeit gesellschaftliche Hierarchien visualisiert wurden. Im nachfolgenden Aufsatz widmet sich Ewald Lassnig (Wien) der "Melancholie" Dürers, wobei er historische Aspekte wie auch in der Forschung bislang vernachlässigte künstlerische Bezugnahmen auf Pinders Erkenntnistheorie berücksichtigt. Der anschließende Aufsatz (Marina Haiduk/Berlin) verdeutlicht, wie in Daniele da Volterras Gemälde "David und Goliath" die Paragonedebatte auf das biblische Thema übertragen wurde. Auf welche Weise in der Mitte des 16. Jahrhunderts katholische Reformen zu einer Veränderung von Märtyrerinnendarstellungen führte, zeigt der Text von Jörg Martin Merz (Münster). Anhand des Spätwerks von Nicolas Poussin setzt sich Henry Keazor (New York) mit der Frage nach einem möglichen Altersstil` auseinander: Gehört die Idee vom Altersstil` in den Bereich der Mythen oder hat sie künstlerische Realität? Die nachfolgenden vier Aufsätze widmen sich der klassischen Moderne. Julia Rüdiger (Wien) veranschaulicht, wie sich in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre im Werk Amédée Ozenfants ein auffallender künstlerischer Wandel vollzog. Die Möglichkeit, dass Ozenfants Wandel Folge einer kunsttheoretischen Neuorientierung war, wurde in der Forschung bislang nur unzureichend berücksichtigt. Rüdiger zeigt den Einfluss der Naturwissenschaften auf den puristischen Künstler. Katharina Steidl analysiert anhand von Brassas Graffitifotografie, welche Verbindung Ethnographie und Kunst im Surrealismus der 1920er Jahre hatten. Einen kritischen Blick auf das "physiognomische Sehen" wirft Daniela Bohde (Franfurt/Main) anhand einer Analyse der Gestaltpsychologie Hans Sedlmayrs. Die Autorin verdeutlicht, auf welch vielschichtige Weise Sedlmayrs Auffassung von der "Totalität des Kunstwerks" dem ideologischen Denken des Nationalsozialismus verhaftet war, auch wenn es kein rassistisches Vokabular enthielt. Der abschliessende Aufsatz von Michael Viktor Schwarz (Wien) setzt sich mit der "New York Strategie" des Emigranten Max Beckmann auseinander. In thematischer und methodischer Vielfalt werden damit Einblicke in die Interdependenz von künstlerischen, wissenschaftshistorischen und ideologischen Beziehungen gegeben und neueste Forschungsergebnisse präsentiert.
- Universität Wien - 100%